Donnerstag, 1. Mai 1969 Auch im dritten Anlauf schaffte es der Stadtrat nicht, sein Hindernisrennen zum Etat 1969 erfolgreich zu beenden. Obwohl eine Sondersitzung dazu angesetzt war und man die Rätetagung am toten Punkt für zwei Stunden zu internen Beratungen unterbrach, stand man am Ende mit leeren Händen da. Die Verabschiedung des Etats wurde mit 22:21 Stimmen abgelehnt. Ein gemeinsamer Kompromiss lag wieder in weiter Ferne. Also Vertagung bis zur vierten Runde. Der in Fürth geborene Dr. Georg Kilian feierte sein 40-jähriges Berufsjubiläum. Als frisch promovierter Glasexperte trat er 1929 in die damalige „Tafel-Salin-und-Spiegelglas-Fabriken“ ein, aus der 1932 die „deutsche Tafelglas AG“ (Detag) mit dem Sitz in Fürth hervorging. 1934 wurde Dr. Kilian Chef des Glaswerks Weiden. 1939 folgte die Berufung zum Vorstandsmitglied, 1950 die zusätzliche technische Leitung in der Konzernspitze. Fensterglas, Isolierglasscheiben und Sicherheitsgläser waren Objekte Dr. Kilians Tatkraft. Nach dem Tode Dr. Otto Seelings 1955 übernahm er den Vorsitz im Detag-Vorstand. Eine Vielzahl von Auszeichnungen waren nur äußere Zeichen einer großen Fürther Unternehmerpersönlichkeit. Im Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Judoka – unser Mann von Interpol“ (Admiral), „Graf Porno und seine Mädchen“ in der 5. Woche (Bambi), „Liebe 2:1“ (City) sowie „Nordische Nächte – Verschwiegene Partys“ (Park). Samstag, 3. Mai 1969 Ein halbes Dutzend bundesdeutscher Leichtathletikstars reiste im Auftrag eines Automobilwerks durch die Lande und wurde in Fürth von OB Scherzer im Restaurant Langmann mit Geschenken willkommen geheißen. Zu den in Fürth erschienenen Spitzenathleten zählten u.a. Ingrid Becker, Harald Norpoth, Bodo Tümmler, Klaus Lehnertz, Jürgen Kalfelder und Jens Ulbricht. Da das Wetter regnerisch wurde, musste die Maikundgebung der Gewerkschaften von der Freilichtbühne im Stadtpark ins Berolzheimerianum verlegt werden. Trotz roter Fahnen und stumm platzierter Transparente zog sich die Gewerkschaftsfeier ziemlich brav über die Runden. Montag, 5. Mai 1969 Ein 26-jähriger Amateur-Fußballspieler der SpVgg erhielt während eines Spiels in Nürnberg-Laufamholz einen scharf geschossenen Ball gegen die Brust. Er sank daraufhin regungslos zu Boden und starb. Ärzte konnten nur noch den Tod des zweifachen Familienvaters feststellen. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Als Wiederholung die Parabel „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ von Bert Brecht in der bisherigen Besetzung. Ferner die Operette „Der Bettelstudent“ von Carl Millöcker, u.a. mit Anny Coty, Grit van Jüten, Birgit Sarata, Cesare Curzi, Karl Mikorey und Joe Pflüger. Die SpVgg verlor ihr Auswärtsspiel beim ESV Ingolstadt mit 1:2. Das Tor für Fürth erzielte Albrecht. Man blieb damit auf Rang fünf der Tabelle. In Richtung Saisonende zeigten sich schon erste Auflösungserscheinungen. Es kündigten die Spieler Krüssenberg, Kamp, Derbfuß, Boden und Klier. Vom Verein gekündigt wurde den Spielern Robert Schmid, Ballmann, Boden und Krimm. Schon vorher hatte man den Vertrag mit dem Spieler Jung im gegenseitigen Einverständnis aufgelöst. Dienstag, 6. Mai 1969 Presseleute aus Franken und München reckten die Hälse hoch im Rednitztal in der Fürther Südstadt. Sie durften einen Blick auf die Mammut-Trogbrücke der Südwesttangente werfen. 3400 Tonnen Stahl umspannten hier Fluss und Tal. Sichtlich beeindruckt von derartigen Dimensionen kam ihnen Fürth höchstwahrscheinlich wie eine Weltstadt vor. Die SpVgg gab ihre erste Neuverpflichtung für die kommende Saison bekannt: Sie verpflichtete den 23-jährigen Stürmer Klaus Ondera vom SV Darmstadt 98 für zwei Jahre. Mittwoch, 7. Mai 1969 Was trägt ein Fürther Polizist zum Wasserwerfer? Natürlich einen Helm mit durchsichtigem Kunststoffvisier, Kinnund Nackenschutz. Ab sofort war man auch in der Kleeblattstadt gegen stein- und flaschenwerfende „68er“ gerüstet. Die historische Siebenbogenbrücke wurde ab jetzt nach beiden Seiten verbreitert. Nach Ende der auf zweieinhalb Jahren angesetzten Arbeiten betrug die Breite exakt 25,14 m statt bisher 19,50 m. Die Arbeiten waren notwendig geworden, weil die fünf Schienstränge einen zu geringen Sicherheitsabstand zueinander hatten. Gerade bei Waggonreihen mit „Lademaßüberschreitungen“ konnte das bei Begegnung mit einem benachbarten Zug sehr gefährlich werden. Die Arbeiten in luftiger Höhe kosteten immerhin 3,2 Mio DM. Donnerstag, 8. Mai 1969
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