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Im Hause Schwabacher Str. 15 in Fürth eröffnete das „Pfaff-Nähzentrum“. Hier gab es alles für selbstschneidernde Damen, so vor allem natürlich Näh- und Strickmaschinen. Ferner im Angebot: Wolle, Garne, Stoffe, Accessoires sowie Ersatzteile für Maschinen. Acht Schüler der Staatlichen Realschule besuchten das Wahlfach „Kochen“. Mit hohen Hauben auf den erhitzten Häuptern rüttelten keine Mädchen, sondern stramme Burschen in den Flegeljahren an den heißen Pfannen oder mixten appetitliche Salate zusammen. Die 16-jährigen Schüler der Entlassklassen standen mit Begeisterung an den Herden der Schulküche der Kiderlinschule. Samstag, 1. März 1969 Fürther Gymnasiasten brauchten ab Herbst 1969 nicht mehr errötend um das Helene-Lange-Gymnasium herumstreichen: In die bisherige höhere Mädchenschule wurden ab September auch Jungen aufgenommen. Der Fürther Stadtrat entschied sich für diese dem Trend der Zeit entsprechende „Koedukation“. Ab sofort spuckte ein Drucker die neuen Computerrechnungen der Stadtwerke aus. Die Bevölkerung stand dem Kollegen „Computer“ damals noch recht skeptisch gegenüber, glaubte man doch, viele Berechnungen würden nicht stimmen und man müsse mehr bezahlen. Die Stadtwerke sahen sich deshalb genötigt, in der Presse eine public-relations-Kampagne zugunsten des Computereinsatzes zu schalten, um das Vertrauen der Bürger zu gewinnen. Die Keller der Gaststätte „Schwarzes Kreuz“ und der danebenliegenden „Kreissparkasse“ schienen über ein unterirdisches Hallenbad zu verfügen, denn plötzlich quoll Wasser aus den Kellerböden. Man erinnerte sich dann, dass 1939 dort ein unterirdischer Löschwasserteich angelegt wurde. Kein Rohrbruch, aber die Feuerwehr musste nach dem Öffnen des Bodens mindestens 30.000 Liter Wasser abpumpen. Die Kellerwände hatten sich in 30 Jahren natürlich wie ein Schwamm vollgesogen. Kellerfeuchte war für die nächsten Jahre garantiert. Das Gespenst der „Schulraumnot“ geisterte weiter durch den Fürther Stadtrat. Aufgrund der Hardhöhen-Erfahrung machte sich Stadtschulrat Senator Hauptmannl für die Planung einer „Schwandschule“ stark, denn von der Projektierung bis zur Einweihung einer Schule rechnete man damals mit einer Dauer von vier Jahren. Heute heißt die Realität dort „Schule am Finkenschlag“. Montag, 3. März 1969 Die Fürther Schülerzeitschrift „Pennalen“ feierte das 15-jährige Jubiläum. Dazu arrangierte man in der Aula der Berufsschule II eine Ausstellung. OStD Dr. Riemann sagte in seiner Laudatio in Richtung Redakteure: „Lassen Sie sich beim Schreiben von jener christlichen Nächstenliebe leiten, die sie in manchen schweren Schulstunden von uns erwarten.“ Dann ging`s ab ans kalte Büffet. Der Geismannsaal ächzte in allen Nähten: Rekordbesuch bei der Eröffnung des „Poculators“. OB Scherzer eröffnete die Starkbiersaison nach dem Dirigieren des Bayerischen Defiliermarsches. Ein spritziges Kurzweilprogramm (von den Pöiterlasboum bis zum Comedien-Terzett) und stabile Schankpreise ließen die Pegelstände in den Maßkrügen schnell sinken. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Operette „Der Bettelstudent“ von Carl Millöcker, die Oper „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart und die Komödie „Ein idealer Gatte“ von Oscar Wilde. Alle drei Aufführungen als Wiederholung in der bisherigen Besetzung. Das Theater der Jugend zeigte das Jugendstück „Tom Sawyers Abenteuer“ nach Mark Twain. Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor der Rekordkulisse von 10.000 Zuschauern gegen Jahn Regensburg mit 1:0. Das Tor für Fürth erzielte Ebenhöh. Damit verbesserte man sich auf Rang fünf der Tabelle. Dienstag, 4. März 1969 Die „Städtische Real- und Handelsschule Fürth“ veranstaltete ein Hallensportfest. Rund 1000 Schüler absolvierten unter der Leitung Dragan Tancics den Kurz- und Langstreckenlauf sowie Hochsprung. Hier sah man erstmals Schüler im Fosbury-Flop springen. Talente wurden dann der Neigungsgruppe Leichtathletik zugeführt, die dreimal pro Woche trainierte. Die Führungskrise beim MTV Fürth wurde durch eine Neuwahl beendet. Der mit 1100 Mitgliedern drittgrößte Fürther Sportverein wählte Herbert Maschinski zum 1. Vorsitzenden, sein Stellvertreter wurde Georg Müller. Bei der Verlesung des Rücktrittsschreibens des ehemaligen Vorsitzenden Robert Portzky kam es zu tumultartigen Szenen. Mittwoch, 5. März 1969 Der Elternbeirat des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums trat an die Öffentlichkeit: Vor über einem Jahr beschloss der Stadtrat, am Kieselbühl oder auf dem Reichsbodenfeld einen Neubau zu errichten. Jetzt bot man dem Gymnasium im Herbst 1969 freiwerdende Räume im Schulhaus Helmplatz 4 und die Turnhalle am Helmplatz 6 an. Von einem Neubau war plötzlich nicht mehr die Rede. Damit wollten sich Schulleitung und Elternschaft nicht zufriedengeben. Ein Flickwerk der Stadt?

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