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alles altgediente Polizisten) mit den traditionellen zinngedeckelten Krügen geehrt. Der Geismannsaal war ab 16 Uhr wegen Überfüllung gesperrt, im Saale überschäumende Stimmung. „Fangt an, fangt an“ sangen an die hundert Schulkinder, als Hauptlehrer Roland Kühn offiziell in sein Amt eingeführt wurde. Nach eineinhalb Jahren hatte der Schulamtsbezirk Fürth-Land wieder einen Schulrat. Die schrille Begleitmusik um die Besetzung dieser Stelle war aber noch nicht vorbei. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie die Fraktion der SPD im Stadtrat machten nach der Einführung Kühns noch einmal deutlich, dass der ursprünglich vorgesehene Bewerber die Voraussetzungen für dieses Beförderungsamt besser erfüllt hätte. Man wollte es nicht glauben. In Fürth wurden drei noch halbwegs intakte Bunker für den Notfall eines Krieges wieder instantgesetzt. Nach den Vorschriften des Grundschutzes kostete dies die Stadt keinen Pfennig. Der Bund zahlte für neue Filter, Brunnen, Inneneinrichtung und Vorräte. Von den Renovierungen betroffen waren die Bunker am Laubenweg, der Ronwaldbunker sowie der Bunker an der Friedrich-Ebert-Straße. Nur 1500 von rund 95.000 Fürthern konnten im Ernstfall darin Platz finden und wochenlang darin leben. Die anderen fünf in Fürth existierenden Bunker waren von den Amerikanern nach Kriegsende gesprengt worden. (Bunker an der Hamburger-, Stettiner-, und Mühltalstraße sowie der Eschenaubunker und der Bahnhofsbunker an der Gebhardtstraße.) Der sogenannte Lazarettbunker im hinteren Stadtparkteil wurde nach Kriegsende nicht gesprengt, sondern nur zugeschüttet. Viele Steuergelder hätten 1969 gespart werden können, hätten die Amerikaner 1945 doch „alle“ Bunker gesprengt! Montag, 17. März 1969 Bei dem Fürther Ableger der Schlesischen Landsmannschaft erinnerte Stadtrat Dr. Klings daran, bei der 1969 stattfindenden Bundestagswahl möglichst die Kandidaten zu unterstützen, die keine sogenannten „Verzichtspolitiker“ seien. Noch waren in Fürth 283 Schlesier politisch organisiert. Noch wehrte man sich gegen die Bezeichnung „absterbender Laden“. Die Fürther Künstler versuchten, einen Teil ihrer Werke in Form einer Versteigerung an den Mann zu bringen. Doch meist hatte der Auktionshammer Pause und die Fürther kamen weder in Scharen geschweige denn mit gezücktem Geldbeutel. Fürth – eine Arbeiterstadt ohne Kunstinteresse? Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Komödie „Ein idealer Gatte“ von Oscar Wilde sowie die Komödie „Die Vögel“ von Aristophanes. Beide Aufführungen als Wiederholungen in den bisherigen Besetzungen. Die SpVgg verlor ihr Heimspiel im Ronhof vor 9000 Zuschauern gegen den FC Bayern Hof mit 1:2. Das Tor für Fürth erzielte Rauh. Damit rutschte man auf Platz sechs der Tabelle ab. Dienstag, 18. März 1969 Gesundheitsministerin Käthe Strobel besuchte die Grundig-Werke an der Kurgartenstraße, um sich über die Lehrlingssituation zu informieren. Konsul Max Grundig war wohl, der Meinung, dass Frauen bessere Diplomaten seien, denn er schickte seine Gattin Annelie zur Führung und Betreuung des hohen Gastes. Die DAK bezog neue Geschäftsräume in der Königswarterstraße 82. Der Beratungsbedarf für eine stetig wachsende Anzahl von Mitgliedern machte den Umzug notwendig. Mittwoch, 19. März 1969 Zum ersten Mal seit 1945 konnten Besucher der St. Michaelskirche das Gotteshaus wieder im Schmuck sämtlicher farbiger Fenster des Altarraums erblicken. Die nach 1945 eingesetzten Notfenster hatten ausgedient und die seit 1490 in herkömmlicher Weise eingesetzten letzten zwei bunten Bleiverglasungen mit einer Höhe von 4,5 m hielten Einzug. Sämtliche Fenster konnten durch Spenden finanziert werden. In Fürth gab es einen neuen „Jugend-Chef“. Stadtrat Uwe Lichtenberg wurde zum 1. Vorsitzenden des Kreisjugendringes gewählt. Man erhoffte sich dadurch frischen Wind für die zukünftige Jugendarbeit. Es kam zu einer Aussprache mit kritischen Akzenten. So wollten die Jünglinge künftig keine „Opas“ mehr mit grauen Haaren und lichten Scheiteln. Die Satzung ließ dergleichen jedoch nicht zu. Außerdem könne man auf die Erfahrung „der Alten“ nicht verzichten, so bellte es zur Verteidigung vom Präsidiumstisch zurück. Im Prozess gegen den ehemaligen Grundig-Manager Josef Schäfer hatte jetzt der Kehraus begonnen. Die Liste der Zeugen und Sachverständigen war abgearbeitet. Die Schäfer-Verteidigung stellte schnell noch einen Antrag auf Aussetzung des Verfahrens, welcher jedoch abgelehnt wurde. Die Plädoyers standen an. Donnerstag, 20. März 1969 Der Vorort Unterfarrnbach stand unmittelbar vor einem freudigen Ereignis: Nach dem Kanalanschluss des Ortes vor mehr als zehn Jahren wurde die Kanalisation jetzt vollkommen modernisiert. Der Bau des Rhein-Main-DonauKanals machte dies notwendig. Die Kanalrohre mussten tiefer gelegt werden und so tauschte man gleich alt gegen neu.

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