Dienstag, 11. März 1969 In der Fürther Auferstehungskirche fand der Gottesdienst zum „Weltgebetstag der Frauen“ statt. Eine in Erlangen studierende Farbige aus Ghana sorgte durch ihren Vortrag für exotisches Fluidum. Wie die FN berichteten, wurde das „Negergebetslied“ durch ein inhaltlich gleiches deutsches Lied ersetzt. Männer waren - im Zeichen der Gleichberechtigung? - unerwünscht. Die SPD-Unterbezirkskonferenz tagte mit 180 Delegierten in der neuen Burgfarrnbacher Turnhalle an der Lehenstraße. Die Mitgliederzahl ging zurück. Mit dem Absinken um 144 Mitglieder sank man bei nun 4309 Mitglieder wieder auf den Stand von 1963. Und dies, obwohl ein Mitglied dafür geehrt wurde, bisher 160 Neuaufnahmen für die SPD getätigt zu haben. Mittwoch, 12. März 1969 Im Jahr 1970 sollte in der Bundesrepublik eine Volkszählung stattfinden. Sie galt als unentbehrliche Grundlage für weitere politische Entscheidungen. Für einen Probelauf, der nur repräsentativen und vorbereitenden Charakter besaß, wählte man die Stadt Fürth aus. Die neuen Fragebögen waren - im Gegensatz zu den früheren Haushaltslisten - erstmals maschinenlesbar. Dazu mussten vom Bearbeiter Strichmarkierungen, Kreuzchen oder Ziffern eingetragen werden. 200 Haushalte erhielten in Fürth einen derartigen Probe-Erhebungsbogen. Zwei Seilschaften aus Nürnberg und Fürth überwanden in zehn Stunden einen Höhenunterschied von 900 m. Die beteiligten Fürther Hartwig Erdenkäufer und Wilhelm Pöppl bezwangen das Zugspitzmassiv von der österreichischen Seite her. Sie starteten ihre Klettertour um 8.30 Uhr und standen um 18.30 Uhr auf dem Gipfel. Danach seilten sie sich über eine extrem steile Schneerinne ab, um zwei Stunden später das Schneefernerhaus zu erreichen. Mit der Konjunktur zogen die Preise wieder an. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden ermittelte für Februar einen Anstieg um 2,3% gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat. Donnerstag, 13. März 1969 Im Prozess gegen den ehemaligen Grundig-Manager Josef Schäfer jagte ein Gutachten das andere, um die Echtheit von Beträgen bzw. Unterschriften auf einer ominösen Quittung zu belegen. Durch ein bewusstes Falten an einer bestimmten Stelle des Zettels konnte ein weiterer Gutachter nicht mehr tätig werden. Doch wer hatte die Quittung durch einen sachkundigen Knick so manipuliert? Alle Beteiligten wiesen eine Beteiligung weit von sich. Der Richter verzweifelte. Der Laubenweg wurde immer mehr zum Neubaugebiet. Wo vor Jahresfrist noch Sportplatzbesucher parkten, räkelte sich jetzt ein Hochhaus in den Himmel. Trotz Milliardeninvestitionen herrschte in Bayern noch immer Schulhausnot. Auch Stadt- und Landkreis Fürth waren davon betroffen. Von den insgesamt 322 Klassen der Kleeblattstadt waren 15 ohne eigenen Raum und fünf weitere behelfsmäßig untergebracht. Im Landkreis waren 12 Klassen ohne eigenen Raum und sechs weitere in behelfsmäßigen Unterkünften. Unter allen mittelfränkischen Landkreisen hatte Fürth mit 6% den größten Nachholbedarf. Freitag, 14. März 1969 In Anzeigen wies Familie Aristide de Pellegrin auf die Eröffnung ihrer Eisdiele zur Saison 1969 hin. Die stadtbekannte Eisdiele in der Schwabacher Straße 4 war bei den Fürthern bekannt für ihre Dolomitenbecher, Casatas und Eiskaffees. Fünfzig Jahre existierte das Baby-Spezialgeschäft „Kinderwagen-Hammer“ Ecke Theater- und Marienstraße. Kaum hatten sich die Fürther in mehr als einem halben Jahrhundert daran gewöhnt, schon zog der Enkel des Firmengründers ins „Letra-Haus“ an der Karolinenstraße 17. Generationen von Fürthern haben bei dieser Firma Zwischen Paidi und Storchenmühle abgewogen und vom Verdecksportwagen bis zum Baby-Hopser alles für ihren Nachwuchs eingekauft. Mit Jens Jechow und Hartmut Kirst (beide DAV Fürth) nahmen zwei Fürther am längsten und schwersten Skirennen der Welt teil: dem schwedischen Vasa-Lauf über 85,8 km. Unter den 8500 gestarteten Läufern platzierten sich die beiden Fürther innerhalb der ersten 1500 der ins Ziel kommenden Athleten. Die Firma „Schuh-Reiser“ eröffnete in Fürth in der Würzburger Straße 96 unweit der Billinganlage eine Filiale. Bisher betrieb man in Zirndorf seit zwanzig Jahren eine Schuhfabrik sowie ein Schuhgeschäft. Damals konnte man noch auf beiden Seiten der Würzburger Straße großzügig parken. Samstag, 15. März 1969 Es ist nicht möglich, einem Fremden zu beschreiben, welche Gefühle ein Einheimischer beim Begriff „Schmarrertag“ auch heute noch empfindet. 1969 wurden wieder drei Poculatorveteranen (eigenartigerweise 1969
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