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Die Triumph-Werke Nürnberg und die Adler-Werke Frankfurt, Hersteller von Büro- und Schreibmaschinen, wurden von Max Grundig für über 200 Mio DM an den amerikanischen Litton-Konzern verkauft. Beide Firmen beschäftigten damals rund 8000 Arbeitnehmer. Grundig wollte damit mehr finanziellen Spielraum für seine Kernsparte der "Unterhaltungselektronik" gewinnen. Mit einem ohrenbetäubenden Knall stürzte am Mittwoch kurz nach 19 Uhr in der Erlanger Straße 63 ein vierstöckiges Haus in sich zusammen. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Der Altbau, es war das letzte Haus vor der neuen Prateranlage, kam durch Fundierungsarbeiten in einem danebenliegenden Neubau ins Wanken. Als es zu knistern begann, rannte ein Bauarbeiter in das Haus und läutete bei allen Parteien, um sie zu warnen. Die Hausbewohner rannten aus dem Haus, Sekunden später stürzte das ganze Anwesen ein. Den Scheinwerfern der Feuerwehr bot sich ein Bild wie nach einem Bombenangriff. Mit einem "Wasserfest" feierte die Stadt die neue Fernwasserversorgung. Das Wasser trat seine 32-km-lange Reise von der Aufbereitungsanlage bei Allersberg nach Fürth an. Die Anlage bei Allersberg arbeitete vollautomatisch, das hieß, die Brunnen schalteten sich je nach Anforderung zu oder ab. Um 15.01 Uhr drückte OB Scherzer den Knopf der Brunnengruppe 1. Ab jetzt konnten auch im Sommer nach Herzenslust Gärten und Sportplätze in Fürth gegossen werden. Im Prozess gegen den Grundig-Manager Josef Schäfer kamen jetzt unbezahlte Firmenleistungen ohne Belege in Höhe von 100.000 DM zur Verhandlung. Sie wurden von den Anwälten Schäfers auf 40.000 DM "heruntergerechnet". Schäfer wurden nie Rechnungen vorgelegt, er hätte sie seinen Angaben zufolge "aus der Westentasche" bezahlt. Als er Max Grundig einmal darauf angesprochen hatte, habe dieser nur eine "erledigende" Handbewegung gemacht. Weiter wollte sich Schäfer zu derartigen "Bagatellen" nicht äußern. Freitag, 1. November 1968 Am eingestürzten Mietshaus an der Erlanger Straße versuchte man die Ursache des Unglücks zu ermitteln. Es durfte deshalb weder aufgeräumt noch in der Nachbarschaft weitergebaut werden. Sachverständige der Landesgewerbeanstalt prüften vor Ort. Die evangelische Gesamtgemeinde feierte das Reformationsfest im Fürther Geismannsaal. Trotz überquellender Brauereireklame kam die von Posaunenchören und frommen Liedern umrahmte Botschaft Dekan Theodor Heckels an. Im Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: "Hängt den Verräter" mit Lee Marvin (Park), "Helga - aus der Intimsphäre einer jungen Frau" (Admiral), "Mit teuflischen Grüßen" mit Alain Delon und Senta Berger (Bambi) sowie "Lassies größtes Abenteuer" (City). Samstag, 2. November 1968 Genau zwanzig Jahre war es her, dass der Tenor Robert Licha zu den Städtischen Bühnen kam. Der in Fürth sehr beliebte Sänger unterschrieb erstmals am 2. November 1948 einen Vertrag an der Nürnberger Oper. Ein unbedachter Sprung in den halbvollen Futtersilo des elterlichen Hofes hatte für einen 16-jährigen Landwirtschafts-Lehrling in Cadolzburg ein fatales Ende: Er erstickte im Dunst der Kohlensäureschicht über der gärenden Silage, obwohl der unten stehende Vater seinen Sohn sofort aus der mittleren Luke des Silos zerrte. Die Stadt Fürth musste sich zu 7,5% (ab 1970 zu 10%) an einem "bereinigten Verlust" der VAG beteiligen. Aber was verstand man damals unter einem "bereinigten Verlust"? Nach dem in 24 Paragrafen geregelten Vertrag durfte Fürth alles abziehen, was nur Nürnberg betraf, so z.B. Kosten aus Folgelasten im Nürnberger Straßenbahnnetz. So wurden aus einem Gesamtverlust der VAG in Höhe von ca. 20 Mio DM für Fürth maßgebende "bereinigte Verluste" in Höhe von etwa 13 Mio DM. Montag, 4. November 1968 Die Allerseelenfeier der Fürther Katholiken vereinte zahlreiche Gläubige im Friedhof an den Gräbern ihrer Angehörigen. Stadtpfarrer Remigius Hümmer stellte den eigenen Tod und die Auferstehung in den Mittelpunkt seiner Predigt. Ein trüber Himmel verbreitete Totengedenkstimmung, nur die roten Lämpchen schimmerten zwischen dem welken Laub und setzten Akzente der Hoffnung. Die Feuerwehr barg eine Leiche aus der Regnitz bei Stadeln. Ein 71-jähriger Rentner hatte aus Kummer über seine kürzlich verstorbene Frau Selbstmord begangen. Er hatte sich an seinem Geburtstag ertränkt. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Als Neuinszenierung die Operette "Die lustige Witwe" von Franz Lehar, u.a. mit Gerda Hensel, Monika Kienzl, Sonja Knittel, Alfons Graf, Pawel Mirov, Georg Nowak und Rudolf Rock. Ferner als Wiederholung das Schauspiel "Der Hauptmann von Köpenick" von Carl Zuckmayer in der bisherigen Besetzung. Das Theater der Jugend zeigte das Märchenspiel "Frau Holle" nach den Gebrüdern Grimm. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel beim SV Waldhof Mannheim mit 0:1. Damit rutschte man auf Platz zehn der Tabelle ab. Dienstag, 5. November 1968

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