Seite:Kuntermann 1969.pdf/3

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Die Inthronisation der Fürther Tollitäten Renate II. und Roland I. fand in der MTV-Grundig-Sporthalle statt. Die Tanzfläche zwischen Bühne und Publikum erwies sich als Stimmungskiller. Manche Mienen erinnerten an den Slogan: „Erst das Defizit im Krankenhaus und jetzt das...“. Es wurde auch gelacht, vornehmlich bei den Stimmungskanonen auf der Bühne. Erst als um 23 Uhr eine amerikanische Armeekapelle einzog, verstärkte sich der Besucherbeifall. Typisch Fürth? Auf dem Wochenspielplan des Fürther Stadttheaters: Die komische Oper „Die Regimentstochter“ von Donizetti, die Komödie „Der Revisor“ von Gogol sowie die Operette „Im weißen Rössl“ von Benatzky. Alle drei Aufführungen als Wiederholungen in den bisherigen Besetzungen. Das Theater der Jugend zeigte ein letztes Mal das Märchenspiel „Frau Holle“ nach den Gebrüdern Grimm. Die SpVgg gewann im schneebedeckten Ronhof vor 3000 Zuschauern ihr Heimspiel gegen den VfL Neckarau mit 2:0. Tore für Fürth durch Ebenhöh sowie ein Eigentor der Gäste. Damit belegte man Rang neun der Tabelle zur Regionalliga Süd. Man spielte im ersten Heimspiel des Jahres mit Löwer; Schöpe, Klump; Marchl, Rauh, Müller; Bösl (ab 64. Min. Stolle), Albrecht, Ebenhöh, Tauchmann, Perras. Dienstag, 14. Januar 1969 Das schlimmste Glatteis des Jahres kam pünktlich am Morgen des 13. Januar. Warmer Regen auf eiskalten Straßen war genau die richtige Mischung für ein Eisballett auf Rädern und Massenkarambolagen. Die Polizei verzeichnete innerhalb von drei Stunden drei schwere und zehn leichtere Verkehrsunfälle auf Fürther Stadtgebiet. Mittwoch, 15. Januar 1969 Die Tage der Bunkerruine an der Stettiner Straße waren gezählt. Eine Augsburger Spezialfirma wurde beauftragt, die rund 6000 Kubikmeter Stahlbeton in den nächsten drei Monaten abzutragen. Als erstes wurden nun Sprenglöcher gebohrt. Im Prozess gegen den ehemaligen Grundig-Manager Josef Schäfer wurde es erstmals unangenehm für den Angeklagten. Der Fuhrparkleiter der Triumph-Werke sagte aus, Schäfer habe ihm mit dem Hinauswurf gedroht, sollte er sich noch einmal über die kostenlose Inanspruchnahme von Fahrzeugen beschweren. Diese wurden zum Transport von Humus für Schäfers Villa in Dambach benötigt. Die zum Schickedanz-Konzern gehörende Brauerei „Humbser-Geismann“ konnte 1968 den Bierausstoß um 6,5% auf 316.000 Hektoliter steigern. Mit den alkoholfreien Getränken verkaufte man 1968 insgesamt 352.000 Hektoliter. Neuer evangelischer Kreisdekan wurde der 58-jährige Schweinfurter Dekan Hans Luther. Er trat die Nachfolge des in den Ruhestand getretenen Dr. Eugen Giegler an. Donnerstag, 16. Januar 1969 Die große Sensation blieb aus. Im Prozess gegen den Grundig-Manager Josef Schäfer sagte der Konzernherr selbst aus. Max Grundig konnte oder wollte nur zu wenigen Anklagepunkten etwas sagen. Von Schwarzgeld war plötzlich keine Rede mehr. Zu einer Anzeige gegen Schäfer sei er von der Kripo gedrängt worden! Überraschung bei der ersten städtischen Haushaltsberatung: Finanzreferent Dr. Eckstein verlangte eine Anhebung der Gewerbesteuer um 15 Punkte auf 330 Punkte, obwohl man die Gewerbesteuer erst 1968 satt erhöht hatte. Die Anforderungen der einzelnen Referate hatten die Einnahmen der Stadt um mehr als zehn Millionen überschritten. Die Meinung der Stadträte waren geteilt. So vertagte man die erste Lesung. Freitag, 17. Januar 1969 Mit einer Pressekonferenz, die, noch ehe ein Wort gefallen war, mit einer einstweiligen Verfügung belegt wurde, erreichte der Rechtsstreit um das geplante Parkhaus auf der Hardhöhe einen neuen Höhepunkt. Der Geschäftsführer der „Autohaus-Planung GmbH“ kämpfte wie ein Michael Kohlhaas um „sein“ Parkhaus. Er wollte es nur mit Läden, Gaststätte und Bowlingbahn bauen, die Stadt Fürth berief sich jedoch auf den abgeschlossenen Erbbaurechtsvertrag, der nur ein Parkhaus einschließlich Tankstelle und Kfz-Pflegedienst vorsah. Der Parkhausplaner führte vier verschiedene Prozesse gegen die Stadt Fürth, um zu seinem vermeintlichen Recht zu kommen, letztlich ohne Erfolg. Die Stadt wollte für die Besucher des Fürther Krankenhauses etwas tun: Der Bauausschuss beschloss, die Parkplätze an der Jakob-Henle-Straße von 83 auf 105 zu erweitern. Dazu mussten aber 32 große Birken gefällt werden. War kein Problem, eine Baumschutzverordnung kannte man damals nicht. Im Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Kampf um Rom“ mit Ingrid Brett und Robert Hoffmann (City), „Der Detektiv“ mit Frank Sinatra ((Admiral), Das Dschungelbuch“ nach Walt Disney, 5. Woche (Bambi) und „Django – die Totengräber warten schon“ mit Andre Giordana und Horst Frank (Park). Samstag, 18. Januar 1969

3