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Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters nur eine einzige Aufführung: Die Wiederholung der Oper "Madame Butterfly" von Puccini in der bisherigen Besetzung. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel beim FC Freiburg glatt mit 0:3, behielt aber den sechsten Rang der Tabelle zur Regionalliga Süd. Dienstag, 7. Mai 1968 Der Fürther Großindustrielle Max Grundig wurde 60 Jahre alt. Zwei Bundesminister und drei bayerische Staatsminister kamen, um dem erfolgreichen Wirtschaftskapitän der Nachkriegszeit persönlich zu gratulieren. Man feierte mit vielen geladenen Gästen pompös in der Nürnberger Meistersingerhalle. Auch OB Scherzer und Alt-OB Dr. Bornkessel waren unter den Gratulanten. Sogar Bundeskanzler Kiesinger ließ Glückwünsche übermitteln. Dr. h.c. Max Grundig hatte ab 1946 ein Weltunternehmen aus dem Boden gestampft. Allein in Fürth arbeiteten etwa 8000 Menschen bei Grundig. Insgesamt beschäftigte der Konzern 1968 mehr als 27.000 Arbeitnehmer in mehreren Ländern. Der Kommandeur der US-Streitkräfte in Nordbayern, Oberst Fredric P. Field, gab im amerikanischen Offiziersclub Fürth einen deutsch-amerikanischen Empfang. Damit sollte die in all den Jahren stets gewachsene deutschamerikanische Freundschaft gefestigt werden. Und so feierten Stadtoberhäupter aus Fürth, Nürnberg und Zirndorf sowie Landtagsabgeordnete, Polizeidirektoren, Richter, Staatsanwälte, Geistliche und Brauereidirektoren mit amerikanischer Prominenz bei kaltem Buffet samt Whisky und deutschem Bier. Der Andrang war groß, der Saal im "Grünen Baum" war bis zur Empore besetzt. Die WBG hielt ihre Jahreshauptversammlung ab. Betretenes Schweigen, als bekannt wurde, dass ab 1. Juni die Mieten der "Genossen" um 10 bis 18 Prozent steigen würden. Die erhöhten Kanalbenützungsgebühren und die gestiegene Grundsteuer waren dafür verantwortlich. Mittwoch, 8. Mai 1968 Die Fürther Verkehrsunfallstatistik für den Monat April (in Klammern der entsprechende Monatswert 1967): gemeldete Unfälle 195 (192), Verletzte 69 (64), ins Krankenhaus eingelieferte Verletzte 17 (14), Tote 2 (2). Im Monat April 1968 waren 1852 Kraftfahrzeuge mehr gemeldet als im April 1967. Donnerstag, 9. Mai 1968 Miss Germany Lilian Atterer aus Forchheim weilte zu einer Stippvisite in Fürth. Sie erschien mit Begleiterin und ihrer Entdeckerin Susan Kattoll im "Café Susan im Logenhaus. Sie behauptete gegenüber Vertretern der Presse, sie freue sich sehr, den Abend in Fürth verbringen zu dürfen und schlürfte weiter an einem zünftigen Humpen MaiBowle. Der "Radsportverein Fürth 08" beging seinen 60. Geburtstag. Man feierte im Grünen Baum und gedachte der 12 radsportbegeisterten Männer, die 1908 den Club gründeten. Man nannte sich damals "Windhorst" und gehörte zum "Concordia-Verband". Der zweite Weltkrieg brachte den Verlust des gesamten Inventars. In der Nachkriegszeit spielte man im Fürther Sportleben mit Radball, Einer-Kunstfahren und Sechser-Herrenreigen nur noch eine unbedeutende Rolle. Die langwierige Operation an der wichtigsten Fürther Verkehrsader ging ihrem glücklichen Ende entgegen: Wenigstens in der oberen Königstraße konnte der Verkehr wieder in beiden Richtungen pulsieren. Jeweils zweispurig und schlaglochfrei mit Hartgussasphaltbelag. Die Fürther schimpften über die lange Ausbauzeit: "In Nürnberg werden in der selben Zeit ganze Straßenzüge gebaut", so ein grantelnder Fürther. Freitag, 10. Mai 1968 Die Zeit des Flussbades war vorbei! Die Rednitz hatte als Badewasser ausgedient. Die Stadtverwaltung erlaubte ab sofort das "Ins-Wasser-steigen" nicht mehr. Nur Duschen und Sonnenbaden waren jetzt noch erlaubt. Wer baden wollte, musste zu den Becken am Scherbsgrabenbad hinübergehen. Die "nachhaltige Unterbindung" des Badens war auf die mögliche gesundheitsschädliche Beschaffenheit des trüben Rednitzwassers zurückzuführen. Eine neuere Untersuchung des Wassers stützte diese Aussage. Die Anzahl der Bakterien im Flusswasser hatte gegenüber dem letzten Sommer noch einmal zugenommen. Ein Streit an der Pädagogischen Hochschule (PH) in Nürnberg war neu aufgeflammt. Mit einem befristeten Vorlesungsstreik wollten 750 angehende Pädagogen die Staatsregierung unter Druck setzen und den Vollzug des Landtagsbeschlusses vom 12. Juli 1967 erreichen, in dem die Umwandlung der konfessionellen PH in eine simultane Hochschule verlangt wurde. Man wollte die Verzögerungstaktik der Bayerischen Staatsregierung nicht mehr länger hinnehmen, so AStA-Vorsitzender Hartmut Träger aus Fürth, später nicht nur Lehrer und Rektor, sondern auch Bürgermeister der Kleeblatt-Stadt. Kaufhaus Hertie in Nürnberg warb in einer ganzseitigen Anzeige in den FN für den Kauf von Nerzmänteln zu günstigen Sommerpreisen. Ein Standard-Nerzmantel aus dem Angebot kostete damals z.B. 3750 DM. Samstag, 11. Mai 1968

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