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In der Blumenstraße 17 in Fürth eröffnete die „Vestia Konserven- und Fleischwarenfabrik“ eine Verkaufsstelle. Diese Firma verarbeitete ausschließlich Freibankfleisch. Man warb mit „Gut essen und doch sparen“. 500 g Mortadella kosteten z.B. 1,90 DM. Viele Gastarbeiter zählten zur Kundschaft. Zum 15. Mal ging der Fürther Jugendwohlfahrts-Ausschuss auf Besichtigungstour. Unter den beiden Heimen in der Gegend Bambergs befand sich auch das Jugendheim Voccawind in der Nähe der Grenze zur DDR. Das Heim wurde von Kritikern auch als „Jugend-KZ“ bezeichnet. Die Heimleitung wehrte sich gegen Gerüchte von Dunkelhaft und Prügelstrafen. Tatsache war, dass die im Leben gestrauchelten Jugendlichen bis 1964 in einem Steinbruch arbeiten mussten. Jetzt standen sie an Produktionsbändern von Firmen in Coburg und Ebern. Strafen gab es nur noch durch Entzug von Vergünstigungen. Aber sogenannte „Besinnungsräume“ (trostlose Einzelzellen mit vergitterten Fenstern und Toilette ohne Türe) waren als Erziehungsmaßnahme noch in Gebrauch. Aber kein Heimbewohner (alle 16 bis 21 Jahre alt) durfte darin länger als drei Tage darin eingesperrt werden. Freitag, 13. Juni 1969 Die Patenschaft mit der schottischen Stadt Paisley wurde offiziell besiegelt: In Anwesenheit des aus München angereisten britischen Konsuls unterzeichnete OB Scherzer die Partnerschaftsurkunde. Eine Delegation Fürther Stadträte machte sich einige Tage später auf, um in das Land der Schottenröcke zu fahren und bei der Gegenzeichnung der Urkunde durch den Bürgermeister von Paisley vor Ort anwesend zu sein. Das Tippeln hatte für Bewohner der Südstadt ein Ende. Wer z.B. in der Waldstraße wohnte, musste bis dato entweder bis zur Kiderlin- oder Jakobinenstraße laufen, um ein öffentliches Verkehrsmittel erklimmen zu können. Jetzt stimmte der Stadtrat einer neuen Buslinie für die Südstadt zu. Sie sollte von der Kiderlinstrasse durch die Flößaustraße, Schwabacher, Kaiserstraße, Stresemannplatz, Herrnstraße, Ritterstraße, Jakobinenstraße und zurückgeführt werden. Ein Segen! Samstag, 14. Juni 1969 Um im Fürther Stadtkrankenhaus neun Schwestern einzustellen, war in einschlägigen Fachblättern eine Werbung für 11.000 DM erforderlich, so Bürgermeister Dr. Meyer. 214 Anfragen hatten daraufhin zu 43 Bewerbungen geführt. Realisiert werden konnten lediglich neun. Für jede Krankenschwester musste somit an Werbung 1220 DM ausgegeben werden. Saint-Tropez-Flair in der Kleeblattstadt? Der Fürther Stadtrat beschloss mit 19:16 Stimmen den Bau eines Sportboothafens für 150.000 DM am neuen Kanal zwischen Burgfarrnbach und der Hardhöhe. Als Alternative stand eine einfache Sportbootsrutsche für 30.000 DM zur Debatte. Nein, wie primitiv! Montag, 16. Juni 1969 Aus Protest gegen den hohen Bierpreis hatten sich mehrere Gäste einer Gartenwirtschaft im Fürther Westen ihr eigenes Bierfass mitgebracht. Verständlicherweise hatte der Wirt etwas dagegen. Erst die herbeigerufene Polizei konnte den unerlaubten Ausschank einstellen. Die Glocken von St. Michael riefen zur Installationsfeier. Pfarrer Wilhelm Bogner wurde von Dekan Theodor Heckel als 1. Pfarrer eingeführt. Bogner trat die Nachfolge des in den Ruhestand getretenen Kirchenrat Will an. 600 Schulbankdrücker beiderlei Geschlechts sangen, spielten und tanzten im Stadttheater. Ob Grundschule, Realschule oder Gymnasium, die Akteure der Hauptveranstaltung der Musischen Woche 1969 waren mit Begeisterung bei der Sache. Die Darbietungen bereiteten den Zuschauern viel Spaß. Im Wochenprogramm des Stadttheaters: Als Wiederholungen das Gleichnis „So ist es – wie es Ihnen scheint“ von Luigi Pirandello und das Opern-Gespann „Arlecchino – Bajazzo“ von Busoni bzw. Leoncavallo in der jeweiligen Besetzung. Dienstag, 17. Juni 1969 OB Scherzer und Bürgermeister Heinrich Stranka betätigten sich als Straßensammler mit der Klapperbüchse in den Straßen Fürths. Sie verkauften Abzeichen im Dienst des Kuratoriums „Unteilbares Deutschland“. An die sechzig Pferde, ein Bundesminister (Dr. Dollinger), ein Bürgermeister (Stranka), viele Stadträte und Besucher eröffneten die neue Reitanlage des Reitvereins St. Georg in Oberfürberg. Ein ganztägiges Turnier mit einer anspruchsvollen L-Springprüfung als Höhepunkt brachte dem neuen Reitverein und seiner Anlage am Rand des Stadtwaldes einen gelungenen Start. In der Springprüfung erzielte Klaus Mielsch, Sohn des Fürther Polizeidirektors, mit einem vierten Platz auf Pferd Hella das beste Ergebnis für den Club St. Georg. Die älteste Fürther Kirche hatte wieder einen neuen Pfarrer: Der aus Solingen stammende und ehemalige Nürnberger Studentenpfarrer Dr. Dr. Fild wurde Pfarrherr im ländlichen Vorort Poppenreuth. Die Grundig-Bank in der Kurgartenstraße steigerte ihre Bilanzsumme um 27% auf 190,4 Mio DM. Vor allem das Auslandsgeschäft belebte sich. In der Bezirksklasse Süd musste der ASV Fürth den bitteren Weg in die A-Klasse gehen. Im letzten Spiel reichte es bei der SpVgg Ansbach nur zu einem 3:3-Unentschieden für die Fußballer von der Magazinstraße.

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