Der Kindergarten St. Michael am Kirchenplatz präsentierte sich im neuen Gewand. Der älteste Kindergarten Bayerns bot ab sofort den Jüngsten neue Schlaf- und Waschräume. Außerdem wurde eine neue Zentralheizung installiert. Leiterin Hertha Weber nahm hocherfreut die Glückwünsche von Kirche und Stadt entgegen. Mittwoch, 25. Juni 1969 Viele Fürther suchten am Montagabend den Weg zum Friedhof. Die evangelischen Christen inszenierten eine eindrucksvolle Johannisfeier. Es wurde versucht, die Verklärung des Todes verständlich zu machen. Pfarrer Bogner predigte unter dem Kreuz vor der Aussegnungshalle. Posaunen- und Kirchenchor umrahmten seine Heilsbotschaft. Stadtschulrat Senator Hauptmannl wollte im Handstreich weitere Mitarbeiter für die Erziehungsberatung einstellen lassen. Die Beratungsstelle war so sehr gefragt, dass Kinder nur nach wochenlangen Voranmeldungen angenommen wurden. Bei den Stadträten bestand grundsätzliche Bereitschaft der Unterstützung, aber zunächst lehnte man aus Kostengründen ab. Man wollte sich von einer Person auch nicht überrumpeln lassen. Wofür war man schließlich Stadtrat. Donnerstag, 26. Juni 1969 Etwa 20 Fürther Stadträte machten von einem Angebot der Amerikaner Gebrauch, mit Hubschraubern eine Stunde lang die Region Nürnberg/Fürth aus der Luft zu betrachten. Hoffentlich konnten die Rathausstuhl-Inhaber dabei ihren Horizont erweitern. Noch stand nicht fest, wie viele Schüler das Abitur bestanden hatten, aber die drei Fürther Gymnasien luden hastig für das Wochenende zur Feier ein, weil ein Teil der Abiturienten zum 1. Juli schon zur Bundeswehr einrücken musste. Der „Hans-Sachs-Festspielsommer“ begann im Fürther Stadtpark mit einer unterkühlten Premiere. Auf der Freilichtbühne roch es nach Regen und Zugluft. Kein Wunder, dass sich nur ein Häuflein aufrechter Sachs-Fans einfand, um sich an diversen Einaktern zu ergötzen. OB Scherzer stöhnte: Der Schul- und Kulturausschuss diskutierte über die Planung der neuen Schwandschule (Finkenschlag). Mit 12 Klassenzimmern und 22 Nebenräumen zeigte sich ein hoher Raumbedarf. Keine Spur von künstlicher Aufblähung, sondern die Umsetzung neuer Richtlinien des Kultusministeriums waren dafür verantwortlich. Freitag, 27. Juni 1969 Burgfarrnbach mauserte sich. „Eiwobau“ hatte bisher 199 Reihenhäuser dort gebaut und verkauft. Jetzt entstanden 16 neue Reihenhäuser am Moosweg. Endlich hatte die Feuerwehrzentrale am Helmplatz eine Lichtsignalanlage, um gefahrlos schnell ausfahren zu können. Die Feuerwehr konnte die beiden Warnlampen an der Königstraße bzw. Helmplatz selbständig auf Rot schalten. Die SpVgg meldete ihre sechste Neuverpflichtung: Der neue Mann hieß Gert Jäger, war 22 Jahre alt und bisheriger Außenstürmer des TSV 04 Schwabach. Seit drei Jahren war der gelernte Schlosser Torschützenkönig seiner Mannschaft. Samstag, 28. Juni 1969 Am Helene-Lange-Gymnasium begann das elektronische Zeitalter. Während an der Maischule schon seit vier Jahren ein Sprachlabor in Betrieb war, wurde jetzt mit Hilfe von Spendengeldern der Elternvereinigung an der Tannenstraße ein „audi-aktives“ Sprachlehrzimmer für 21.000 DM eingerichtet. Hier gab es keine EinzelTonbandgeräte mehr für jeden Schüler. Ein häufig provozierter „Bandsalat“ war jetzt nicht mehr möglich. Schalldichte Kabinen ade! Die Schüler hingen an Kopfhörern mit angeschlossenen Kinnmikrofonen und erhielten ihre „Trainingseinheiten“ zugespielt. Der Fremdsprachenunterricht war so intensiv, dass kaum ein Schüler eine ganze Stunde durchhielt. Eine neue Lernmaschine, die hohe Konzentration erforderte. Die Bundestagswahl im Herbst warf ihre Schatten voraus: Der Fürther Stadtrat beschloss eine Verordnung gegen das wilde Plakatieren. Parteien und Gruppen durften ihre Hinweise danach nur auf den von der Stadt aufgestellten Anschlagflächen (Plakatsäulen und –tafeln) anbringen. Montag, 30. Juni 1969 Ein Krimi-Regisseur hätte in das Sportfest der Fürther Volksschulen nicht mehr Spannung hineinzaubern können: In den drei Endspielen im Fußball, Handball und Korbball trennte man sich auch nach Verlängerung jeweils unentschieden. Die Leichtathletikwettbewerbe litten unter der nassen Witterung. Viel Spaß und Spannung im ehrwürdigen Ronhof, wo Rektor Hans-Georg Mathias für die Organisation, Stadtschulrat Senator Hauptmannl für die routinierte Siegerehrung verantwortlich waren.
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