Seite:Kuntermann 1968.pdf/67

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Die Burgfarrnbacher Zweigstelle der Volksbücherei am Zehentweg 5 erhielt einen neuen Raum. Ein fester Leserstamm von etwa 200 Personen konnte jetzt unter 1600 Bänden auswählen. Für 1968 rechnete man mit etwa 7000 Entleihungen. Kurz vor dem Christfest kam es an zwei unbeschrankten Bahnübergängen zu schweren Unfällen. Während der Fahrer am Bahnübergang Forsthausstraße bei einer Zugkollision trotz total demoliertem Fahrzeug noch mit dem Schrecken davonkam, wurde der Fahrer bei Langenzenn vom Zug im Auto eingequetscht und lebensgefährlich verletzt. Weihnachtsüberraschung bei der SpVgg: Der frühere TV Fürth 1860-Trainer Dragan Tancic unterzeichnete einen Übungsleitervertrag und übernahm damit das Training der Leichtathleten sowie die Konditionsarbeit der unteren Fußballteams. Freitag, 27. Dezember 1968 Die Vertragsspieler der SpVgg gingen mit gutem Beispiel voran: Die Kleeblatt-Kicker hatten spontan beschlossen, am Heiligen Abend Kinder aus dem Fürther Waisenhaus in die eigenen Familien aufzunehmen. Außer großzügigen Geschenken gab es für das in drei Tagen stattfindende Derby gegen den 1. FC Nürnberg zusätzlich Freikarten. Die Polizei meldete nur wenige geringfügige Unfälle ohne Bedeutung. Fehlanzeige auch bei der Berufsfeuerwehr. Kein Baum hatte Feuer gefangen, kein Braten war verbrannt. Die Fürther feierten Weihnachten beschaulich im Familienkreis. Samstag, 28. Dezember 1968 Über Nacht wirbelten ganze Flockenlegionen von Schnee über die Dächer Fürths. Hochbetrieb herrschte deshalb bei den Kindern auf den Rodelbahnen und bei den Männern vom Baubetriebsamt, die versuchten, die weiße Pracht von den Straßen zu schippen. Die neuen Fürther Tollitäten für die Faschingszeit hießen "Renate II." und "Roland I.". Renate Rint erwies sich als eine waschechte Fürtherin, Roland Weber steuerte aus Veitsbronn in die Wogen des Fürther Faschings. Mit Stolz blickte die Stadt auf das Jahr 1968 mit folgenden Fertigstellungen bzw. Erwerbungen zurück: Das Waldheim "Sonnenland", das neue Hallenschwimmbad, die Bezirkssportanlage am Schießanger, das Schloss in Burgfarrnbach, das neue Nathanstift, die Vollendung der Fernwasserversorgung Allersberg sowie verschiedene Projekte im Straßenbau im Stadtgebiet. Das Lastenausgleichsamt musste nach Nürnberg abgegeben werden, dafür "schuf" die Stadt nun das neue Bäderamt. Auch die Stadtwerke Fürth stellten um: Bisher wurden die Rechnungsbeträge für Strom etwa zwei Monate nach dem Ablesen vom Ableser bar kassiert. Ab März 1969 konnte man Rechnungen nur noch überweisen, abbuchen lassen oder bei der Kasse der Stadtwerke in der Ottostraße 27 bar einzahlen. Montag, 30. Dezember 1968 Bei der Sammlung "Adveniat" für Lateinamerika, die am 22. Dezember in den katholischen Kirchengemeinden des Dekanats Fürth durchgeführt wurde, spendeten die Gläubigen rund 50.000,-- DM. Fast unglaublich, in einem Gottesdienst! Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Trendgemäß der Sex-Einakter "Du weißt doch, dass ich dich nicht verstehen kann, Liebling, wenn das Wasser läuft" (Silvester). Ferner das Schauspiel "Rosenkranz und Güldenstern" von Tom Stoppard sowie die komische Oper "Die Regimentstochter" von Donizetti, beide Vorstellungen als Wiederholungen in der bisherigen Besetzung. Viel Stimmung bei der Jahresabschlussfeier der SPD: Die Stimmengewinne bei den jeweiligen Landtagswahlen sorgten für unbeschwerte Kurzweil. Die Partei befand sich im Aufwind. Hinter der hohlen Hand diskutiert: Sollte man 1970 einen eigenen OB-Kandidaten gegen OB Scherzer antreten lassen? Doch "Die Fidelios" und die "zwei Peterlesboum" ließen keine weiteren politischen Gedanken mehr zu. Das 197. Nürnberg-Fürther Fußball-Lokalderby brachte die Fans beide Vereine nur mäßig auf Touren. Gerade noch 6000 Zuschauer fanden den Weg in den Ronhof und sahen bei äußerst mittelprächtiger Stimmung nur ein fades 0:0-Unentschieden. Die Fahnen blieben eingerollt. Nürnbergs Meistermacher Max Merkel, vor einigen Tagen 50 Jahre alt geworden, war enttäuscht von der Vorstellung seines Teams. Dienstag, 31. Dezember 1968 Die SpVgg hatte ab sofort einen Vertragsspieler mehr. Der 20-jährige Helmut Klump, Verteidiger aus der eigenen Amateurelf, unterschrieb einen Dreijahresvertrag beim Kleeblatt.

67