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Massenspektakel Hans-Georg Mathias und Walter Seelig. Stadtschulrat Senator Hauptmannl nahm wie eh und je die Siegerehrungen vor. Die Geruchsinvasion, die von der Tierkörperbeseitigungsanstalt Mattecka an der Vacher Straße ausging, erreichte ein neues Stadium. Jetzt wurde der bestialische Geruch selbst in der Innenstadt "ruchbar". Im gesamten Nordwesten Fürths konnte zudem kein Fenster geöffnet werden. Sogar im Stadtpark war der Gestank unerträglich. Das Sommerfest auf der Hardhöhe wurde mit dem Bieranstich durch den grünbeschürzten OB Scherzer eröffnet. Das Stadtoberhaupt und Hardhöhenboss Albert Dörfler tranken dann die Eröffnungsmaß. Dienstag, 9. Juli 1968 Das Großkraftwerk Franken wollte zum Ende des Jahres 1968 sein Kapital um 20 Mio DM erhöhen. Der Fürther Stadtrat gab in geheimer Sitzung dazu seine Zustimmung. Das amerikanische Hauptquartier in Fürth erhielt einen größeren Befehlsbereich: Die beiden bisherigen Bereiche Franken und Nordbayern wurden zusammengelegt. Sie hießen jetzt "Support District Nordbayern (Provisional)". Das Befehlszentrum blieb in Fürth. Die offizielle Sitzung begann mit einer "Ortsbesichtigung". Der städtische Verkehrsausschuss besichtigte die Verhältnisse an der Nürnberger Straße. Hier durften aus Nürnberg kommende Kraftfahrer nicht mehr links in einen Parkplatz einbiegen, sondern mussten einen längeren Umweg um mehrere Häuserblocks fahren. Aber der Ausschuss blieb hart: Keine Ausnahmen für Linksabbieger im Interesse des Verkehrsflusses, auch wenn betroffene Geschäftsleute mit dem "Umzug nach Nürnberg" drohten. Der neue SpVgg-Trainer Fred Hoffmann bereitete mit Handwerkern im Ronhof die neue Saison vor. Neu waren ein transportables Tor, ein Kopfball-Pendel sowie eine Schusswand. US-Soldaten spielten Kindermädchen! Ein paar Dutzend kleine Nackedeis aus dem Kinderheim Salem an der Forsthausstraße waren die Ehrengäste im Planschbecken des amerikanischen Jugendclubs in der US-Kaserne an der Steubenstraße. Die Soldaten wollten den Kleinen bei amerikanischen Krapfen und Eiscreme an diesen heißen Tagen eine Freude bereiten. Mittwoch, 10. Juli 1968 Der frühere Leiter des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums, Dr. Emil Englmaier, wurde 80 Jahre alt. Die dynamische Lehrerpersönlichkeit hatte in schwerer Nachkriegszeit das Gesicht des damals einzigen Fürther Gymnasiums geprägt. Der Schulleiter ging 1953 in den verdienten Ruhestand. Mit echt bayerischer Blasmusik begrüßte die Bayern-Versicherung auf der Hardhöhe an der Königsberger Straße ihre Richtfestgäste: 50 neue Wohnungen (2. Bauabschnitt) standen im Rohbau und sollten zum 1. Dezember schon bezogen werden. Im Rahmen des 1. Bauabschnitts hatte die Bayern-Versicherung schon 166 Wohnungen errichtet. Berufsmäßige und ehrenamtliche Stadträte informierten die schottischen Schülergäste über die Fürther "administration". Dazu wurden sie für einige Stunden in den Unterrichtsraum im Waldheim "Sonnenland" gesteckt. Hoffentlich hat es ihnen zu Hause etwas genützt, wenn sie nun mit den Begriffen "office of building order" (Bauordnungsamt) und "green belt office" (Grünflächenamt) jonglieren konnten. Donnerstag, 11. Juli 1968 Seit dieser Woche mussten die Autofahrer an der Stadtgrenze wieder einmal umdenken. Die nördliche Seite der abgesenkten Fahrbahn der Nürnberger Straße musste jetzt zur Auffahrt auf die Schnellstraße benutzt werden, außerdem war die Unterführung an der Höfener Straße gesperrt. Nach dem Sportfest war jetzt das Schwimmfest der Volksschulen an der Reihe. Rund 300 Schüler und Schülerinnen gingen bei herrlichem Wetter im Sommerbad am Scherbsgraben an den Start. Nach Ansicht der Sportlehrer war der Leistungsstandard im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen. Erfolgreichste "Anstalt" war die Pfisterschule. Von den 127 zum Abitur angetretenen Teilnehmern schafften 126 das begehrte Abschlusszeugnis. Insgesamt fiel statistisch das Abiturergebnis (nach ministeriell empfohlener Bewertungsskala je Aufgabensatz) schon positiver aus als in den zurückliegenden Jahren. Und das, obwohl die Prüfungsaufgaben wahrlich nicht zu den leichtesten zählten. Der Verdacht lag nahe, dass Bayern seine Schüler im Vergleich mit Bundesländern mit leichterem Abitur (z.B. Hessen, Bremen) für die Zulassung zu Studiengängen nicht benachteiligen wollte. Freitag, 12. Juli 1968 Das Sommerfest der Hardhöhe hatte seinen tollen Höhepunkt im "Bunten Abend". Mit 5000 Besuchern war das Festzelt bis zur letzten Bierbankkante besetzt. Ab 20 Uhr gingen die damaligen Stimmungsbomben Schlag auf Schlag hoch. Die drei Globetrotter, der "lachende Vagabund" Fred Bertelmann sowie der 14-jährige Trompeter Jürgen Graf heizten die Menge im Vorprogramm an, Höhepunkt war dann der Auftritt der Mainzer Sängerin Margot Sponheimer. Begleitet von der Kapelle Jakl Strobl sorgte sie für Windstärke 12 im Bierzelt. Lange noch hallten die "Zu-ga-be"-Rufe durch die Nacht auf der Hardhöhe.

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