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Erklärung: Fast alle dieser 220 Anwesen lagen im Sanierungsgebiet der Altstadt. Die Häuser waren noch bewohnt, doch die Eigentümer durften ihre Immobilien nicht an die Kanalisation anschließen, da ja der Abriss drohte. Das Naserümpfen im Zentrum Fürths ging also weiter. Zur deutsch-amerikanischen Freundschaftswoche besuchten ein paar Dutzend amerikanische Schulkinder für einige Tage deutsche Schulen. So wurden amerikanische Schüler und Schülerinnen in der Pfisterschule und am Helene-Lange-Gymnasium in die entsprechenden Klassen "eingeschult". Schon am ersten Tag wurden Freundschaften geschlossen. Da sich gegenüber Kindern Sittlichkeitsdelikte häuften, reagierte die Stadt mit Aktionen. Für die ersten und zweiten Klassen der Grundschulen veranstaltete man Vorführungen des Puppentheaters "Die Kullerköpfe", für ältere Schüler den Aufklärungsfilm "M". Außerdem versuchte man Eltern mit Vorträgen und Merkzetteln zu erreichen. Die Polizei ging davon aus, dass die Dunkelziffer der Sittlichkeitsdelikte um ein Mehrfaches höher lag als die bekannt gewordenen Fälle. Das alte Landratsamt am Beginn der Amalienstraße hatte sich gemausert. Nach über einjähriger Bauzeit war ein Schulhaus entstanden, das den Ansprüchen des landwirtschaftlichen Unterrichts gerecht wurde. Die neue "landwirtschaftliche Kreisberufsschule" wurde feierlich eingeweiht. Kirchenrat Will von der St.-Michaels-Gemeinde übernahm das Zeremoniell. Die Ehrengäste sprachen Worte der Anerkennung, hatte man doch bis jetzt 751.000 DM dafür ausgegeben. Nach der Feier besichtigten die Gäste die neuen Räume. Selbst viele Bürgermeister, die hier früher ein- und ausgegangen waren, fanden sich nicht mehr zurecht. Kein Alzheimer, sondern nur die neue Architektur. Donnerstag, 16. Mai 1968 Reformhäuser boten immer mehr Ernährungsberatung an. Dazu kamen zentrale Veranstaltungen, z.B. in der Meistersingerhalle unter dem Thema "Das Reformhaus bittet zu Tisch". Reformhäuser in Fürth waren damals u.a. Reformhaus Kiechl in der Schwabacher Straße 17, Reformhaus Süd in der Schwabacher Straße 133 und Reformhaus Fischer in der Ludwigstraße 38. Die Bühne der "Nuremberg High School" spielte im Fürther Stadttheater Henry Fieldings weltbekannte Ballade "Tom Jones" in englischer Sprache. Das vorwiegend amerikanische Publikum amüsierte sich köstlich. Freitag, 17. Mai 1968 Nicht auf dem traditionellen Stresemannplatz in der Südstadt, sondern auf dem Platz an der Schwabacher Straße gegenüber dem Lohnert-Spielplatz fand zum 16. Mal das Maifest der Südstadt statt. Wegen Verkehrsumleitungen stand der Stresemannplatz diesmal für die Rummel-Gaudi nicht zur Verfügung. Nürnberg war ab sofort ein Glied in der großen "Wimpy"-Kette. In der Königstraße 51 wurde das 550. Wimpy-Haus der Welt eröffnet. Die Londoner Gründerfirma Lyons zog ein regelrechtes Flechtwerk an Schnellrestaurants über den Erdball. Spezialität bei Wimpy: Hacksteak in getoastetem Brötchen. Schmeckte super, war aber nicht unbedingt etwas für Gesundheits-Freaks. Immer mehr Eltern, die Schwierigkeiten mit ihren Kindern hatten, nahmen die haupt-, neben- und freiberuflichen Mitarbeiter der städtischen Erziehungsberatung Fürths in Anspruch. Insgesamt wurden 1967 in den Räumlichkeiten 242 Jungen und 159 Mädchen neu zur Diagnose angemeldet. Die Tendenz war steigend, wie Dr. Ernst Griesbach, der Leiter der Beratungsstelle, mitteilte. Für die helfende Tätigkeit standen 15 Mitarbeiter zur Verfügung. Unterstützt wurden diese von 6 Schuljugendberatern direkt in den Fürther Schulen. Die Fürther Stadträte machten ihrer Verärgerung Luft! Das Riesenprojekt der Altstadtsanierung schien auf der Stelle zu treten, denn wieder forderte der Stadtbaurat von den Stadträten die Genehmigung zur Verlängerung der Veränderungssperre um ein weiteres Jahr. Man bewilligte den Antrag, forderte jedoch von den Architekturbüros energisch schnelles Arbeiten für einen möglichen zeitnahen Start der Baumaßnahmen. Im Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: "Vergiss nicht deine Frau zu küssen" mit Walter Giller und Vivi Bach (Park), "Ein Liebesfall" mit Eva Ras (Bambi), "CIA-Agent Jeff Gordon" mit Roger Hanin (Admiral) sowie "Der Verwegene" mit Charlton Heston und Joan Hackett (City). Samstag, 18. Mai 1968 Die SpVgg meldete die erste Neuverpflichtung für die neue Regionalligasaison. Der 20-jährige talentierte Manfred Ebenhöh vom 1. FC Nürnberg unterzeichnete einen Zweijahresvertrag beim Kleeblatt. Ebenhöh stammte aus Langenzenn. Es war soweit: Direktor Rebel von der Pückler-Limburgischen Wohltätigkeitsstiftung überreichte den Schlüssel des Schlosses in Burgfarrnbach an OB Scherzer. Fürth hatte nach der Devise gekauft: Das Schloss ist zwar alt, doch der Wald ist groß. Für 6 Mio DM kaufte die Stadt das Schloss, den wunderschönen 8,3 Hektar großen Schlosspark und 149,18 Hektar Wald. Kein zusammenhängendes Waldstück, jedoch in verschiedenen Tranchen direkt an den Fürther Stadtwald angeschlossen. Der Kauf war die einzige Möglichkeit Fürths, sich im Westen auszudehnen. Immer mehr fränkische Brauereien versuchten sich mit einem dunklen Altbier am Markt. Das Bier wurde mit obergäriger Hefe gebraut, sein Stammwürzegehalt lag bei etwa 12%. Tucher-Siechen warb mit "Bayerisch Alt", Hümmer-Bräu mit "Süd-Alt", Humbser mit "Alt", Maisel Bayreuth mit "Bayreuther Alt" und Schäffbräu mit "Altbier".

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