Im Vergleich zum „Wonnemonat“ des Vorjahres tauchte in der Statistik des Mai 1969 kein Verkehrstoter auf. Damals hatte man zwei Verkehrsopfer zu beklagen. Die weiteren Zahlen für Mai (Vorjahreswerte in Klammern): Anzahl der Verkehrsunfälle 206 (196), geschätzte Schadenshöhe 192.000 DM (116.000 DM), 75 (47) Verletzte, von denen 30 (15) ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Unfallreichster Wochentag war wieder der Freitag. Im Stadtgebiet waren nach Angaben von Polizeidirektor Herbert Mielsch 23.448 (22.211) Kraftfahrzeuge amtlich zugelassen. Im Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Bullen, wie lange wollt ihr leben?“ (Admiral), „Ich betone – oben ohne“ (Bambi), „Klassenkeile“ mit Uschi Glas und Walter Giller (City), und „Die Vampire des Dr. Dracula“ (Park). Samstag, 7. Juni 1969 Die kleine Brauerei Bergbräu M.L. Mailaender an der Hochstraße nahe der Billinganlage nahm ihre neue Flaschenabfüllanlage in Betrieb. Stündlich verließen jetzt 16.000 Flaschen abgefüllt und etikettiert den Raum. Der jährliche Ausstoß der Brauerei lag bei 50.000 Hektolitern Bier und 15.000 Litern Limonade. Er kostete 4 DM und war im Zeitschriften- und Buchhandel erhältlich: Der siebenfarbige Stadtplan der Stadt Fürth im Maßstab 1:10.000. Man hatte keine Mühe gescheut, die aktuelle Karte auch übersichtlich zu gestalten. 91 amerikanische Absolventen der American High School saßen wie im Mittelalter auf der Bühne des Fürther Stadttheaters. Angetan in lang wallenden Talaren und viereckigen Doktorhüten (einschließlich störender Quasten) auf dem Kopf. Nach den üblichen Reden erhielten sie ihre heiß ersehnten Zeugnisse überreicht. Obwohl das Fürther Hallenbad erst einige Monate in Betrieb war, gab es schon Lob und Tadel. Die Schwimmabteilungen der Vereine beklagten sich über zu geringe Übungszeiten, der Sprungturm war seit Weihnachten gesperrt. Die für die Vereine reservierten Sammelumkleidekabinen erwiesen sich als zu klein. Die DLRG konnte sich vor Anmeldungen zu Schwimmkursen kaum retten. Momentan standen noch 350 (!) Kinder und Erwachsene auf den Wartelisten. Die Wettkampfleistungen der Schwimmer hatten sich allerdings durchgehend verbessert. Montag, 9. Juni 1969 Der „Gott der Kaufleute“ hatte ein Einsehen mit der Fürther Geschäftswelt: Ein lange zuvor schon angekündigter „Autokorso“ der Einzelhändler (auch Handwerksbetriebe beteiligten sich) mit etwa 200 Wagen bewegte sich im Schleichgang von der Südstadt zum Fürther Rathaus in Sachen Eigenwerbung. Etliche tausend Bürger säumten die Straßen. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Operette „Madame Pompadour“ von Leo Fall, u.a. mit Marita Kral, Sonja Knittel, Georg Nowak und Kurt Leo Sourisseaux. Ferner als Wiederholung das Gleichnis „So ist es – wie es Ihnen scheint“ von Luigi Pirandello in der bisherigen Besetzung. Dienstag, 10. Juni 1969 Stadtrat Dörfler und die Münchner Architekten blieben bei ihren gegenteiligen Ansichten über das Preisgefüge beim Personalgebäude (Schwesternhaus) auf dem Krankenhausgelände. Hardhöhenchef Dörfler war der Meinung, dass Fürth zu teuer gebaut habe. Man diskutierte anlässlich einer Sitzung des Krankenhaus- und Bauausschusses über „reine Baukosten“ und „Gesamtbaukosten“. Der Zahlenkrieg ging weiter. Ein Ende war nicht in Sicht. Unter der Leitung von Dragan Tancic fuhren die Leichtathleten der SpVgg zu einem Trainingslager in die Innsbrucker Alpen. Vormittags Axamer Lizum, nachmittags Innsbruck. Mittwoch, 11. Juni 1969 Unter den weiterführenden Schulen waren Fürths Mittelschulen ganz groß im Kommen. Die Neuanmeldungen bei Wirtschafts- und Realschulen stiegen überproportional an. Verhaltener lief es bei den Gymnasien: Am HeinrichSchliemann-Gymnasium meldeten sich 77, am Hardenberg-Gymnasium 208 und am Helene-Lange-Gymnasium 171 Schüler und Schülerinnen an. Heute ist das Helene-Lange-Gymnasium mit über 1700 Schülern das größte Gymnasium Fürths. Eine unübersichtliche und unpersönliche „Lernfabrik mit je sechs Klassen pro Jahrgangsstufe“? Stadtgartendirektor a.D. Hans Schiller entdeckte die neue Welt über dem Teich mit dem Malerpinsel. Jetzt konnten im Gebäude des alten Krankenhauses an der Schwabacher Straße (es stand damals noch) 100 Motive amerikanischer Impressionen bestaunt werden. Er bezeichnete sich selbst als „halbwegs brauchbaren Pinsler“. Im Waldkrankenhaus Oberfürberg machte sich der Schwesternmangel derart bemerkbar, dass das obere Stockwerk des Hauses nicht mehr belegt werden konnte. Statt 14 notwendiger Schwestern standen nur noch acht für die Pflege der Kranken zur Verfügung. Donnerstag, 12. Juni 1969
28