Zwölf Jahre nach Ablauf des alten Straßenbahnvertrages von 1926 einigten sich nun die Städte Nürnberg und Fürth auf einen neuen VAG-Vertrag. Wichtigster Punkt dabei war, dass sich Fürth von 1968 bis 1970 mit 7,5% an einem "bereinigten Defizit" beteiligen musste, danach sollten jährlich 10% des Defizits von Fürth bezahlt werden. Die Laufzeit des Vertrages bis 1975 wurde bewusst kurz gehalten, da Nürnberg die U-Bahnlinie 1 Richtung Fürth baute. Mit Erreichen der Stadtgrenze würden dann sowieso neue Verträge fällig werden. Freitag, 4. Oktober 1968 Oberkonservator Dr. Veit eröffnete in den Geschäftsräumen der Bayerischen Vereinsbank in der Moststraße 25 eine Münzschau. Den Mittelpunkt der Eröffnung bildete dabei die Nachprägung von Münzen, so z.B. auch Exemplare des Fürther Münzmeisters Conrad Stutz (1582 - 1662). Der Fürther Finanzreferent wurde leider nicht gesichtet . . . Im Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: "Shalako" mit Brigitte Bardot und Sean Connery (Admiral), "Donald Duck als Sonntagsjäger" (Bambi), "Zwoa Preißn in Bayern" mit Peppo Brem und Joe Stöckel (Park) sowie "Wallace - der Gorilla von Soho" mit Uschi Glas und Horst Tappert (City). Samstag, 5. Oktober 1968 Die aufgeweckten Jungredakteure der Schülerzeitschrift "Pennalen" gaben jetzt eine alle zwei Wochen erscheinendes zusätzliches Presseerzeugnis mit dem Titel "Pennalen aktuell" heraus. Man glaubte, ein neues Informationsbedürfnis in der Fürther Schülerschaft entdeckt zu haben. Montag, 7. Oktober 1968 Das hässliche Wetter machte für den großen Erntedankfestzug Pause. Nachdem in den Vorjahren der Festzug mit 3000 Teilnehmern als zu lang empfunden wurde, begnügte man sich wie Jahre vorher schon auf 2500 aktive Zugteilnehmer. Auch 1968 schätzte die Polizei die Zahl der auswärtigen Besucher zum "Bauernsonntag" auf 100.000. OB Scherzer hatte - wie jedes Jahr - Gäste und Freunde der Stadt Fürth "zum geselligen Beisammensein" ins Schwarze Kreuz eingeladen. Senatoren, Abgeordnete, Bürgermeister und alle anderen Ehrengäste blickten froh drein - zuerst auf Bier und Bratwürste, dann auf den Festzug. In der Sportschau des WDR war der Fürther Altbundeskanzler Prof. Dr. Ludwig Erhard als Gast eingeladen. Reporter Armin Basche wollte mit ihm über den 1. FC Nürnberg sprechen, als ihn Erhard unterbrach und auf seine Fürther Herkunft hinwies. Basche interviewte ihn dann über die SpVgg. Erhard wusste über die aktuellen Verhältnisse genau Bescheid. Nach mehreren Statements nahm Erhard noch Stellung zu dem von ihm am Nachmittag besuchten Spiels des 1. FC Köln. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Tragödie "Bernarda Albas Haus" von Garcia Lorca, u.a. mit Romana von Giesl, Renate Heymann, Hildegard Krost, Else Panto und Inge Pedersen. Ferner die komische Oper "Die Regimentstochter" von Donizetti, u.a. mit Grit van Jüten, Claudia Hellmann, Cesare Curzi, Georg Nowak und Albert Vogler. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel bei den Stuttgarter Kickers mit 1:5. Das Tor für Fürth erzielte Schmid durch Elfmeter. Damit rutschte man auf Platz neun der Tabelle ab. Dienstag, 8. Oktober 1968 Herbert Erhardt, 50-facher Nationalspieler mit Weltmeisterschaftserfahrung, wurde mit seinen beiden Töchtern auf der Fürther Kirchweih gesichtet. Sofort war er von Fans umringt, die dem Kapitän der legendären "Bodmannschaft" ein Loch in den Bauch fragten. 1968 war der "Ertl" Trainer beim Bayernligisten BC Augsburg und nur noch selten in Fürth. Wer sein Kind auf eine höhere Schule schickte, kam zwar in den Genuss der Lernmittelfreiheit, aber die Eltern mussten trotzdem für die "Nebengeräusche" aufkommen wie Gebühren für Aufnahme (10,-- DM), Zeugnis (je 2,50 DM), Schülerbibliothek (3,-- DM), Materialkosten für Schülerübungen (4,50 DM). Das Reifezeugnis kostete 5,-- DM. (Alle Werte Helene-Lange-Gymnasium) Getränke-Helmreich weihte seine neuen Geschäftsräume in der Karolinenstraße 24 (Rückgebäude) ein. Das ursprüngliche Geschäft in der Katharinenstraße 9 blieb weiterhin bestehen. Der Getränkehändler hatte stets 25 verschiedene Biersorten und mehr als 50 Sorten Wein im Sortiment. Mittwoch, 9. Oktober 1968 Mit einem juristischen Feuerwerk startete der Prozess vor der 3. Großen Strafkammer des Landgerichts Nürnberg Fürth. Der angeklagte ehemalige Grundig-Manager Josef Schäfer erschien mit fünf Rechtsanwälten zu seiner Verteidigung, darunter der Erlanger Ordinarius Prof. Dr. Bruns. Die Anklage sprach auf 24 Seiten von Veruntreuung von 1,9 Mio DM. Schäfer setzte seine Hoffnung auf die Vernehmung Max Grundigs, der ihn entlasten könnte. Zu Einzelheiten einer möglichen Veruntreuung nahm er keine Stellung. Sein Jahreseinkommen
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