war monatelang wegen Bauarbeiten unpassierbar. Im Gegenzug gab es natürlich wieder die üblichen KirchweihUmleitungen und Sperrungen in der Innenstadt. Die Konditorei Wölfel in der Rudolf-Breitscheid-Straße eröffnete nach Renovierung pünktlich zur Kirchweih ihre modernen Verkaufsräume. Erstmalig war ein Teil des Sortiments in "Selbstbedienung" erhältlich. Sechs Verkäuferinnen standen im Bedienungsverkauf zur Verfügung. Sie kamen mit Geld nicht mehr in Berührung. Die finanzielle Seite wurde jetzt an einer getrennten Kasse abgewickelt. Freitag, 27. September 1968 OB Kurt Scherzer übernahm die Schirmherrschaft für die von der Gartenbaugruppe Fürth veranstaltete BlumenTombola zugunsten der "Aktion Sorgenkind". In dem freien Teil der Wartehalle an der Freiheit verkaufte man während der Kirchweihzeit Lose. Mit durchschnittlich jedem fünften Los gewann man eine Pflanze. Samstag, 28. September 1968 Die Stadt Fürth lud die lokale Prominenz anlässlich der bevorstehenden Kirchweih zu einem Empfang ins "Schwarze Kreuz" ein. Vertreter von Industrie, Handel, Gewerbe, vom Landkreis, der Ärzteschaft, der Gewerkschaften, der Geistlichkeit, Landtagsabgeordneten und Stadträten gaben sich ein Stelldichein. Erstmals in der Reihe dieser "geselligen Begegnungen" musste man sich das Essen an einem Büfett selbst holen. In der anstehenden Schlange gab es keine Rangunterschiede! Der Kirchweihverkehr sorgte erstmals für eine Überraschung: Es kam kaum zu Stauungen. Ein Ergebnis neu ausgebauter Straßen, gewitzter Fahrer und routinierter Polizisten. Montag, 30. September 1968 Der Herbst bescherte dem Auftakt der Fürther Kirchweih einen "Bilderbuchtag". Der Auftakt war sonnig, mild und umsatzfördernd. Der Startschuss fiel am Sonntag um 11 Uhr in der Bierspülsauna Geismannsaal. OB Scherzer stemmte die Eröffnungsmaß wie ein Vorturner und die Besucher des bis zum letzten Knopfloch vollgeschlichteten Saals assistierten ihm willig. Bis zum Abend des Sonntags schätzte die Polizei die Besuchermasse der Kirchweih auf gut 100.000. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Operette "Pariser Leben" von Jaques Offenbach, u.a. mit Marianne Astner, Anni Coty, Gerda Hensel, Alfons Graf, Robert Licha und Hans Rickal. Ferner als Wiederholung die komische Oper "Die verkaufte Braut" von Friedrich Smetana in der bisherigen Besetzung. Die SpVgg erreichte in ihrem Heimspiel im Ronhof vor 8000 Zuschauern gegen den Spitzenreiter FC Schweinfurt 05 ein 2:2-Unentschieden. Tore für Fürth durch Albrecht und Müller. Damit belegte man Rang sieben der Tabelle. Dienstag, 1. Oktober 1968 Die Kirchweih brauchte Platz, insbesondere Parkplätze für auswärtige Besucher. Am Grünen Markt, wo vor kurzem noch das alte Amtsgericht stand, wurde jetzt im Eilverfahren geteert. Damit entstand auf dieser Fläche ein vorübergehender neuer Parkplatz mit romantischem Ausblick auf Marktplatz und Michaelskirche. Archivdirektor Dr. Schwammberger unternahm mit mehr als einhundert Interessierten eine Besichtigungsfahrt durch das Jagsttal. Besichtigt wurde Kloster Schöntal, der Ort Möckmühl und Jagsthausen, der Geburtsort Götz von Berlichingens. Dieser lauerte in dieser Gegend vor 350 Jahren insbesondere auf reisende "Pfeffersäcke". Mittwoch, 2. Oktober 1968 Das Labyrinth der Kirchweihumleitungen wurde noch um eine weitere Variante bereichert: Man sperrte die Angerstraße, um das Kopfsteinpflaster herauszureißen und die Fahrbahn zu asphaltieren. Nach Auskunft der Stadtverwaltung hatte man extra den Termin zur Kirchweih gewählt - nur warum, das wusste keiner. Von unrühmlichen Taten der in Fürth stationierten US-Soldaten konnte man täglich in der Presse lesen. Stellvertretend für die vielen Eskapaden hier nur eine Episode: Um Mitternacht kam es in einer Gaststätte in der Südstadt zwischen drei farbigen Soldaten und drei Mädchen zu einem Wortwechsel. Einer der Soldaten umfasste eine Bierflasche und schmetterte sie gegen einen hinter der Theke hängenden Gläserschrank, wobei die Scheibe barst und etwa zehn Gläser zu Bruch gingen. Dann warf der Wüstling in der Küche mit Suppenschüsseln und tellern umher. Die drei Mädchen rannten ins Freie. Der Farbige griff sich ein Fleischermesser und verfolgte die Flüchtigen. Ein Mädchen wurde durch Messerstiche verletzt. Bis die Polizei erschien, waren alle Beteiligten schon verschwunden, so der Wirt in seiner Aussage. Das Helene-Lange-Gymnasium brachte eine eigene Schülerzeitung unter dem Titel "Warum nicht?" heraus. Trotzdem befürwortete die Schülermitverwaltung weiterhin die Verteilung des großen Bruders "Pennalen". Donnerstag, 3. Oktober 1968
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