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Jugendfahne" statt. Im weiten Viereck waren alle Schüler und Schülerinnen angetreten. In mehreren Reden wurde u.a. darauf hingewiesen, wie schwer es war, gerade in diesem Stadtteil die nationalsozialistische Idee durchzusetzen. Die HJ-Jugendfahne durfte auf dem Dach eines Schulhauses nur dann gehisst werden, wenn mindestens 90% aller Schülerinnen und Schüler ab zehn Jahren bei Jungvolk, HJ oder BdM organisiert waren. Im Fürther Hauptbahnhof wurde das Dach von Bahnsteig drei wegen Undichtigkeit abgetragen und Tage später neu aufgelegt. Wartende Reisende waren jetzt wieder gegen die Unbilden der Witterung geschützt. Samstag, 5. Dezember 1936 Am 6. Dezember jährte sich zum 60. Mal der Tag, an dem der Fürther Ehrenbürger Konrad Hätzner starb. Er wurde 1792 in Stein bei Nürnberg geboren. Im Alter von 17 Jahren trat er als Schulgehilfe in die Fürther Volksschule ein. Schon 1813 wurde Hätzner wegen seiner pädagogischen Fähigkeiten in Fürth als Lehrer zu einem Monatsgehalt von 300 Gulden angestellt. Er wirkte genau 50 Jahre als Volksschullehrer. Bei seiner Verabschiedung hatten ehemalige Schüler für ihren einstigen Lehrer einen hohen Geldbetrag eingesammelt. Wegen seiner Lehrgeschicklichkeit und seines Fleißes verlieh die Stadt Fürth ihm 1863 das Ehrenbürgerrecht. In der Südstadt ist eine Straße nach ihm benannt. Stadttheater Fürth: "Die tolle Komtess", Operette von Kollo. Montag, 7. Dezember 1936 Auch in Fürth sammelten NS-Prominenz, Mitglieder des Fürther Stadttheaters und OB Jakob gegen Abend in den Straßen der Fürther Innenstadt und in den Lokalen. Insgesamt erzielte man eine Einnahme von 9106 RM auf Fürther Stadtgebiet, die Hälfte mehr als 1935. Der TV Fürth 1860 veranstaltete in seiner bis auf den letzten Platz besetzten Turnhalle einen "Bunten Abend". Ein Programmpunkt jagte den anderen. Höhepunkt der humorvollen Einlagen war der Auftritt von "Papa" Schwarzmann als Zirkusdirektor, der sieben mehr oder weniger störrische menschliche Pferdchen dirigierte. Dienstag, 8. Dezember 1936 Das Infanterieregiment 21 rückte vom 7. bis einschließlich 10. Dezember zum Gefechtsschießstand Neunhof aus. Dort fand täglich in der Zeit bis 17 Uhr das Scharfschießen statt. Am Sonntag öffnete die Weihnachtsausstellung Fürther Künstler in Räumen des alten Krankenhauses an der Schwabacher Straße. Es waren u.a. Bilder der Maler Dörrfuß, Schopper, Hemmerlein, Kuchenreuther, Muggenhöfer und Professor Gebelein zu sehen. Über die Presse appellierte man an die Fürther Bürgerschaft ein Ausstellungsstück zu kaufen, da nur die wenigsten Künstler von ihrer Arbeit leben konnten. Alhambra: "Mädchenpensionat" mit Angela Salloker und Attila Hörbiger. Kristall-Palast: "Burgtheater" mit Olga Tschechowa und Hans Moser. Mittwoch, 9. Dezember 1936 Die Stadt Fürth erwarb das Anwesen Kohlenmarkt 3 und Hirschenstraße 2. Man wollte die Immobilie umbauen und darin verschiedene städtische Ämter unterbringen. Deshalb erhielt das Anwesen die Bezeichnung "Städtisches Amtshaus". Erlaubnis für das Stadtgebiet durch die Stadt Fürth: Bei starkem Nebel empfahl man Autofahrern gelbe Scheinwerfer. Dies geschah durch den Kauf von gelben Vorsatzblenden, die man vor die normalen Scheinwerfer klemmte. Am Obstmarkt nahe dem Fürther Rathaus saßen die Frauen hinter ihren Ständen jetzt wieder auf kleinen Öfen, die unter ihren mit Decken verhüllten Sitzen angebracht waren. Die Wirtschaftsgruppe Einzelhandel entschied für Nürnberg und Fürth, dass der "Kupferne Sonntag" als Einkaufstag entfiel. Somit hatten die Geschäfte nur am 13. ("Silberner Sonntag") und am 20. Dezember ("Goldener Sonntag") für die Kunden geöffnet. Donnerstag, 10. Dezember 1936 Frei herumlaufende Hunde bildeten ein Ärgernis auf dem Fürther Wochenmarkt. Die Stadt sah sich nach diversen Beschwerden genötigt, damit zu drohen, freilaufende Hunde im Bereich des Wochenmarktes 64