Schweinfurt. Beide Häuser strebten unterschiedliche Ziele an. Der ungezwungene Einblick in den Alltag dieser Häuser für Jugenderziehung führte den Teilnehmern deutlich vor Augen, dass Heimerziehung alle pädagogischen Kräfte erforderte. Die Stadt Fürth führte derlei jährliche Informationsfahrten seit dem Jahre 1954 durch. Freitag, 14. Juni 1968 Das "Hardenberg-Gymnasium" bekam vom Kultusministerium eine von elf bayerischen "Anschlussklassen" zugeteilt. Nach erfolgreicher Absolvierung dieser Spezialklasse konnte man nach Abschluss einer Real-, Handelsoder Wirtschaftsschule ohne Zeitverlust direkt in die nächsthöhere Klasse eines Gymnasiums eintreten, um zum Abitur zu gelangen. Nahezu unerwartet lachte am Donnerstag die Sonne über die große Fronleichnamsprozession, die sich durch die Straßen der Südstadt bewegte. So wurde auch dieses Jahr das Fronleichnamsfest zur machtvollen Demonstration des katholischen Glaubens. An vielen Häusern war reichlich Fahnenschmuck zu sehen. Unterwegs waren vier blumengeschmückte Altäre aufgebaut. Im Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: "Von Mann zu Mann" (Admiral), "Alle Jahre wieder" mit Sabine Sinjen und Hans-Dieter Schwarze (Bambi), "Mittsommernacht" mit Robert Fuller und Anita Höfer (Park) und "Krieg und Frieden - 3. Teil" (City). Samstag, 15. Juni 1968 Erstmals tauchte in der Tagesordnung zu einer Stadtratssitzung der Tagesordnungspunkt "Konstituierung eines Kuratoriums für das Stadttheater" auf. Es schien nun doch ernst zu werden, eine Scheidung der Theaterehe zwischen Nürnberg und Fürth in die Wege zu leiten. In einem Leserbrief an die FN erklärte der damalige Stadtrat Alfred Einhorn seine im Stadtrat geäußerte Bemerkung "Ermäßigung für Randalierer" (er meinte damit die Ermäßigung für Studenten beim Eintritt in das Sommerbad am Scherbsgraben) entschuldigend als süffisanten kleinen Scherz. Selten so gelacht! Die Bürger im Norden und Nordosten Fürths fühlten sich gegenüber den Bewohnern des Fürther Westens stiefmütterlich behandelt. Kanalisation und der Neubau von Straßen vollziehe sich dort viel schneller, so der Tenor auf einer Versammlung des Vorstadtvereins Nordost. Auch das Heinrich-Schliemann-Gymnasium sollte im Westen neu entstehen. Warum nicht im Norden, wo es auch viele geeignete Grundstücke gab. Der Fürther Stadtrat gab sich eine neue Geschäftsordnung, die die alte aus dem Jahre 1952 ablöste. Wichtig daran war, dass die Fraktionsstärke, die ursprünglich von bisher drei auf vier Mitglieder hinaufgesetzt werden sollte, wie bisher auf drei Mitglieder festgesetzt wurde. Angelehnt an die Münchner Geschäftsordnung, konnten nun Geldbußen bis 500 DM gegen Stadträte verhängt werden, die gegen ihre Verpflichtungen verstießen. Wen man da wohl in Fürth im Auge hatte? Dienstag, 18. Juni 1968 Ein Unwetter tobte Sonntagnacht über Fürth und richtete erheblichen Schaden an. Nach heftigem Wetterleuchten prasselten Hagelschauer über die Stadt und den Landkreis. Umgestürzte Bäume, abgedeckte Gartenhäuser, "abgesoffene" Keller waren das Ergebnis. Die Feuerwehr war pausenlos im Einsatz, die Fahrbahn bei der Dambacher Brücke wurde durch zersplitterte Äste und umgestürzte Bäume blockiert. An der Kreuzung John-F.Kennedy- und Schwabacher Straße segelte ein etwa 50 qm großes Holzdach eines Transformatorenhauses durch die Luft. Besonders starke Überschwemmungen in Kellern gab es im Raum Zirndorf. An der Hand von Mutti oder Papi marschierten am Samstagmorgen genau 1326 Knirpse zur Schulanmeldung in die Schulhäuser. Während in den Vorjahren acht Stunden zur Einschreibung zur Verfügung standen, war diesmal die Frist auf fünf Stunden beschränkt. Kein Wunder, dass in den 15 Gemeinschaftsschulen starker Andrang herrschte. Dagegen brauchte man bei den Bekenntnisschulen über Arbeitsüberlastung nicht zu klagen. Man langweilte sich in fast leeren Klassenzimmern. Der Trend zur Gemeinschaftsschule war sehr stark. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Wiederholung des Schauspiels "Armstrong sagt der Welt Lebwohl" von John Arden sowie der komischen Oper "Zar und Zimmermann" von Albert Lortzing, beide Aufführungen jeweils in der bisherigen Besetzung. Mittwoch, 19. Juni 1968 Für 129 Fürther Abiturienten (Vorjahr 100) begannen die Reifeprüfungen. Traditionell gehörte zum ersten Prüfungstag der deutsche Aufsatz, u.a. mit dem aktuellen Thema: "Die Jugend wird heute sowohl zur Anpassung wie zum Protest aufgefordert. Von welchen Überlegungen müsste nach Ihrer Meinung die Entscheidung eines jungen Menschen bestimmt werden?" Aktualität war plötzlich Trumpf! Der Tannenplatz sah aus wie ein Irrgarten. Jede Menge Doppel-T-Träger bildeten dort das eiserne Fundament für die geplanten zwei Schulpavillons mit insgesamt sechs Klassenzimmern. Donnerstag, 20. Juni 1968
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