Die Gesamtdeutsche Partei (GDP) beschwerte sich bei der Ansbacher Regierung über die Stadt Fürth, weil diese für die Bundestagswahl keine gemeindeeigenen Plakatanschlagflächen zur Verfügung stellte. Da diese Partei jedoch nur über die Landesliste kandidierte und damit für den Bundeswahlkreis 229 Fürth keinen Wahlvorschlag eingereicht hatte, musste die Stadtverwaltung der GDP das Plakatieren in Fürth untersagen. Der neuernannte mittelfränkische Regierungsvizepräsident Wolfgang Winkler stattete Fürth einen offiziellen Besuch ab. OB Scherzer und seine beiden Vertreter Dr. Meyer und Stranka führten den Gast nach einem Informationsgespräch im Rathaus durch die Stadt. Schwerpunkte der Besichtigungen waren das Sanierungsgebiet in der Altstadt, das Hallenbad, die Neubauten am Krankenhaus, das Burgfarrnbacher Schloss sowie die Großbaustellen des Rhein-Main-Donau-Kanals. Nach dem Abstieg des 1. FC Nürnberg stand die Fußball-Regionalliga Süd vor einer interessanten Saison. Viele Vereine versprachen sich von den Bundesliga-Absteigern Offenbach und Nürnberg erhebliche Mehreinnahmen. Anlässlich einer Umfrage freute man sich bei der SpVgg auf die neue Konstellation, war doch fast die alte Oberliga Süd wieder zusammen, wenn auch eine Klasse tiefer. Mittwoch, 13. August 1969 Bei einem Preisausschreiben der Humbser-Brauerei zur Beschreibung der typisch fränkischen Durstart entschieden sich 1400 von insgesamt 4830 Einsendern für den Begriff „Saudurst“. Fernseh-Schauspieler Maxl Graf spielte Fortuna und zog die Gewinner. Jede Menge anderer Vorschläge wie „Brotzeitdurst“ oder „Mordsdurst“ hatten keine Chance. Der „Betriebsurlaub“ zur Ferienzeit hatte sich bei den zahlreichen Fürther Einzelhandelsgeschäften seit einigen Jahren durchgesetzt. Manche Konkurrenten bei Metzgereien oder Bäckereien sprachen sich ab, so dass nicht alle Geschäfte zur gleichen Zeit geschlossen hatten. Meistens klappte das jedoch wegen eigener schulpflichtiger Kinder nicht und so mancher Kunde durcheilte ganze Stadtviertel, um frische Brötchen zu ergattern. Auffallend viele Gaststätten in der Innenstadt Fürths hatten wochenlang geschlossen. Eine Ausnahme bildeten die Friseure Fürths. Die meisten hatten nur teilweise geschlossen, dann war etwa der Damensalon für einige Zeit nicht geöffnet. Donnerstag, 14. August 1969 Wie man immer wieder registrieren konnte, war Fürth eine sehr sportfreudige Stadt. Jetzt realisierte die Stadt die Erweiterung des Lohnert-Sportplatzes. 16.000 qm Fläche standen dafür zur Verfügung. Für 1970 projektierte die Stadt die Vergrößerung des Humbser-Spielpatzes, wurden doch am nahegelegenen Schulzentrum Tannenplatz (Volksschule, Real- und Wirtschaftsschule sowie Helene-Lange-Gymnasium) rund 2700 Schüler und Schülerinnen unterrichtet. In der Auswertung der Jahresberichte der drei Fürther Gymnasien zeigten sich einige Neuerungen: So ersetzten am Hardenberg-Gymnasium Kurse über „Suche nach dem Sinn des Lebens“ oder „Kirche und Staat“ in der Oberstufe den herkömmlichen Religionsunterricht. Am Schliemann-Gymnasium freute sich die Schulleitung über die sofortige Nutzungsmöglichkeit des leergewordenen Helmschulhauses samt Turnhalle und das Helene-LangeGymnasium stellte federführend die Weichen in Richtung „kooperative Gesamtschule“, bestehend aus der Grundund Hauptschule an der Maistraße, der Städtischen Real- und Handelsschule und dem Gymnasium am Tannenplatz. SpVgg-Trainer Fred Hoffmann zog im Training die Zügel an: Man wollte in dieser Saison unbedingt die Aufstiegsrunde zur Bundesliga erreichen. Aber das Feld der Mannschaften war noch nie so stark besetzt wie in diesem Spieljahr. Trotz unveränderter Eintrittspreise erhoffte sich der Kassier wegen der attraktiven Paarungen erstmals seit vielen Jahren einen Saisonüberschuss. Freitag, 15. August 1969 Auch der heißeste Sommertag ließ die Fürther Wasserhüter kalt. Während in den umliegenden Orten die Wasserwerker immer sorgenvoller zum stets blauen Himmel und auf das Manometer ihrer immer leerer werdenden Wasserbehälter blickten, kam man in Fürth erstmals mit dem Wasserdruck nicht unter Druck. Störungsfreie „Fernwasserversorgung“ aus den Tiefbrunnen um Allersberg hieß das Zauberwort. Jeder Bürger konnte seinen Rasen wässern, so oft er wollte. Im Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Die jungen Tiger von Hongkong“ (Admiral), „Lesbos – die Schule der Liebe“ (Bambi), „Spiel mir das Lied vom Tod“ mit Claudia Cardinale, Charles Bronson und Henry Fonda (City) sowie „Das Blutbiest“ (Park). Samstag, 16. August 1969 Die Fürther Feuerwehr riss am „Gänsberg“ ein Hinterhaus mit langen Reißhaken ein. Hinter „Günthers-Bierbar“ an der Bergstraße wackelte das alte Gemäuer so stark, dass die Anwohner Angst bekamen und die Polizei
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