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Freitag, 9. Februar 1968 NPD-Stadtrat Dr. Mertens sorgte wieder für Wirbel im Stadtrat. Bei einem Hausbesuch eines Kranken hatte er diesen nach seinem Beruf gefragt. Auf die Angabe "Feuerwehrmann" hatte Dr. Mertens geantwortet: "So, bei diesen Faulenzern sind Sie." Der Pfleger der Berufsfeuerwehr im Stadtrat wollte über eine "Dringlichkeitsanfrage" Dr. Mertens zur Stellungnahme zwingen. Nachdem Dr. Mertens sich nicht zur Sache äußerte, entzog ihm OB Scherzer wieder einmal das Wort. Zauberei: Trotz Tariferhöhungen der Stadtwerke wurden die Verbraucher entlastet und das Defizit der Stadtwerke vergrößert. Die Erhöhung der Grundpreise führte deshalb zu keinen Überschüssen, weil die Stadtwerke die Mehrwertsteuer in die bisherigen Stromtarife einarbeiteten. Hier entstanden jetzt Defizite, die größer waren als alle Mehreinnahmen durch die Erhöhung der Grundtarife. Samstag, 10. Februar 1968 Die Arbeiten für die Wasserleitung aus dem Roth-Allersberger Raum hatten inzwischen den Landkreis Fürth erreicht. Bei Altenberg wurden die ersten weißen Rohre gelagert. Man rechnete bis zum Sommer mit der gesamten Fertigstellung bis Fürth. Dann könnte man auch in den längsten Trockenperioden den Bürgern ausreichend Wasser anbieten. Motto: Garten gießen stets erlaubt! Schwierige Frage: Stellt die Verabschiedung eines Polizisten nach einer LKW-Kontrolle mit den Worten "Servus, Dicker!" eine Beleidigung des Ordnungshüters dar? Der 23-jährige Polizist erstattete jedenfalls Anzeige. Der Fürther Amtsrichter empfand diese Auffassung als "zu mimosenhaft" und sprach den Kraftfahrer vom Vorwurf der Beamtenbeleidigung frei. Das VHS-Forum diskutierte in der Aula der Berufsschule II über die Möglichkeiten einer Wiedervereinigung Deutschlands. Unter der Diskussionsleitung Meinolf Finkes erörterten MdL Justin Leicht, Hans-Helmut Rösler (FDP) und Horst Haase (SPD) die damaligen Chancen. Erschreckend wenig Publikum im Saal, die nicht eingeladene NPD protestierte frierend mit Plakaten im Freien. Trotz grauen Nieselwetters feierte man an der Regelsbacher Straße in Burgfarrnbach Richtfest. Ein neues Fernmeldegebäude für maximal 3000 Telefonanschlüsse sollte etwa ab Juni 1969 in Betrieb gehen. Burgfarrnbach hätte dann "fernmeldetechnisch" auf Jahre hinaus ausgesorgt. Montag, 12. Februar 1968 In einem Leserbrief an die FN beschwerte man sich über die neu gebaute, 20.000 DM teure Unterstandhalle an der Billinganlage. Wind und Regen würden durch die offenen Teile fegen. Der Bau sah so aus, als würden die Steine nicht bis zur Decke gereicht haben. Die Wetterstatistik des abgelaufenen Monats Januar zeigte paradoxe Verhältnisse. War die erste Monatshälfte von langanhaltendem Frost und klirrender Kälte gekennzeichnet (mit Tiefstwerten bis zu minus 25 Grad!), so schnellte die Quecksilbersäule in der zweiten Monatshälfte auf gar nicht so sibirienhafte plus zehn Grad. Aufgrund der Schneefälle war auch im Flachland Wintersport möglich. 15 Tage waren sonnenlos. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Wiederholungen der Schauspiele "Lord Arthur`s Verbrechen" von Constanze Cox und "Monserrat" von Emmanuel Robles, beide Vorstellungen jeweils in der bisherigen Besetzung. Ferner die Gastspiele des Tegernseer Volkstheaters mit den Komödien "Da ist der Wurm drin" und "Die drei Eisbären". Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor der schwachen Kulisse von 1500 Zuschauern mit 1:0 gegen den SVW Mannheim. Das Tor für Fürth erzielte Perras. Man blieb damit auf Rang sieben der Tabelle. Dienstag, 13. Februar 1968 Eine Bombenstimmung herrschte beim Faschingstreiben des Bundes der Danziger und der Landsmannschaft der Ost- und Westpreußen (was es damals alles gab!) im Logenhaus. Endlich wurden wieder einmal originelle Masken gesichtet. Die Tanzschule Holzapfel erfreute mit Tanzeinlagen verschiedenster Art. Das Bekleidungshaus Paul Arendt verabschiedete sich mit einer Anzeige in den FN von seiner Fürther Kundschaft. Nicht weil man wie heutzutage insolvent geworden war, sondern weil man in Fürth keine größeren Verkaufsräume fand, die für ein Vollsortiment Damen-, Herren- und Kinderbekleidung geeignet waren. Man empfahl der treuen Fürther Kundschaft die Filiale in Nürnberg. Mittwoch, 14. Februar 1968 Während es Geschäfte für (neue und) alte Bilder schon immer gab (in Fürth z.B. Gemälde Reiner an der Fürther Freiheit oder Bilder Schiffer am Beginn der Nürnberger Straße) schossen jetzt Antiquitätengeschäfte wie Pilze aus dem Boden. Im Bereich Fürth waren dies damals z.B. Schneider-Klippstein in der Rudolf-Breitscheid-Straße, Hamper in der Fichtenstraße (später Amalienstraße) oder Borowsky in der Karolinenstraße.

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