Zum fünfjährigen Gründungsfest der Heilig-Geist-Gemeinde auf der Hardhöhe stand der Gemeindeabend ganz im Zeichen der Mission. Pfarrer Seiter überreichte Abendmahlsgeräte an die Vertreter der Theologischen Hochschule in Makumira am Kilimandscharo. Die Neubaupläne der Bundespost am Bahnhofsplatz erhielten einen Dämpfer: Das Schlagwort hieß plötzlich "verlängerte Theresienstraße". Die Stadt Fürth favorisierte diesen Durchbruch, um den Innenstadtverkehr zu entlasten. Doch damit müsste die Post 1100 qm Grund abgeben. Dann wäre für sie jedoch ein Neubau uninteressant. Die Stadtspitze suchte in Gesprächen mit der Post nach einem Ausweg. Mittwoch, 6. November 1968 24 hübsche Frankentöchter stellten sich in der Gaststätte Langmann der Jury. Es ging um die Vorwahl zur "Miss Franken". Die Hälfte durfte nach "Intelligenztest" und "textilarmen Defilee" mit einem Händedruck von Bürgermeister Stranka als Trostpreis wieder heimreisen. Unter den verbliebenen zwölf Anwärterinnen waren auch sechs Eigenbau-Geschöpfe aus der Kleeblattstadt zu finden. Eine Stadtrats-Sondersitzung mit Thomas Münter als dem Verfasser des Stadttheater-Gutachtens geriet zur Fragestunde. OB Scherzer ließ keine Grundsatz-Debatten zu. Die meisten Fragen bezogen sich auf "Einsparungen" oder "Mini-Lösungen". Der Berliner Theaterarchitekt warnte vor dieser Denkweise. Kein Zweifel, Fürth stand mit seinem Theater am Scheideweg. Der Stadtausschuss für Leibesübungen, das Parlament der Fürther Sportvereine, verteilte wie jedes Jahr 45.000 DM an 22 antragstellende Vereine. Am Geld schieden sich die Geister. Allgemeiner Tenor: Aufstockung der Summe durch den Stadtrat. Die Zuweisungen waren ein Tropfen auf dem heißen Stein der laufenden Kosten eines Sportvereins, von Bauobjekten ganz zu schweigen. Tenor: Mit der Verteilung solcher "Brosamen" mache sich eine Großstadt mehr lächerlich. Donnerstag, 7. November 1968 Wechsel bei den Kunstausstellungen im Fürther Stadttheater: Ab sofort konnten die Theaterbesucher Werke der Bildhauerin Gudrun Kunstmann sowie der Maler Georg Weidenbacher und Erwin Gruber bewundern. Großfahndung der Polizei in der Umgebung von Wachendorf: Am Haltepunkt Egersdorf hatte ein Unbekannter ein 14-jähriges Mädchen brutal aus dem Hinterhalt angegriffen und mit einer Flasche zusammengeschlagen. Der Täter musste von dem blutüberströmten Opfer ablassen, als eine 50-jährige Frau aus dem Wartehäuschen auftauchte und gellend um Hilfe schrie. Der Täter floh in den Wald. Obwohl Polizei sofort das Waldgebiet durchkämmte, blieb die Suche nach dem Täter erfolglos. Die Dambacher Leichtathleten mussten auf Trainersuche gehen. Der jugoslawische Trainer Dragan Tancic kündigte nach acht Jahren erfolgreichen Wirkens. Aus einer alten Fehde machte im Osten der Stadt ein 46-jähriger Mann blutigen Ernst: In angetrunkenem Zustand hieb er mit dem Hammer gegen den Kopf der von ihm verhassten Hauseigentümerin und zündete dann deren Wohnung an. Die Verletzte konnte noch aus der Wohnung flüchten und die Polizei verständigen. Am Mobiliar entstand 3000 DM Brandschaden. Freitag, 8. November 1968 Große Debatte im Stadtrat, wer denn nun das unter Geheimhaltung stehende Theater-Gutachten an die Presse geliefert hatte. 20 Exemplare waren dem Stadtrat zugegangen. Drei Exemplare waren auf dem Dienstweg verschwunden. Der "Maulwurf" konnte nicht aufgedeckt werden. Polizei und Bauarbeiter waren noch in den Trümmern des eingestürzten Hauses an der Erlanger Straße als Sucher von Geld und Wertsachen unterwegs. Man fand noch 5500 DM an Bargeld sowie diverse Wertsachen der Bewohner. Im Prozess gegen den früheren Grundig-Manager Josef Schäfer nahm dieser zu einzelnen Punkten der Anklage Stellung. Wer ein Geständnis erwartet hatte, wurde enttäuscht. Er verteidigte jeden einzelnen Punkt. Sollte durch diverse Transaktionen für ihn noch ein "kleiner Gewinn" von 100.000 DM oder 200.000 DM entstanden sein, so rechnete er dies mit Forderungen auf, die für seine geleistete Arbeit beim Grundig-Konzern entstanden waren. Samstag, 9. November 1968 Bayerns modernste Müllverbrennungsanlage wurde in Nürnberg in Betrieb genommen. OB Dr. Urschlechter setzte mit einem Knopfdruck die "Mülloper" in Gang. 42,9 Mio DM hatte die Anlage gekostet. In Fürth suchte man noch immer nach einer individuellen Lösung des Müllproblems. Die Stadt entschied endgültig: Die Gaststätte "Forsthaus" am Ende des Reichsbodenweges wurde abgerissen. Das Hauptgebäude sowie der langgezogene flache Trakt eigneten sich nicht mehr für eine Renovierung. Heute steht dort das ehemalige Grundig-Hotel "Altes Forsthaus" als NH-Hotel. Ordnung musste sein: Oberpolizeirat Herbert Mielsch erhielt ab sofort die Dienstbezeichnung "Direktor der Stadtpolizei".
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