Beim Leichtathletik-Vergleichskampf der drei Fürther Gymnasien mit der amerikanischen High-School stand eigentlich nicht der Sieger so sehr im Vordergrund, sondern jede Leistung wurde lauthals bejubelt. Insgesamt stellten die Fürther Schüler etwas mehr Sieger. Ein amerikanisches Mädchen warf den Schlagball so weit, dass dieser über den Zaun flog und die Siegesweite nur geschätzt werden konnte. Der geübte Siegerehrer Stadtschulrat Senator Karl Hauptmannl überreichte die Urkunden an die Besten. Donnerstag, 30. Mai 1968 Ein Schlupfloch im Straßennetz der Stadt litt an Verstopfung. Kaum war die Nordspange provisorisch mit wenigstens zwei Spuren geöffnet, sperrte man die Ludwigbrücke halbseitig für den Autoverkehr. Löcher im Teerbelag mussten ausgebessert werden. Ergebnis: lange Staus. Freitag, 31. Mai 1968 Für die Fürther Schülerlotsen-Bundessieger war ein "kleiner Bahnhof" auf Bahnsteig 5 am Fürther Hauptbahnhof aufgeboten. Von 64.000 im Bundesgebiet tätigen Schülerlotsen durfte Fürth nun schon zum zweiten Mal als Heimatstadt eines ersten Bundessiegers bezeichnet werden. Sieger Fritz Multrus und seine drei Kollegen wurden von Polizeichef Herbert Mielsch und Polizeiobermeister Schwiedersky herzlich begrüßt und beglückwünscht. Wohl der Stadt, die solche Bürger hat! Bürger Carl Hinterleitner stiftete 100.000 DM. Der Zinsertrag (jährlich etwa 6500 DM) sollte für die hiesigen Altersheime verwendet werden. Nach den beschlossenen Notstandsgesetzen trugen einige Dutzend junger Leute vom Jugendclub 65 einen Sarg durch die Straßen, drapiert mit der Bundesfahne und der Aufschrift "Grundgesetz". Auf der Fürther Freiheit gab es dann eine parodistische Grabrede. Es klang wie ein Faschingsulk, war jedoch als Text ganz ernsthaft formuliert: Da es von der Tierkörperbeseitigungsanstalt Mattecka seit Wochen schon verstärkt unangenehm roch, baute der kooperative Betrieb eine Anlage zur "Stinkluftverbrennung" sowie eine "Desodorierungsanlage" in seine Werkshalle ein. Bausparverträge waren seit etwa zwei Jahren sehr gefragt. Die 14 öffentlichen Bausparkassen beurteilten daher ihre Geschäftsaussichten als "optimistisch". Allein 1967 erzielte man ein Plus an Neuabschlüssen von 32 Prozent! Grund: Die staatlichen Mittel für den sozialen Wohnungsbau wurden seit Jahren drastisch zurückgefahren. Samstag, 1. Juni 1968 Das Klima wurde giftiger! In einem Leserbrief an die FN beschwerte man sich über den Kadavergestank der Firma Mattecka an der Vacher Straße. Die Knochenmühle und Hornfabrik neben dem Lohnert-Spielplatz einbezogen, hatten nach Ansicht des Schreibers rund 25.000 Fürther unter diesen "Wohlgerüchen" zu leiden. Fürth - die stinkende Stadt. Um das Röhren-Bauwerk der Fernwasserversorgung von Allersberg nach Fürth voranzutreiben, bewilligte der Stadtrat in geheimer Sitzung die Aufnahme eines weiteren Darlehens in Höhe von 3,5 Mio DM für die Stadtwerke. Schulden machen war damals eine Art kommunaler Trend. Der größte Chor, der jemals im Fürther Stadttheater zu hören war, sang zum Abschluss der musischen Woche. An die siebenhundert Erwachsene auf den Theatersesseln und gut fünfzig junge Kehlen gaben lautstark bekannt, wohin Gott den hinschickt, dem er rechte Gunst erweisen will. Der Schulchor der Rosenschule unter Singschulleiter Joachim Böhm machte es möglich, das Publikum in den Gesang mit einzubeziehen. Dienstag, 4. Juni 1968 Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Erstaufführung der Komödie "Die Kaktusblüte" von Pierre Barillet und Jean-Pierre Gredy, u.a. mit Annelie Granget, Sofie Keeser, Monika Madras, Inge Pedersen, Herbert Dardel, Kurt Hepperlin, Günther Tabor und Georg Wille. Des Weiteren ebenfalls als Erstaufführung das Stück "Armstrong sagt der Welt Lebwohl" von John Arden, u.a. mit Brigitte Antonius, Hildegard Krost, Marion Schweizer, Hedwig Thimig, Horst Breitenfeld, Rainer Hauer, Michael Holm, Dieter Prochnow und Carl Winter. Mittwoch, 5. Juni 1968 Am Pfingstwochenende wurden von der Stadtpolizei Fürth lediglich zwei leichte Verkehrsunfälle registriert. In ganz Bayern forderte der Pfingstverkehr 37 Tote und 1416 Verletzte. (Werte für 1967: 35 Tote und 1447 Verletzte.) Seit einigen Wochen hatten die Fürther Stadträte allen Grund, mit Sorgenfalten auf der Stirn herumzugehen. Von der Stadtkämmerei hatten sie nämlich eine Liste über den künftigen Ausgabebedarf bekommen. Über 104 Mio DM müsste demnach die Stadt in den nächsten fünf Jahren an weiteren Krediten aufnehmen, wollte man all das bauen, was notwendig oder beschlossen war. Der Großteil des neuen Schuldenberges entstand durch Straßenbauprojekte (z.B. Südwest-Tangente, Königsplatz-Durchbruch, Schnellstraße nach Erlangen). Aber auch Schulprojekte wie der Umbau des Nathanstiftes für die städtische Real- und Handelsschule oder der geplante Neubau des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums schlugen stark zu Buche. Überhaupt noch nicht in der Liste
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