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Am Haltepunkt "Alte Veste" wurde eine 67-jährige Nürnbergerin von einem Wagen des Cadolzburger Zuges tödlich verletzt. Sie hatte trotz der rotleuchtenden Blinkanlage und der lauten Hornsignale versucht, die Gleise zu überschreiten. Die Bundesbahn wollte sich bemühen, ihren Beitrag zu einem möglichst schnellen Abbruch des Fürther Bahnhofsbunkers zu leisten. Man war jetzt bereit, das 550 qm große Grundstück einschließlich des bei Kriegsende gesprengten Bunkers an einen Interessenten abzugeben. Im Filmprogramm zur Monatsmitte (Ostern) u.a.: "Geheimauftrag CIA Istanbul 777" mit Jeff Collins (Park), "Wenn Killer auf der Lauer liegen" mit Dean Martin und Senta Berger (Admiral), "Tolldreiste Kerle in rasselnden Raketen" mit Gert Fröbe und Daliah Lavi (Bambi) sowie "Die Lümmel von der ersten Bank" mit Hansi Kraus, Uschi Glas, Georg Thomalla und Theo Lingen (City). Der Stellenmarkt der Osterausgabe der FN umfasste 15 ganze Seiten. Dienstag, 16. April 1968 Die Fürther Ostermarschierer gerieten zum Gammler-Protest. Überwiegend auswärtige Krawallmacher versuchten sich mit der Fürther Polizei anzulegen. Es kam zu härteren Rempeleien. Der Sturm einiger Schlägertrupps auf die US-Kaserne misslang. Polizei hatte die Nebenstraßen abgeriegelt. Man konnte sich ausmalen, was diese Demonstranten in der Flößaustraße erwartet hätte. Feldmarschmäßig ausgerüstete Truppen mit aufgepflanzten Bajonetten sicherten die Tore. Die meisten Fürther Bürger wandten sich angewidert von den verschiedenen verwahrlosten Typen ab, die davon redeten, man müsse endlich Autos anzünden und ein Lokal plündern. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die komische Oper "Die verkaufte Braut" von Friedrich Smetana sowie das Schauspiel "Der Teufel und der liebe Gott", beide Vorstellungen als Wiederholungen in den bisherigen Besetzungen. Außerdem das musikalische Lustspiel "Das kleine Hofkonzert" von Edmund Nick, u.a. mit Anny Coty, Gerda Hensel, Roswitha Karon, Sonja Knittel, Karl Mikorey, Rudolf Rock, Rolf Lansky und Joe Pflüger. Die SpVgg besiegte in ihrem Heimspiel im Ronhof vor 2500 Zuschauern den SV Wiesbaden mit 4:1. Tore für Fürth durch Kamp, Perras, Tauchmann und Ballmann. Man blieb auf Rang sechs der Tabelle. Linksaußen Perras wurde vor Spielbeginn für sein 250. Spiel im Kleeblatt-Dress geehrt. Mittwoch, 17. April 1968 Jugendfußballer aus drei Ländern reisten zum 12. Fußball-Jugendturnier des ASV Fürth an. Die Besucher waren begeistert von Atmosphäre und Gastfreundschaft. Dies bestätigte auch Ex-Bundesligatorwart und Jugendbetreuer Jäcker von Eintracht Braunschweig (Gewinner des Turniers) beim Empfang im Berolzheimerianum. Die Jugendmannschaft des ASV wurde zu Gegenbesuchen nach Luxemburg und Mannheim eingeladen. Die Fränkische Pelzindustrie Märkle & Co Fürth erhielt auf der Leipziger Frühjahrsmesse eine Goldmedaille für ihr "Royal Dark". Durch dieses hochwertige Veredelungsverfahren wurde ein "jugendliches Blausilberschwarz" bei naturschwarzen Persianern und Breitschwänzen erreicht. Die Sperre der unteren Königstraße ging nun schon in die fünfte Woche. Der Verkehr floss einigermaßen flüssig durch die Umleitungsstrecken Rednitz- und Bergstraße, dagegen plätscherte der Umsatz der Einzelhändler im verkehrsgesperrten Teil der Königstraße. Die Einbußen lagen bei etwa 30%. Dass es an den Fürther höheren Schulen und sogar an der Berufsschule Schülerzeitungen gab, hatte die Kollegen von der Realschule nicht ruhen lassen. Sie brachten nun eine eigene Schulgazette mit dem wortspieligen Titel "Realist" unters Publikum. Donnerstag, 18. April 1968 Eine Zweimann-Delegation der Stadtverwaltung von Paisley traf in Fürth ein. Ein dritter Schotte stieß Tags darauf dazu. Für die Gäste aus der zukünftigen Fürther Patenstadt hatte die Stadt ein dreitägiges Besuchsprogramm ausgearbeitet. Zwei merkwürdige Dachstuhlbrände in der Nürnberger Straße beschäftigten die Fürther Kriminalpolizei. Die Feuer entstanden innerhalb von 30 Minuten in zwei nahe beieinanderliegenden Häusern. Während das erste Feuer schnell gelöscht werden konnte, entstand beim zweiten Sachschaden von über 50.000 DM. Es roch nach verglühter Asche und Brandstiftung. Freitag, 19. April 1968 Die Maschinenanlagen der Fürther Fernwasserversorgung im Wald bei Guggenmühle waren jetzt betriebsbereit. Zu dem Wasser-Reservoir gehörten noch 21 Tiefbrunnen in zwei Landkreisen. In einem Wirrwarr von Kesseln, Ventilen und Rohrleitungen konnte das Wasser kurze Zeit später seinen weiten Weg nach Fürth antreten. Zwischenpumpen wurden nicht benötigt, da das Wasser dem natürlichen Gefälle nach Fürth folgte. Erboste Gesichter bei der Generalversammlung der Fürther Schützengesellschaft: Enttäuschung bei den Mitgliedern, weil die Stadt für die Umsetzung der Schießanlagen nur 10.000 DM locker machen wollte. Damit sollten auch sämtliche weiteren Ansprüche der Schützen abgegolten sein. Da der städtische Finanzreferent Dr. Eckstein den Schützen im Vorfeld schon ein Angebot von 40.000 DM vorgeschlagen hatte, war man jetzt

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