Nach dem Entwurf des Fürther Haushalts für 1968 klaffte eine Lücke von 3,18 Mio DM bei den Ausgaben. Finanzreferent Dr. Eckstein empfahl daher, endlich die Grundsteuer anzuheben und die Kanalgebühren drastisch zu erhöhen. Die Fraktionen begannen mit den Beratungen. Nur die NPD erklärte schon jetzt unbesehen die Ablehnung des Etats. Der neue Straßenbahnvertrag mit der Stadt Nürnberg hing noch an einem einzigen Punkt: die Höhe der Fürther Kostenbeteiligung. Alle anderen strittigen Fragen konnte man in Verhandlungen lösen. Mehrmals erwähnte man in der Stadtratssitzung "rein zufällig" das für diesen heiklen Punkt zuständige Schiedsgericht. Der Valentinsball, das blumenreichste Ballereignis Fürths, sollte in diesem Jahr noch glanzvoller werden als in den vorangegangenen 15 Jahren. Zwei Tanzkapellen, eine veränderte Sitzordnung, eine großzügige Parkplatzanlage und ein verbesserter Garderobenservice sollten möglichst viele Gäste am 1. Februar in die mit 1000 Blüten geschmückte MTV-Grundig-Halle locken. Die Preise waren erstmals mit 15 DM, 20 DM und 25 DM gestaffelt. Samstag, 13. Januar 1968 Ein Autofahrer stand vor dem Fürther Amtsrichter, weil er eine Kraftfahrerin, die er erst gefährdet hatte, mit "Lässt mich wohl nicht vorbeifahren, du blöde S..." Der Angeklagte wollte jedoch nur "gnä Frau" gesagt haben, was der Richter ihm jedoch nicht abnahm und er so zu 550 DM Geldstrafe verurteilt wurde. Wo einst Häftlinge verschiedenster Schattierung ihr düsteres Dasein fristeten und später Bedienstete der Bayerischen Justiz Aktenbände der Nürnberger Hauptregistratur stapelten, herrschte jetzt Totenstille und gähnende Leere: das frühere Fürther Untersuchungsgefängnis Ecke Katharinen- und Schlehenstraße war verwaist. Im Kittchen waren alle 38 Zimmer frei, weil der Staat keine Verwendung mehr für das Gebäude hatte. Um das Gebäude später im Rahmen der Altstadtsanierung abreißen zu können, gab Fürth schon mal ein Kaufangebot an den Freistaat Bayern ab. Das "Fischhäusla am Rednitzstrand" öffnete nach längerer Schließung wieder seine Pforten, in Nürnberg eröffnete das neue "Ballhaus" (vormals "Drei Mohren") Ecke König- und Luitpoldstraße als neues Tanzlokal im Jugendstil. Montag, 15. Januar 1968 Nun hatte auch Fürth seinen "Fasching". Beim sogenannten "Königsball" der Fürther Narren wurden die Tollitäten Prinzessin Marion I. und der beleibte und beliebte Prinz Erich I. im Geismannsaal feierlich inthronisiert. Die Zeremonien liefen mit manch grimmiger Miene unter der Narrenkappe wie eine stocknüchterne Steuererklärung ab. OB Scherzer überreichte man einen Wassereimer für das neue Hallenbad. Erst die eingeladenen Mainzer Hofsänger heizten die Stimmung etwas an. Am vergangenen Wochenende wurde das neue Waldheim "Sonnenland" offiziell seiner Bestimmung übergeben. Nach einer Bauzeit von 20 Monaten war es mit einem Kostenaufwand von 982.000 DM fertiggestellt worden. Das Heim verfügte nun über zwei Gebäudeflügel mit modernen Schlaf- und Tagesräumen. Die gesamte Nutzfläche betrug 1327 qm. Eine Kombination aus Bildung und Erholung stand für den Betrieb im Vordergrund. Die SpVgg verlor beim Neuling Jahn Regensburg unglücklich mit 0:1, verblieb damit jedoch auf Rang sechs der Tabelle zur Regionalliga Süd. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Neuinszenierung der Operette "Liebe in der Lerchengasse" von Arno Vetterling, u.a. mit Marianne Astner, Gerda Hensel, Roswitha Karon, Georg Nowak, Hans Rickal und Albert Vogler. Ferner als Wiederholung "Spitzenhäubchen und Arsenik" von Josef Kesselring in der bisherigen Besetzung. Dienstag, 16. Januar 1968 In Fürth verschwand der Rekordschnee in Windeseile und sorgte für überschwemmte Keller, geplatzte Wasserrohre, Seen auf den Straßen und viele Stromausfälle. Störtrupps der Stadtwerke waren pausenlos im Einsatz. Im Krankenhausbericht 1967 war zu lesen, dass die 7448 Patienten des Fürther Stadtkrankenhauses durchschnittlich 23,4 Tage dort verbrachten (heute 8,5 Tage!). Von den 649 Betten waren im Durchschnitt 541 belegt, was eine Auslastung von 83,4% bedeutete. Gut die Hälfte der Patienten wurde operiert (4288 Operationen), in den Laboren wurden 119.863 Untersuchungen vorgenommen. Immer mehr Autofahrer benutzten ihre Halogen-Zusatzscheinwerfer ohne Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer. Nur bei Nebel oder Schneefall durften Halogen-Zusatzscheinwerfer zum Abblendlicht zugeschaltet werden, ansonsten würden entgegenkommende Verkehrsteilnehmer geblendet werden. Die Polizei wollte jetzt schärfer durchgreifen. Mittwoch, 17. Januar 1968 Der plötzliche Wettersturz vom Wochenende führte aufgrund der Wassermassen zur Sperrung wichtiger Verkehrswege. Schießanger und Wiesengrund waren überflutet. Auf dem Zirndorfer ASV-Platz konnte man höchstens Wasserball spielen.
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