Offenbar interessierte sich die Deutsche Bundespost sehr für das Gebäude des alten Fürther Krankenhauses an der Schwabacher Straße 51, denn der Grundstücksausschuss billigte die Aufnahme von Verhandlungen wegen dieses Gebäudes. Freitag, 28. Juni 1968 Die untere Königstraße hatte den "Grabenkampf" überstanden. Zwar war die Strecke noch nicht für den brausenden Verkehr freigegeben, aber die Straßenbahngleise waren neu verlegt, die Pflastersteine wieder justiert. Die Geschäftsleute atmeten auf, da die Umsätze wieder stiegen. Die 45 Mitglieder des Rotary-Club Nürnberg-Sebald spendierten dem Großraum Nürnberg-Fürth ein "Klinomobil". Fürths Senator Dr. Kläß nahm in seiner Eigenschaft als Vizepräsident des Bayerischen Roten Kreuzes den klinikartig ausgestatteten VW-Bus entgegen. Der Wagen hatte einen Sachwert von mehr als 30.000 DM. Damit wurde es möglich, Schwerverletzte oder lebensbedrohlich erkrankte Menschen schon während des Transports zum Krankenhaus sachgemäß mit ärztlichen Hilfsmitteln zu versorgen. Der "Fürther Treppensturz" wurde gerichtsmassig. Die Tumulte beim NPD-Parteitag im Fürther Geismannsaal hatten ein juristisches Nachspiel. Gegen zehn Saalordner wurde ermittelt, ein einziger schließlich vor Gericht zitiert. Trotz Fotos der Kripo war dem Ordner letztendlich eine Körperverletzung nicht nachzuweisen, deshalb Freispruch. Obwohl die "Dienstpflicht" eines Saalordners an der Ausgangstüre eines Saales zu enden hatte, war das Gericht der Meinung, ein ehrenamtlich tätiger juristisch unerfahrener Saalordner könne solch eine Feinheit nicht wissen. Samstag, 29. Juni 1968 Die Stadtverwaltung arbeitete emsig an einem Besuchsprogramm für junge Schotten aus Paisley, die in wenigen Tagen in Fürth eintreffen sollten. Still und heimlich hatte die Stadt den Schüleraustausch mit der Patenstadt in spe organisiert. Montag, 1. Juli 1968 Die "Heftlinge" vom Heinrich-Schliemann-Gymnasium wurden noch einmal losgelassen. Sie begeisterten Lehrerund Elternpublikum eineinhalb Stunden lang. Unter der Regie von Studienprofessor Josef Peter Kleinert (verstorben 2008) führte die Kabarett-Truppe u.a. auch einen Sechs-Stunden-Schultag mit köstlichen Lehrerparodien auf. Die verkaufsfördernde "Aktion Glücksblatt" verzeichnete den ersten Haupttreffer. Fortuna wählte eine Krankenschwester aus, die seit 20 Jahren schon bei einem Fürther Facharzt beschäftigt war. Sie erhielt von "Schatzmeister" Hans-Jürgen Haken 4000 DM und eine Blumenschale überreicht. Der Arzneimittel-Großhändler "Wiveda" übergab an der Flößaustraße ein neues Betriebsgebäude seiner Bestimmung. Auf 3800 qm Nutzfläche lagerten etwa 20.000 Artikel. Die Firma wurde 1948 gegründet und erzielte allein 1967 eine Umsatzsteigerung von 40%. Die Lieferwagen mit der markanten Wiveda-Aufschrift belieferten Apotheken zwischen Hof und Garmisch. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters (vorletzte Saisonwoche): Wiederholungen der Komödie "Die Kaktusblüte" von Pierre Barillet und Jean-Pierre Gredy sowie der Operette "Im weißen Rössl" von Ralf Benatzky, beide Stücke in der bisherigen Besetzung. Dienstag, 2. Juli 1968 Der Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals erforderte auch Ersatzbauten für die Monteith-Kaserne in Atzenhof und die Johnson-Barracks in der Schwabacher Straße. Die Kosten hierfür wurden zwischen dem Bund und der RheinMain-Donau AG geteilt. Fürth war außen vor. In diesem Zusammenhang wurden eine Hawk-Raketenstellung, das Munitionslager und der Panzerschulschießstand verlegt. Ein Dauerkunde der Polizei torkelte von einer Straftat zur andern, sobald er etwas getrunken hatte. Dem 18jährigen Tunichtgut wurden Dutzende von Straftaten nachgewiesen, die Polizei konnte ihn jedoch nicht einsperren, weil er immer geständig war, einen festen Wohnsitz hatte und nicht als gemeingefährlich galt. Als Letztes hatte er so nebenbei am Fürther Friedhof neun wertvolle Grabsteine umgeworfen. Mittwoch, 3. Juli 1968 Die Hitze war sicher nicht eingeplant, sie drohte jedoch das Besuchsprogramm über den Haufen zu werfen. Die schottische Schülergruppe aus der künftigen Patenstadt Paisley wurde bei 30 Grad im Schatten herzlich begrüßt. Die Tagesabläufe wurden etwas gestrafft, um den Gästen auch Möglichkeiten der Erholung zu geben. Aber der pädagogische Ansatz blieb konsequent im Mittelpunkt des Besuchs. (Motto: "Um baden zu gehen, hätten die Gäste aus Schottland keine Reise über 1000 km mit dem Omnibus unternehmen zu brauchen".) Die Deutsche Tafelglas AG Fürth hatte 1967 wieder recht gut abgeschnitten. Die Umsätze stiegen selbst im Rezessionsjahr um 15,06% auf 224,65 Mio DM. Der Exportanteil lag bei 17,1%. Überdurchschnittlich wuchsen die
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