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Am traditionellen „Tag der offenen Tür“ hatte „das Fußvolk“ Zugang zu den Fürther kommunalen Einrichtungen. 8000 Fürther machten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Wie jedes Jahr zählten das Rathaus und die Feuerwehr zu den Rennern der nach Tausenden zählenden Kommunaltouristen. Das Wasserwerk am Brunnenweg wollten dagegen nur 150 Bürger sehen. Nach sechs Stunden und 27 Spielen wurde die 1. Herren- sowie die 1. Damenmannschaft des TV Fürth 1860 jeweils als Sieger beglückwünscht. Die erste Stadtmeisterschaft im Volleyball gestaltete sich in der Soldnerhalle zu einer ausgiebigen Demonstration. Diese heute weltweit beliebte Sportart lag in Fürth damals noch in den Anfängen. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Opernpaarung „Arlecchino“ von Busoni und „Bajazzo“ von Leoncavallo (als eine Aufführung), u.a. mit Monika Kienzl, Maria de Francesca, Rudolf Gniffke, Almar Heggen und Barry Hanner. Ferner die Parabel „Der unaufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ von Bert Brecht, u.a. mit Hildegard Krost, Hannerl Thiemig, Hans Dieter Asner, Erich Ude und Hannes Riesenberger. Als Wiederholung schließlich die Komödie „Der Revisor“ von Nicolai Gogol in der bisherigen Besetzung. Die SpVgg besiegte in ihrem Heimspiel im Ronhof vor 4000 Zuschauern den FC Villingen mit 3:0. Tore für Fürth durch Tauchmann, Perras und Kampe. Damit blieb man auf Rang fünf der Tabelle. Dienstag, 22. April 1969 Silberglänzende Glückstaler sollten die Kauflust in der Kleeblattstadt steigern. 50 Fürther EinzelhandelsFachgeschäfte verteilten bis 14. Mai runde Papp-Plaketten mit Glücksnummern. Auf 1000 von ihnen gab es Gewinne im Gesamtwert von 20.000 DM. Die Glückstaler wurden an Personen über 16 Jahre ohne Kaufzwang abgegeben. Eine Aktion, um den Kaufkraftabfluss nach Nürnberg zu stoppen. Braucht Fürth mehr Industrie? Im Fürther Stadtrat war man der Meinung, die Bereitstellung und Erschließung von Gewerbegrundstücken genüge, denn von allen bayerischen Städten hatte Fürth seit 1966 den größten Fortschritt im wirtschaftlichen Wachstum zu verzeichnen. Wachstum – ein Selbstläufer? Mittwoch, 23. April 1969 Jetzt erkannte man die städtischen Fahrzeuge leichter: Müllautos, Kehrmaschinen usw. erhielten ein grün stilisiertes Kleeblatt auf weißem Grund, darunter der Schriftzug „Stadt Fürth“. Kaum war die kalte Jahreszeit vorbei, begannen schon wieder die Klagen über die Gerüche der Tierkörperbeseitigungsanstalt Mattecka in der Vacher Straße. Die vom Unternehmen eingebaute „Stinkluftverbrennungsanlage“ erwies sich praktisch als nutzlos. Die Firma verarbeitete immer größere Mengen, was im gesamten Nordwesten der Stadt zu riechen war. Stadtschulrat Senator Karl Hauptmannl strebte eine umfassende Konzeption des Fürther Kulturlebens an. Bisher fehlte es an einem Bindeglied zwischen der musischen Betreuung in der Schule und dem erwachsenen Kulturleben. Diese Lücke sollten Hildegard Appels „Junger Chor“ sowie Josef Peter Kleinerts „Junge Bühne“ füllen. Beide Institutionen fungierten als eingetragene Vereine, um möglichst viel städtische Unterstützung zu erhalten. Donnerstag, 24. April 1969 Die Fürther Schülerlotsen (Hardenberg-Gymnasium) setzten ihre erfolgreiche Tradition fort. Unter 4000 bayerischen Lotsen belegten sie beim Landesentscheid wieder einmal die drei ersten Plätze. Bei einem Empfang im Grundig-Teeraum an der Kurgartenstraße erhielten sie zur Belohnung schockfarbene“ Kofferradios Die Fürther Firma Metz Apparatefabrik brachte „schwenkbare“ Fernsehgeräte auf den Markt. Damit sollten störende Lichtreflexe ausgeschaltet werden. Die Deutsche Tafelglas AG (Detag) mit dem Verwaltungssitz in der Otto-Seeling-Promenade lief weiterhin in der Erfolgsspur. Autofirmen, Glasgroßhändler und Bauunternehmen zählten zu den Hauptabnehmern der Glasprodukte. Wie im Vorjahr spendierte man den Aktionären eine Dividende von 16%. Freitag, 25. April 1969 Während des Umbaus am Fürther Hauptbahnhof ging es drunter und drüber. Große Planen und kahlgeschlagene Wände bestimmten das Bild. Fahrkarten wurden aus einer Holzbaracke heraus verkauft. Bis Ende 1969 sollte der Fürther Bahnhof in neuem Glanze erstrahlen. Nur die alten Eisensäulen auf den Bahnsteigen waren wahrscheinlich unentbehrlich, denn sie gibt es heute noch. Das Stimmungsbarometer stand beim Elternbeirat der Friedrich-Ebert-Schule auf „Sturm“. In einer Protestveranstaltung sprach man vom „drohenden schulischen Notstand“. Durch den Ausbau der Wohnsiedlungen auf der Schwand war die Schule zu klein geworden. Zu den 661 bisherigen Schüler kämen demnächst etwa 500 weitere Schüler. Der Ruf nach einer neuen „Schwand-Schule“ war nicht zu überhören. Man sammelte Unterschriften, um die Planung zu beschleunigen.

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