Was verband man mit dem Begriff „Schwand“? Die älteren Fürther dachten dabei in erster Linie an die Hangbebauung zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Vacher Straße. Die noch existierenden Jugendstilhäuser sind heute denkmalgeschützt. Die jüngere Generation verband mit dem Namen die Bebauung mit hohen Wohnblocks bis zum Finkenschlag. Gemeinsam war beiden Bevölkerungsgruppen, dass sie sich anlässlich einer Bürgerversammlung vehement für eine Verlegung der Tierkörperbeseitigungsanstalt Mattecka aussprachen. Der unangenehme Gestank war in der Nordwest-Stadt nicht mehr länger hinzunehmen. Auf Obstbäumen und Gartengemüse legte sich zudem eine übelriechende braune Schicht aus Knochenstaub und Blutmehl. Der Schulnotstand mit einer völlig überbelegten Friedrich-Ebert-Schule war der Stadt bereits bekannt. „Mit Vorbehalten“ nahm die Bilanz der Verkehrsunfälle eine erfreuliche Entwicklung. wie Polizeidirektor Herbert Mielsch der Presse mitteilte. Obwohl die PKW-Zulassungen weiter zunahmen (Ende April 23.224 Kraftfahrzeuge), ereigneten sich im April 1969 nur 184 Unfälle (Vergleichszahl des Vorjahres: 195). Verletzt wurden 55 (74) Personen, von denen 26 (16) ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Im Gegensatz zum Vorjahr (2) war in diesem April kein Verkehrstoter zu beklagen. Unfallreichster Wochentag war wie gewohnt der Freitag. Freitag, 9. Mai 1969 Ein Donnerschlag erschütterte die Berufsschule II an der Theresienstraße. Mit Getöse stürzte die gesamte Schulsaaldecke der Lehrküche im dritten Stock in sich zusammen. Die Küchensaaldecken im zweiten und ersten Stock mussten mit Balken abgestützt werden. Die Schüler hatten glücklicherweise eine halbe Stunde vor der kleinen Katastrophe das Gebäude verlassen. Die Schule war nach mehrjähriger Bauzeit erst 1964 fertiggestellt worden. Pfusch am Bau sorgte für einigen Stundenausfall. Das Maifest der Südstadt fand endlich wieder dort statt, wo es hingehörte: am Stresemannplatz. Nachdem das neue Landratsamt gebaut war, hatte die Notlösung gegenüber dem Lohnertspielplatz ein Ende. Für die 17. Auflage des Südstadtfestes offerierten 25 Händler und Schausteller ihre Dienste. Endlich hatte der Fürther Etat-Krieg ein Ende! Der Fürther Haushalt wurde gültig verabschiedet. Ein KompromissVorschlag des Bürgermeister-Direktoriums konnte mit 28 Stimmen angenommen werden. Jenes hatte vorgeschlagen, die Gewerbesteuer auf die Haarspalter-Zahl von 322,5 Punkte zu erhöhen. Außerdem wurde an zwölf Haushaltsstellen eingespart. Diese Maßnahmen genügten, um die FDP im Stadtrat zum Frontwechsel zu bewegen. Friedensschluss zu einem Zeitpunkt, als kaum jemand mehr damit rechnete. OB Scherzer gelang das Kunststück, jede der verfeindeten Parteien als Sieger dastehen zu lassen. Samstag, 10. Mai 1969 In der Gaststätte „Schwarzes Kreuz“ demonstrierten zwei Parteien bürgerliche Einigkeit. Die einen tagten unten im Lokal, die anderen oben im Saal. Die FDP wählte Kurt Scherzer mit 63 von 64, die CSU die gleiche Person mit 47 von 50 Stimmen zum Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl 1970. Auch 1964 war Kurt Scherzer schon der gemeinsame Kandidat. Die SPD schmollte, weil sie sich noch auf keinen eigenen Kandidaten festgelegt hatte. Man behauptete schlicht, es sei zeitlich noch nicht nötig, aber inoffiziell stand Schulrat Senator Karl Hauptmannl schon in den Startlöchern. Zum festlichen Höhepunkt der deutsch-amerikanischen Freundschaftswoche wurde der Empfang, den USKommandeur Field für die amerikanische und deutsche Prominenz gab. Es war ziemlich schwer, sich im Gedränge der Ehrengäste im amerikanischen Offizierskasino zu bewegen, ohne den Whisky zu verschütten. Rechtzeitig zum 10. Geburtstag bereiteten sich die Basketballer des TV Fürth 1860 das schönste Festtagsgeschenk, den Wiederaufstieg in die Bayernliga. Zwei Jahre zuvor hatte man aus dieser Klasse absteigen müssen. Die Abteilung war selbst im eigenen Verein eine „Randerscheinung“, die weder Publikum noch Nachwuchs fand. Umso höher war der sportliche Erfolg zu bewerten. Die etablierten „Vereinsmeier“ wollten damals einfach keinen „Amisport“. Der Anzeigenteil für Stellenangebote in den FN umfasste in dieser Wochenendausgabe 38 (!) ganze Seiten. Montag, 12. Mai 1969 Es gab ihn immer noch, den Fürther Straßenstaffellauf. Mit über 1000 Teilnehmern verzeichnete man eine Rekordbeteiligung. Die Staffel der Männer des TV Fürth 1860 verbesserte in der Hauptklasse den Streckenrekord aus dem Jahre 1966 um 1,7 Sekunden. Bei herrlichem Wetter sprintete die Dambacher Elite der Leichtathleten als Sieger über den weichgewordenen Asphalt. Der vergangene Monat April brachte winterliche und sommerliche Temperaturen. An sechs Tagen gab es Temperaturschwankungen von 32 Grad Celsius. Insgesamt erwies sich der launenhafte Monat als zu nass, zu kalt und extrem sonnenarm. Der „Wasserüberschuss“ zu den Normalwerten betrug 20%. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Nur die Kriminalkomödie „Zehn kleine Negerlein“ von Agatha Christie, u.a. mit Else Panto, Marion Schweizer, Barbara Thummet, Hans Dieter Asner, Rainer Hauer, Hermann Hom und Horst Breitenfeld.
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