besonders sauer. Man konnte nicht verstehen, dass andere Sportvereine mit "großen Zuschüssen" bedacht wurden, bei den Schützen würde sich die Stadt jedoch betont sparsam zeigen. Man wollte deshalb mit der Stadtspitze noch einmal verhandeln, bei einem unbefriedigenden Ergebnis sogar vor Gericht ziehen. Die Vorstandschaft der SpVgg verweigerte die Übersendung des Spielerpasses für ihren Amateurspieler Erich Beer an den 1. FC Nürnberg. Man berief sich dabei auf die Ehrenerklärung beider Vereine vor Jahren, dass man sich ohne vorherige beiderseitige Zustimmung gegenseitig keine Spieler abwerben würde. Samstag, 20. April 1968 Wie die katholische Kirchenverwaltung mitteilte, gingen 1968 insgesamt 333 Kommunikanten (174 Jungen und 159 Mädchen) aus den vier Fürther katholischen Gemeinden erstmals zum Tisch des Herrn. Im Alter von 61 Jahren verstarb der frühere Torwart der SpVgg und Nationaltorhüter Dr. Ludwig Wenz. Er unterhielt zuletzt in Nürnberg-Eibach eine Arztpraxis. Die Kleeblättler hatten Wenz in den 30-er Jahren geholt. Für sie stand er viele Jahre im Tor. Bekannt war er für seine eiserne Ruhe in heikelsten Situationen. Die drei Gäste der schottischen Patenstadt Paisley wurden in einem Besichtigungsmarathon herumgereicht. Schulen, Grundig-Werke, Krankenhaus, Waldheim "Sonnenland", WBG-Hochhaus auf der Hardhöhe, um nur einige zu nennen. Den Highlandern mussten abends die Socken gequalmt haben. Für einen Tag wurden sie vom britischen Konsul aus München begleitet. Ein stark angetrunkenes Ehepaar hielt sich mit einem Kleinkind im Alter von einem Monat im Fürther Hauptbahnhof auf. Die Eltern waren nicht mehr in der Lage, sich vorwärtszubewegen, geschweige denn, ihr Kind zu versorgen. Polizei musste eingreifen. Die Stadt gab nahezu 400.000 DM jährlich für die Stadtreinigung aus. Dies geschah mit zwei Kehrmaschinen und 13 handbetriebenen Besen. Die Kehrmaschinen bearbeiteten den Staub in den großen Hauptverkehrsstraßen Fürths. 24 km Straßen wurden so zweimal wöchentlich im 25-km-Tempo abgegrast. Den Rest bewältigten die 13 handgelenkten Besen. Diese Truppe arbeitete damals ziemlich krisenfest, denn nur die menschlichen Straßenkehrer kamen zwischen die geparkten Autos, um für saubere Flächen zu sorgen. Ein unglaublich dreister Banküberfall spielte sich in der Nürnberger Innenstadt ab. Zwei junge Gangster überfielen die Bayerische Vereinsbank Ecke Karolinenstraße und Hefnersplatz. Die bewaffneten Verbrecher sprangen über den Tresen und erbeuteten etwas über 80.000 DM. Ihnen gelang die Flucht. Nach drei Stunden konnte einer der Täter in Nürnberg von der Nürnberger Polizei, der andere in einer dunklen Ecke der Fürther Altstadt von der Fürther Polizei festgenommen werden. Bei jedem der Täter fand man über 40.000 DM. Die beiden Kriminellen waren erst 17 und 19 Jahre alt! Montag, 22. April 1968 Erich Cornway, beliebter Schauspieler der Nürnberg-Fürther Bühnen, starb im Alter von 68 Jahren. Der geborene Düsseldorfer begeisterte über 25 Jahre das Nürnberg/Fürther Publikum. Bei seinem Comeback nach schwerer Krankheit einige Wochen zuvor erhielt er ständigen Szenenapplaus. Am vergangenen Wochenende öffneten sich zum wiederholten Mal die städtischen Pforten anlässlich des "Tags der offenen Tür". 1700 Bürger passierten die Schwellen kommunaler Einrichtungen zur Fußvolkvisite. Renner war wie jedes Jahr - die Feuerwehr, wo man im Minutentakt die Kinder ermahnte: "Macht eich net dreckert." Im Vorjahr waren noch 8000 Fürther gekommen. Sättigungserscheinungen? Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Das Lustspiel "Das kleine Hofkonzert" von Edmund Nick sowie die Oper "Madame Butterfly" von Puccini, beide Vorstellungen als Wiederholung in der jeweiligen Besetzung. Die SpVgg verlor überraschend das Auswärtsspiel beim FC Villingen mit 0:1, behielt aber ihren sechsten Tabellenrang. Dienstag, 23. April 1968 Sommerliche Temperaturen, aber kein Wasser zur Abkühlung. So erging es wieder einmal den Fürthern. Das städtische Baubetriebsamt hatte die Eröffnung des Sommerbades am Scherbsgraben für den 12. Mai vorgesehen. Dort hielt man die gegenwärtigen Rekord-Temperaturen für eine vorübergehende Erscheinung. Vorläufig waren nur die Fliesenleger am Werk, um aufgefrorene Kacheln in den Becken zu reparieren oder zu erneuern. Flexibilität war ein Fremdwort. Der kommunalpolitische Verein "Treu Fürth" feierte sein 50-jähriges Bestehen. In den letzten Jahren war ein Zuwachs von 50% an Mitgliedern zu verzeichnen. Der Verein arbeitete parteilos "zum Wohl der Fürther Bürger". Im Stadtrat war man mit Albert Dörfler, dem "Chef der Hardhöhe", vertreten. Bei der MTV-Jahreshauptversammlung gab es eine Wachablösung in der Vorstandschaft: Zwar wurde Robert Portzky wieder erster Vorsitzender, er erhielt jedoch mit Herbert Maschinski einen neuen Vertreter als zweiten Vorsitzenden an seine Seite. Der Verein mit seiner Großturnhalle am Schießanger und der gigantischen Kegelbahn-Anlage war auf dem Weg zum Sportzentrum in der Fürther Innenstadt. Mittwoch, 24. Mai 1968
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