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Fischfachgeschäft „Nordsee“ und Fischrestaurant „Nordsee-Quick“ (mit 60 Plätzen) eröffneten in der Schwabacher Straße 19/ Ecke Rudolf-Breitscheid-Straße. Die „Nordsee“ war bisher in der Schwabacher Str. 5 beheimatet. Zum Start gab es eine große Anzahl von Verzehrbons für Bedürftige. Wie jedes Jahr wurden in den Becken des Sommerbades am Scherbsgraben die schadhaften Kacheln ausgetauscht bzw. repariert. Die alten Holzkabinen am für den Badebetrieb gesperrten Flussbad durften noch eine Saison benutzt werden. Beim Hallenbad Scherbsgraben wurden neue Autoparkplätze angelegt. „Trainingslager“ wurden immer beliebter. Rund 20 Leichtathleten des TV Fürth 1860 spurteten am Nordseestrand der holländischen Küste bei Zoutelande. Das Hauptaugenmerk lag auf konditionsfördernden Läufen. Mittwoch, 16. April 1969 Der neue erste Pfarrer von St. Michael hieß Wilhelm Bogner. Erstmals wurde damit in Fürth ein Pfarrer nicht mehr ernannt, sondern vom Kirchenvorstand gewählt. Der Bebauungsplan für das Altstadt-Sanierungsgebiet zwischen König- und Katharinenstraße, Maxbrücke und Kohlenmarkt war in sein Endstadium getreten. Die Regierung von Mittelfranken zeigte sich bereit, noch 1969 Finanzierungsmittel für 96 Ersatzwohnungen bereitzustellen. Donnerstag, 17. April 1969 Für etwa 5,5 Mio DM errichtete Kleiderfabrikant Willi Schildt an der Fürther Karolinenstraße 66 eine neue Textilfabrik. 260 Beschäftigte arbeiteten bei „jeune europe“ in dem fünfgeschossigen, fensterlosen und vollklimatisierten Bau. Die bisherigen Produktionsräume in der Jakobinenstraße hatten ausgedient. Die Tageskapazität lag bei 240 Anzügen. Das Industrie- und Handelsgremium Fürth erinnerte kurz vor der entscheidenden Sitzung den Stadtrat an sein Versprechen aus dem Jahre 1968, die Gewerbesteuer vorerst nicht weiter zu erhöhen. Mit der bisherigen Einnahme aus der Gewerbesteuer stehe Fürth unter allen kreisfreien Städten Bayerns bereits an der Spitze. Mit den Arbeiten der drei einheimischen Künstler Pitt Cürlis, Helga Hanner und Walter Eigler konnten die Theaterbesucher im Foyer des Fürther Stadttheaters insgesamt 40 Kunstwerke sehen. Der Kunststoff „Teflon“ eroberte nach Pfannenbeschichtungen jetzt auch die Stromkabel. Absolut wasserfest, temperaturbeständig bis 260 Grad Celsius, mit hoher Durchschlagsfestigkeit und säurebeständig wurden ab sofort die Stromkabel damit ummantelt. Freitag, 18. April 1969 Die SPD-Fraktion verblüffte im Stadtrat mit einem „Fallrückzieher“. Sie zog ihre Anträge zurück und begründete dies mit weiteren nötigen interfraktionellen Gesprächen. Die CSU-Fraktion fühlte sich wie mit dem Nasenring durch die Manege gezogen. Hatte man doch für die Kampfabstimmung um den Etat 1969 Kollegen extra aus dem Auslandsurlaub zurückgeholt. Ein Scheingefecht der SPD, weil man damit rechnen musste, die Abstimmung knapp zu verlieren? „Erotisches Theater“ lag im Trend der Zeit. Die Thesen von der „sexuellen Befreiung“ oder der „sexuellen Revolution“ geisterten nach den Kinos auch durch die Musentempel. Tatsächlich waren die meisten dieser Bühnenstücke aber nichts anderes als eine billige Voyeurschau pornografischer Art. So wurde z.B. das Stück „Satyricon“ von der Behörde wegen plumper Pornografie abgesetzt. Im Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Mackennas Gold“ mit Omar Sharif und Gregory Peck (Admiral), „Graf Porno und seine Mädchen“ in der 3. Woche (Bambi), „Frau Wirtin hat auch eine Nichte (City) sowie „Weiße Haut auf schwarzem Markt“ (Park). Samstag, 19. April 1969 Ein halbes Ministerprogramm fiel der Autobahn „zum Opfer“! Um 14 Uhr hatte sich Bundesfinanzminister Franz Josef Strauß beim Industrie- und Handelsgremium Fürth im Vortragssaal der Grundig-Werke angesagt. Aufgrund vieler Baustellen auf der Autobahn München – Nürnberg erschien er erst um 17 Uhr. In seinem Kurzreferat sagte er eine gute Konjunktur über Jahre voraus und ermahnte die Unternehmer, mehr Produktionsstätten ins Ausland zu verlagern. Strauß schien durch die erfreuliche Konjunkturlage auf einer Insel der Glückseligen zu leben. Kaum war der neue Reitverein St.-Georg gegründet, so stampfte man in wenigen Monaten eine vereinseigene Reithalle mit angebauten Stallungen aus dem Boden. Ein Spring- und Turnierplatz, ein Abreitegelände und ein eigener Dressur- und Longierplatz rundeten den Komplex ab, den man durchaus als Reiterzentrum bezeichnen durfte. Eine einsam vor sich hinschiebende Planierraupe kündigte es an: Die Nürnberger Büromaschinen-Werke Triumph bauten auf dem neuen Gewerbegebiet hinter der Magazinstraße eine Stanzerei. In der Halle mit den imposanten Abmessungen von 100 m x 80 m entstanden später Teile für Büromaschinen. Montag, 21. April 1969

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