Im Rathaus stand er und "dirigierte" präzise den Fürther Verkehr. Nach Ansicht der Stadtverwaltung sollte die Siemens-Zentralsteuerung für die Fürther Ampelanlagen dorthin verlegt werden wo sie hingehörte, nämlich in die Polizeidirektion an der Nürnberger Straße. Weil jedoch mit den "Umzugskosten" in Höhe von 50.000 DM auch noch 200.000 DM für neun Schaltergänzungen an den Fürther Ampelanlagen fällig wurden, wollte man sich das Ganze "noch einmal überlegen". Mit der Planung für das neue Schulhaus auf der Hardhöhe kam man kaum weiter. Sollte die Schule konventionell mit Kelle und Senkblei oder mit genormten Fertigteilen schlüsselfertig gebaut werden? Da die Meinungen im Stadtrat auseinanderdrifteten, entschied man: Eine "Schulinspektion" solle erst einmal verschiedene Neubauten bereisen, nach deren Bericht könne man dann sicher besser entscheiden. Samstag, 14. Dezember 1968 Der Nebel der Schulraumnot lichtete sich etwas. Der Neubau für die städtische Real- und Handelsschule war im Rohbau fertig. Das mit dem alten Nathanstift verbundene Gebäude verfügte über 25 Klassenräume für je 40 Schüler. Kostenpunkt: 2,2 Mio DM (ohne Grundstück und Einrichtung). Ergänzt wurde der Neubau durch den Umbau des alten Nathanstiftes. Diese Kosten schätzte man auf gut eine Million DM. Das Gesamtprojekt einschließlich Grundstück und Einrichtung war mit 5,2 Mio DM kalkuliert. Ob bei der grimmigen Kälte wohl überhaupt jemand kommt? Die Sorge der Mütterdienstleiterin Ellen von Lossow erwies sich als unbegründet, denn die Stuhlreihen im evangelischen Dekanatssaal in der Rudolf-BreitscheidStraße waren dicht besetzt. Das Adventssingen der Frauen im Fürther Mütterdienst war zur lieben Tradition geworden. Witzig aus heutiger Sicht, behielten die Frauen doch während der gesamten Veranstaltung ihre Hüte auf. Montag, 16. Dezember 1968 Großer Andrang am Fahrstuhl: Mütter und Väter schwebten "himmelwärts" zum Kantinenraum des SchickedanzVerwaltungsgebäudes. In Anwesenheit von Liesl Kießling sowie Grete und Dr. h.c. Gustav Schickedanz feierte das "Grete Schickedanz Kinderheim" ein besinnliches Weihnachtsfest. Nach Krippenspiel und Gesängen wurden über 150 Kinder von den Quelle-Patriarchen wie immer sehr großzügig beschenkt. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Das Schauspiel "Rosenkranz und Güldenstern" von Tom Stoppard sowie die Komödie "Der Revisor" von Nicolai Gogol, beide Vorstellungen als Wiederholungen in der bisherigen Besetzung. Das Theater der Jugend zeigte letztmalig das Märchenspiel "Frau Holle" nach den Gebrüdern Grimm. Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor 2400 Zuschauern gegen den SV Darmstadt 98 mit 1:0. Das Tor für Fürth erzielte Ebenhöh. Damit verbesserte man sich auf Rang zwölf der Tabelle. Dienstag, 17. Dezember 1968 In der Fürther Gaststätte "Sedansgarten" erhielten 20 geistig behinderte Kinder aus der Sonderschule in der Heilstättensiedlung eine Weihnachtsbescherung besonderer Art: Die Wirtin beschenkte die Kinder mit Spielsachen im Wert von 400 DM. Das Geld stammte von Gästen, die im Laufe des Jahres für "unschickliche Bemerkungen" Bußgelder in eine Cognacflasche hatten werfen müssen. Bundespostminister Dr. Werner Dollinger informierte sich über den Geschäftsgang während der Weihnachtszeit an der Fürther Hauptpost. Das vergangene Wochenende brachte mit 109 entleerten und 142 beladenen Sackwagen den vorweihnachtlichen Höhepunkt. Der Gesamtumschlag war seit dem letzten Jahr weiter gestiegen. Mittwoch, 18. Dezember 1968 Der "Bund der Steuerzahler in Bayern" trat erneut an den Fürther OB Scherzer heran, um den Antrag auf Aufhebung der überalterten und gästevertreibenden Getränkesteuer wieder in Erinnerung zu bringen. Man forderte die Abschaffung dieser "Ärgernissteuer" zum 1.1.1969. Die Stadt zeichnete wieder Künstler auf musikalischem Gebiet aus: Den Schulmusikpreis 1968 erhielt OStRin Paula-Luise Baer vom Fürther Helene-Lange-Gymnasium. Die Förderungspreise für junge Künstler erhielten die Fürther Konzertsängerin Uta Schwarz-Meixner sowie der Fürther Musikstudent Armin Ebenhöch (Komposition). Sie erhielten je 1500 DM. Der prominenteste Kleingärtner Fürths feierte seinen 70. Geburtstag: SPD-Urgestein Wenzel Dirscherl konnte sich vor Glückwünschen kaum retten. Er gehörte dem Stadtrat seit 20 Jahren an. Sein Vater war ein international bekannter Gewerkschaftler, so war es nicht verwunderlich, dass Sohn Wenzel schon 1923 in die SPD eintrat. Welches Ansehen er unter seinen Arbeitskollegen genoss, geht daraus hervor, dass er damals der jüngste Betriebsrat Deutschlands war. Für 78 in der Ausbildung stehende junge Männer aus dem öffentlichen Dienst hatte sich der Traum vom "Schöneren Wohnen" ein Stück verwirklicht. Die Arbeiterwohlfahrt hatte tief in die Geldtasche gegriffen, um das 1954 errichtete Jugendwohnheim an der Martersäule 12 zu erweitern und zu modernisieren. Jetzt konnte das 60.000 DM teure Projekt übergeben werden. Architekt war übrigens Helmut Jahn aus Zirndorf, der später in den
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