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rund 712 Tonnen weniger abgefahren werden. Die Fäkalien wurden den Landwirten der Umgebung zu Dungzwecken zugeleitet. Alhambra: "Das Frauenparadies" mit Hortense Raky und Leo Slezak. Dienstag, 24. November 1936 In den Wintermonaten stieg die Arbeitslosigkeit saisonal bedingt stets an, doch die Steigerungen fielen im Vergleich zum Vorjahr auch in Fürth nur sehr gering aus. Am 31. Oktober 1936 waren in Fürth nur noch 2889 Arbeitslose gemeldet. Einen Mangel gab es jetzt schon bei der Besetzung von Stellen für Bau-Facharbeiter und Hausgehilfinnen. Der Ortsgruppe Fürth des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen war es gelungen, den Film über die Winter-Olympiade 1936 in Garmisch-Partenkirchen nach Fürth zu bekommen. Bei einem Eintrittspreis von 30 Pfennigen fand die Filmaufführung im Weißengarten (Theaterstraße 5) statt. Lu-Li: "Glückskinder" mit Paul Kemp und Oskar Sima. Weltspiegel: "90 Minuten Aufenthalt" mit Harry Piel. Mittwoch, 25. November 1936 Am Wochenende feierte die frühere Fürther Gastwirtsinnung, jetzt "Wirtschaftsgruppe des Gaststättenund Beherbergungsgewerbes, Ortsgruppe Fürth" ihr 50-jähriges Bestehen. Im festlich geschmückten Geismannsaal konnte man am Sonntagabend auch das einzige noch lebende Gründungsmitglied mit großem Beifall begrüßen. In der Mitte der Bühne leuchtete die Zahl 50, auch hatte man eine Büste Hitlers aufgestellt, ansonsten war der Saal weiß-grün geschmückt. Nach Festreden und Ehrungen wurde zum Tanz aufgespielt. Jeden Abend konnte man insbesondere aus dem Westen der Stadt einen Leuchtturm sehen, der nach allen vier Himmelsrichtungen ein flammend rotes Lichtbündel schickte. Es handelte sich dabei um den hohen Schornstein der Wasenmeisterei in der äußeren Vacher Straße, der bei Eintritt der Dunkelheit unbeleuchtet einen Gefahrenpunkt für die Flieger des nahegelegenen Fliegerhorstes Atzenhof dargestellt hätte. Donnerstag, 26. November 1936 Die NZ brachte einen Bericht über das Fürther Rathaus, dem Wahrzeichen der Kleeblattstadt. Erbaut wurde es in den Jahren 1845 bis 1850 nach den Plänen von Architekt Friedrich Bürklein. Der Stadtrat entschied sich 1838 zu einem Neubau. Der bekannte Münchner Oberbaurat Gärtner hatte den geglückten Fürther Entwurf sogar dem König empfohlen. Dominante war der Rathausturm (51 m), der dem Palazzo Vecchio (94 m) in Florenz mit größeren Abweichungen nachgebaut wurde. Die erste Rathausuhr wurde von Manhardt in München 1850 gefertigt. Die drei Glocken ertönten zum ersten Mal in der Neujahrsnacht 1851. Eine besondere Einweihungsfeier fand nicht statt. Stadttheater Fürth: "Wieselchen", Lustspiel von Lenz. Freitag, 27. November 1936 Die Wortwahl wurde immer schärfer: Die Ortsgruppe Fürth-West der NSDAP hielt im Kulturverein (Logenhaus) an der Dambacher Straße vor Politischen Leitern eine Versammlung ab. Redner war der stellvertretende Gauamtsleiter aus Nürnberg. Die NZ sprach von einer eineinhalbstündigen "mitreißenden Rede". Zur Sprache kam "der Saustall" in den bolschewistischen Ländern sowie die verbale Erniedrigung des "auserwählten jüdischen Volkes" in Form von "Würgeengeln". Immer wieder wurde der Redner in seinen Ausführungen von stürmischer Zustimmung unterbrochen. Mit dem Kampflied der Bewegung und einem dreifachen Heil auf Hitler schloss die Kundgebung. Zentral-Lichtspiele: "Schatten der Vergangenheit" mit Luise Ulrich und Gustav Diesel. Kristall-Palast: "Mädchen in Weiß" mit Hilde von Stolz und Ivan Petrovich. Am vergangenen Sonntagnachmittag wurde im Fürther Stadttheater das musikalische Märchenstück "Kalif Storch" aufgeführt. Die Eintrittspreise betrugen 0,30 bis 1,30 RM. Samstag, 28. November 1936 Der NS-Lehrerbund Fürth befasste sich bei einer Feierstunde mit der Aufklärung über den deutschen "Arbeitsdienst". Man sah die Zukunft Deutschlands im deutschen Osten. Die Kolonisierung und die Kultivierung der riesigen Bodenflächen würden dem Arbeitsdienst in den nächsten Jahrzehnten 62