Die neue Bezirkssportanlage am Schießanger wurde mit Wort und Spiel eingeweiht. Das zentrale Fußball-Spielfeld wies die internationalen Maße von 68 mal 105 Metern auf. Um diesen Rasenplatz führte eine breite sechsbahnige Aschenbahn. Dass die hierfür verwendete Schlacke sich später als giftig erwies, konnte erst Jahre später aufgedeckt werden. Für die Zuschauer errichtete man im Süden einen Stehwall mit Steinstufen. OB Scherzer weihte die Anlage ein, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass die Stadt 300.000 DM bisher dafür ausgegeben hatte. Fünf Volksschulen (Pfisterstraße, Rosenstraße, Pestalozzistraße, Friedrich-Ebert-Straße, Kirchenplatz) sowie das Heinrich-Schliemann-Gymnasium und die Städtische Real- und Handelsschule schickten zusammen 101 Klassen mit rund 3200 Jungen und Mädchen zu dieser Sportanlage. Die Polizei registrierte schon die ersten "Muttertagsdiebstähle". Immer wieder wurden Zäune überstiegen und Blumen aus den Beeten privater Gärten geschnitten. Der städtische Bauausschuss befasste sich mit dem "Schulmief" und beriet über die Entlüftungsanlage für die Real- und Handelsschule am Tannenplatz. Ergebnis: Eine Entlüftungsanlage wird aus Kostengründen zunächst nur in den Toiletten eingebaut, doch sollten im Rohbau die entsprechenden Aussparungen gelassen werden, um auch die Klassenzimmer später nachrüsten zu können. Tragisch endete das Leben eines 15 Monate alten Jungen in der Hamburger Straße: Die Freundin der Mutter, die das Kind in ihrer Wohnung beaufsichtigte, wollte es baden. Als sie unterdessen ihrem eigenen Säugling das Fläschchen gab, war der Junge einen Moment in der Wanne unbeaufsichtigt, glitt aus und lag bäuchlings mit dem Gesicht nach unten im Wasser. Alle Reanimierungsmaßnahmen des Arztes blieben erfolglos. Im Rahmen der "Musischen Woche" zeigten Schülerinnen des Helene-Lange-Gymnasiums Anton Tschechows Einakter "Der Heiratsantrag". Einige Darstellerinnen füllten die "Hosenrollen" perfekt aus. Das Publikum freute sich mächtig. Montag, 13. Mai 1968 Der mexikanische Konsul Dr. h.c. Max Grundig lud eine Reihe Nürnberg/Fürther Sportfunktionäre zu einer vorolympischen Farb-Tonbildschau ins Grundig-Kasino ein. Mexikanische Gerichte und mittelamerikanische Musik sorgten für entsprechende gute Laune in der sachlichen Elektronik-Umgebung. Alle Herren trugen selbstverständlich breitrandige Sombreros. Vier amerikanische High-Schools (Augsburg, Würzburg, München und Nürnberg) schickten im Rahmen der Musischen Woche ihre musikalischen Talente ins Fürther Stadttheater. Herausragend die Saxophon-Jazzband unter der fingerschnalzenden Leitung ihres Bandleaders. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Oper "Zar und Zimmermann" von Albert Lortzing, u.a. mit Judith Blegen, Hella Ruttkowski, Andrea Camillo Agrelli, Oskar Gernhard, Rudolf Gniffke, Barry Hanner und Klaus Lange. Ferner das Spectaculum "Doktor Eisenbart" von Nico Dostal als Wiederholung in der bisherigen Besetzung. Die SpVgg verlor ihr Heimspiel im Ronhof gegen Hessen Kassel mit 0:1. Etwa 1000 Zuschauer verabschiedeten im letzten Spiel der Saison ihre Kleeblättler mit Pfiffen. Man rutschte damit auf Platz sieben der Tabelle zur Regionalliga Süd ab. Fürth spielte in den letzten Spielen mit Löwer; Derbfuß, Schmid; Klier, Emmerling, Marchl; Perras, Albrecht, Kamp, Tauchmann, Boden. Dienstag, 14. Mai 1968 "Wiedervereinigung" in Fürth: Die beiden Teile der Fronmüllerstraße konnten jetzt nach vielen Jahren durch Schlagen einer Schneise zusammengeführt werden. Nach der Asphaltierung gab es damit erstmals eine weitere Verbindungsstraße Richtung Nürnberg. Die Fürther Gastronomen hatten sich in die "Höhenluft" der Alten Veste zurückgezogen, wo der Hotel- und Gaststättenverband tagte. Hauptpunkt der Diskussion war - wie immer in den letzten Jahren - die Forderung nach Abschaffung der Getränkesteuer. Eine Stadt mit so hohem Steueraufkommen wie Fürth könne doch, wie auch andere Städte schon, auf diese Steuer verzichten. Was tun mit einem gekauften Schloss? Die Stadt favorisierte jetzt die Unterbringung des seit Jahren unbehausten Fürther Heimatmuseums in das Pückler-Limburgische Schloss. Ferner sollten dort auch in unregelmäßigen Abständen Kunstausstellungen möglich sein. (Das Erlanger Schloss Atzelsberg diente als Verwendungsvorlage.) Der städtische Verkehrsausschuss genehmigte einen Zebrastreifen in der Herrnstraße in Höhe Stresemannplatz. Die Frauenstraße bekam eine Halteverbotszone verpasst, ferner durfte man auf der südlichen Seite der Moststraße nicht mehr parken. Seit in der oberen Königstraße ein durchgehender Mittelstreifen aufgebracht war, hagelte es Proteste von Haus- und Geschäftseigentümern. Ihre Anwesen waren nur noch von einer Seite aus erreichbar. Eine Lösung dieses Problems fand man nicht. Besserung durch Gewöhnung! Mittwoch, 15. Mai 1968 Obwohl in Fürth viele Häuser renoviert wurden, "roch" es noch hie und da. 220 Häuser waren noch "unten ohne". (1961 waren übrigens noch 1834 Häuser ohne Kanalanschluss!) Einen so hohen Anteil von Häusern ohne Kanalanschluss konnte keine der zehn größten Städte Bayerns aufweisen. Noch immer fuhren also Fäkalienfahrzeuge vor, Arbeiter verlegten Schläuche und hingen das Pumprohr in die Fäkaliengrube. Die
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