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Donnerstag, 19. Juni 1969 Wie wenig man den 17. Juni als Gedenken noch würdigte, zeigte die Feier zum 17. Juni in der Aula der Berufsschule II. Nur das „offizielle“ Fürth war anwesend, vom „Volk“ kam niemand. Viele Stühle blieben leer. Wie die meisten Bundesbürger hatten auch die Fürther den Feiertag als zusätzlichen Urlaubstag für sich genutzt. Die Mehrzahl der wenigen Arbeitslosen, die es damals noch gab, war älter als 45 Jahre. Von 124.300 Arbeitslosen waren dies im Mai 77.000. Die SpVgg meldete die Zurücknahme der für Klaus Krimm ausgesprochenen Kündigung. Trainer Fred Hoffmann riet zur Wiederverpflichtung. Damit blieb der Mittelfeldspieler für zwei weitere Jahre im Ronhof. Freitag, 20. Juni 1969 Viele Verlierer schienen nur wenig Vertrauen in die Ehrlichkeit ihrer Mitmenschen zu setzen. Anders konnte man sich die Masse der Fundgegenstände beim städtischen Fundamt nicht erklären. Es stapelten sich u.a. 17 Uhren, mehrere Geldbörsen mit Inhalt, eine Weltkugel, ein Fernsehgerät Marke „Grundig“, eine Zahnprothese, zwei Rodelschlitten, 19 Regenschirme, 12 Herren- und drei Damenfahrräder, 112 Waschlappen und drei Wellensittiche. Der neue Kreisdekan, Oberkirchenrat Hans Luther, machte mit Dekan Theodor Heckel im Fürther Rathaus seinen Antrittsbesuch bei OB Scherzer und Bürgermeister Stranka. Luther wollte sich dafür einsetzten, dass der Zehlendorfer Diakonieverein nicht auch noch seine Schwestern aus der neuen Fürther Kinderklinik abzog. Steuersünder bekamen es mit der Angst zu tun, denn fast tausend Finanzbeamte fielen in der Kleeblattstadt ein. Sie trainierten aber nicht für eine Langstreckenstaffel nach Liechtenstein, sondern maßen sich im sportlichen Wettkampf auf den Laufbahnen der neuen Bezirkssportanlage an der Pegnitzstraße. Im Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Der dreckige Haufen“ (Admiral), „Pippi Langstrumpf“ mit Inger Nilsson (Bambi), „Django – Kreuze im blutigen Sand“ mit Sean Todd (City) sowie „Ein dreifach Hoch dem Sanitätsgefreiten Neumann“ mit Hubert von Meyerinck (Park). Samstag, 21. Juni 1969 Das Gelände am Schießanger schien ein guter Fußballnährboden zu sein. Nicht nur 1903, als die SpVgg dort ihre ersten Gehversuche unternahm, sondern auch 1969. Der MTV Fürth wurde Meister der A-Klasse Gruppe IV und stieg damit in die Bezirksliga auf und der SC Grundig (auf der gleichen Anlage trainierend) schaffte das gleiche Ziel in der C-Klasse und wurde nun B-Klassist. Ein verheirateter 28-jähriger Behördenangestellter konnte von der Polizei gefasst werden, nachdem er in Nürnberg und Fürth mindestens 74 Mädchen sexuell belästigt hatte, davon waren 55 noch keine 14 Jahre alt. Meist lockte er die Opfer unter Vortäuschung von Leibschmerzen in dunkle Hausgänge und nahm dann unzüchtige Handlungen vor. Nach Angaben der Polizei war der Fall aufgrund der Häufung der Delikte einmalig in der regionalen Nachkriegsgeschichte. Auf dem Krankenhausgelände begannen die Fundamentierungsarbeiten am viel umstrittenen Wirtschaftsgebäude, Bis Anfang 1971 wollte man fertig sein, u.a. auch mit den veranschlagten 7,1 Mio DM für Küche, Wäscherei und Speisesaal. Zwei der drei Stockwerke lagen laut Planung unter der Erde. Montag, 23. Juni 1969 Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Wiederholung des Operngespanns „Arlecchino – Bajazzo“ von Busoni bzw. Leoncavallo in der bisherigen Besetzung. Das Theater der Jugend führte nochmals das Märchen „König Drosselbart“ nach den Gebrüdern Grimm auf. Während der Erzrivale 1. FC Nürnberg nach seinem Abstieg händeringend nach neuen Spielern Ausschau hielt, meldete die SpVgg ihren fünften Neuzugang. Verteidiger und Mittelfeldspieler Franz Zimmert, zuletzt beim Club in der Reserve aktiv, unterschrieb einen Zweijahresvertrag beim Kleeblatt. Für die Vertragsspieler der SpVgg begann der Ernst der Saison. Das erste Training unter Fred Hoffmann im Ronhof begann. Etwa 1000 Zuschauer waren Zeugen der ersten Trainingseinheit. Dienstag, 24. Juni 1969 Das erste Vogelschießen der Fürther Schützengesellschaft nach dreijähriger Pause erwies sich als „Marathonballerei“. In vier Stunden waren 422 Schuss nötig, bis der Holzadler fiel. Neuer Schützenkönig nach Hanskarl Locker wurde der Brauereiverwalter Hermann Wägner, der noch dazu aus Nürnberg kam. Entsetzen bei vielen Zuschauern am Seckendorfer Flugplatz. Während einer Fallschirmvorführung öffnete sich der Schirm eines Springers nicht. An den Leinen des zusammengedrehten Schirms hängend, stürzte der Springer aus 1800 m dem Boden entgegen. Erst 200 m über der Erde gelang es ihm, den Rettungsfallschirm auszulösen.

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