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Montag, 2. Juni 1969 Ein Telegramm aus Bonn ließ die Fürther Stadtspitze jubeln: Wie Bundespostminister Dr. Dollinger mitteilte, erhielt Fürth noch in diesem Jahr definitiv 3,56 Millionen Bundeszuschuss für die Altbausanierung am Gänsberg. Verursacht durch das neue Fürther Hallenbad hatte sich die Mitgliederzahl der Schwimmabteilung der SpVgg verdoppelt. 274 Mitglieder (davon 110 Schüler und 43 Jugendliche) zählte man nun. Die Trainingszeiten reichten nicht mehr aus. Es müsste eigentlich ein von allen Fürther Vereinen getragenes Leistungszentrum für die Spitzenschwimmer geschaffen werden, so Pressewart Günther Zolles „Alt-Fürth“, Bayerns größter und wohl auch rührigster Heimatverein, veranstaltete eine Studienfahrt nach Würzburg. Etwa ein halbes Hundert Fürther nahm daran teil. Auffallend, dass die Beteiligung seit Jahren langsam aber stetig nachließ. Noch zwei Jahre zuvor hatten an jeder Alt-Fürther Exkursion stets über einhundert Interessierte teilgenommen. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Operette „Die lustige Witwe“ von Franz Lehar, das Kriminalstück „Zehn kleine Negerlein“ von Agatha Christie sowie die Komödie „Die Kassette“ von Carl Sternheim. Alle drei Aufführungen als Wiederholungen in der jeweiligen Besetzung. Bei einem Jubiläums-Fußballspiel gewann die SpVgg beim ASV Rimpar mit 7:1. Die Tore für Fürth erzielten Perras (2), Albrecht (2), Kamp (2) und Stolle. Dienstag, 3. Juni 1969 Seit 12 Tagen floss um die Almhöhen von St. Moritz viel Schweiß. Der Fürther Langstreckenläufer Jens Wollenberg nahm an einem Trainingslager in der Höhenluft der Südschweiz teil. Am Morgen eineinhalb Stunden Dauerlauf waren kein Problem. Wohl aber die nachmittäglichen Tempoläufe, die zur Tortur ausarteten. Doch die Teilnahmeberechtigung an den Europameisterschaften wollte erkämpft werden. In der Fürther Schülerzeitschrift „Pennalen“ wehte jetzt ein ziemlich linkes Lüftchen. Mit einem unverkennbaren Drall zur Aggression legten sich die Redakteure mit der Schule, dem Kultusministerium, der Stadt Fürth und dem Vatikan an. Die Formulierungen wirkten wie aus einer APO-Wortschmiede. Mittwoch, 4. Juni 1969 Zwei Großeinbrüche geschahen in der Fürther Altstadt. Bargeld, Schmuck und Pelze im Wert von 23.000 DM verschwanden. Einen Tag später hatte die Fürther Polizei die Täter schon festgenommen. Ein Sizilianer und zwei Bulgaren hatten den Begriff „Gastarbeiter“ wahrscheinlich falsch verstanden. Die Jahreshauptversammlung der SpVgg brachte keine Sensationen. Vorsitzender Senator Hauptmannl appellierte an alle Interessenten, die „schwere Bürde“ des Regionalliga-Schicksals mitzutragen. Die Mitgliederzahl betrug 2891 Personen. Der Zuschauerdurchschnitt brachte mit 4160 zwar eine Steigerung um 680 gegenüber dem Vorjahr, erlaubte aber keine Stareinkäufe. Dafür fehlten Mäzene. Bei den durchgeführten Wahlen wurde Karl Hauptmannl wieder 1. Vorsitzender, Karl Denk (2. Vorsitzender) und Albert Dörfler (3. Vorsitzender und Vergnügungswart) wurden zu seinen Vertretern gewählt. Reiner Bienk übernahm das Amt des Schriftführers und Pressewarts. Donnerstag, 5. Juni 1969 Die Stadt Fürth vermehrte ihren Grundbesitz im Sanierungsgebiet „Gänsberg“. Die Stadt kaufte fünf Anwesen für den Abriss auf. Eine Bürgerversammlung in Atzenhof war von starken Debatten und schwachem Besuch gekennzeichnet. Man befürchtete das Schlimmste, wenn wegen des Aushubs zum Rhein-Main-Donau-Kanals 150.000 Kubikmeter Erdreich durch die schmale Dorfstraße geschleust werden sollten. Die Stadtwerke waren immer häufiger unterwegs, um Lampen der Straßenbeleuchtung auszutauschen. Die meisten wurden von Rowdies mutwillig beschädigt, entweder durch Steinwürfe oder Zerschießen mit dem Luftgewehr. Sehr beliebt: Der Hardsteg, wo ganze Lampenreihen regelmäßig zerstört wurden. Freitag, 6. Juni 1969 Der Umzug fiel ins Wasser! Anhaltender Regen verhinderte in diesem Jahr die Fronleichnams-Prozession in der Fürther Südstadt. Die bunten Blumenteppiche vor den im Freien aufgebauten Altären blieben unbenutzt. An der Pegnitz, gleich neben der Ludwigbrücke, hämmerte eine Dampframme. Sie trieb Spundwände in den Wiesengrund – erstes Anzeichen dafür, dass der Umbau der Ludwigbrücke nun in Angriff genommen wurde. Gewaltiges tat sich nicht nur beim Bau des Kanals und der Südwesttangente im Westen sondern auch im Nordosten von Fürth. An fünf Stellen hatten auf Fürther Stadtgebiet die Bauarbeiten für die Schnellstraße nach Erlangen (heute A 73) begonnen. Zwischen der Stadtgrenze und Kronach beherrschten Bulldozer das Bild. Im Ronhof türmten sich schon Erdwälle auf.

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