verständigten. Die Abbruchmaßnahme war notwendig geworden, weil immer wieder obdachlose Wohnungssuchende sich in den verlassenen baufälligen Häusern einnisteten. Das Fürther „Straßenkreuz des Südens“ lag an der Kreuzung Schwabacher- und Rothenburger Straße. Die Umbauarbeiten für 1,7 Mio DM waren in vollem Gang. Für die Autofahrer brachte die Kreuzung zunächst mehr Verdruss, denn es war eine Verkehrsoperation am lebenden Objekt. Auf halsbrecherischem Slalomkurs musste man sich über Behelfsspuren quälen. Von Vorfreude auf zukünftig sechs Spuren keine Spur. OB Scherzer begrüßte einen Stadtrat samt Gattin aus der Patenstadt Paisley. Der schottische Hobby-Imker besuchte einen Bienenzüchterkongress in München und machte auf der Heimreise Station in Fürth. Wie man sieht, wurde zu Beginn der Patenschaft jede Kleinigkeit pressewirksam dokumentiert. Wie die Rattenfänger zu Hameln zog eine amerikanische Militärkapelle die Fürther an. Die Freilichtbühne im Stadtpark vermeldete Rekordbesuch. Die US-Musiker erzeugten Schwung im Stadtpark und stürmischen Beifall beim Publikum. Montag, 18. August 1969 Der neueste Quelle-Katalog für den Zeitraum Herbst/Winter 1969/70 erschien mit einem Gesamtumfang von 1646 Seiten. Durch die Preisgarantie bis Ende Februar 1970 trug das Unternehmen zur Preisstabilität bei. Das Kaufhaus Schickedanz an der Fürther Freiheit beging sein 20-jähriges Jubiläum. Seit 1949 hatte man sich von 150 qm auf 1700 qm Verkaufsfläche gesteigert. Ursprünglich arbeiteten dort sechs Angestellte, 1969 waren 220 Fachkräfte im Einsatz. Heute ist der Name „Quelle“ nahezu Geschichte. Etliche Schüler, im bisherigen Ferieneinsatz Verkehrszähler, wurden ab sofort arbeitslos. Druckempfindliche Schläuche meldeten angeschlossenen Apparaten die vorbeifahrenden Autos. Die unbestechlichen Zählwerke lieferten den Verkehrsplanern sofort exakte Angaben. Die „Strichlisten-Methode“ mit ihren menschlichen Ungenauigkeiten hatte ausgedient. Für die SpVgg verlief der Saisonauftakt nicht ganz nach Wunsch: Vor 10.000 Zuschauern trennte man sich im Ronhof im vorsaisonalen Freundschaftsspiel gegen Jahn Regensburg mit 0:0. Fürth spielte mit Löwer; Klump, Schmid; Marchl, Rauh, Zimmert, Schweighöfer, Tauchmann, Jäger, Ondera, Perras. Dienstag, 19. August 1969 Schon wieder ereignete sich am Bahnübergang Forsthausstraße ein schwerer Unfall: Trotz rot blinkender Warnleuchten und lauter Pfeifsignale versuchte ein PKW-Fahrer, sein Auto noch über die Schienen zu bringen. Der Wagen wurde von den Puffern erfasst und wie eine Konservendose zusammengedrückt. Ergebnis: Drei Schwerverletzte und ein schrottreifes Auto. Das Fahrzeug wurde über 100 m weit über die Schottergleise geschoben, ehe es zum Stehen kam. Die neue Alarmanlage in der Stadtsparkassen-Geschäftsstelle an der Königswarterstraße funktionierte zu gut. Innerhalb der letzten Tage rief sie dreimal das Überfallkommando um Hilfe. Jedes Mal stürmten sämtliche verfügbaren Polizeibeamten des nächsten Reviers mit schussbereiten Pistolen in den Kassenraum. Wollte ein ganz raffinierter Bankräuber die zur Verfügung stehende Zeitspanne berechnen? Ein Bedienungsfehler schied jedenfalls aus. Mittwoch, 20. August 1969 Wegen der Personalknappheit beschäftigte man beim Bau der Schnellstraße nach Erlangen (heute A 73) erstmals eine tschechische Firma. Die Lastwagen mit dem Nationalitätenzeichen „CS“ gehörten schon bald zum Fürther Straßenbild. Den tschechischen Fahrern, den ersten „Gastarbeitern“ aus einem Land hinter dem Eisernen Vorhang, gefiel es hier gut und sie verstanden sich mit ihren deutschen Kollegen blendend. In den Schulferien wurden mehrere Gebäude für neue Schulzwecke „umgerüstet“. Die Sonderschule in der Heilstättensiedlung zog in ein dafür ausgebautes Zweifamilienhaus an der Weiherhofer Straße, ein Teil des Heinrich-Schliemann-Gymnasiums kam jetzt im renovierten Helmschulhaus unter und die bis dahin dort unterrichteten Realschüler bezogen das piekfein hergerichtete Nathan-Stift. Die Otto-Schule schließlich erhielt in einigen Räumen neue Betondecken, da sich die bisherigen Holzbalkendecken als baufällig erwiesen. Donnerstag, 21. August 1969 Wölfel eröffnete in Fürth zwei weitere Filialen. Nach längerer Renovierungszeit bot der Spezialbrotladen in der Schwabacher Straße 25 ab sofort das gesamte Sortiment der Großbäckerei und Konditorei an. Ferner öffnete Wölfel in der Hardstraße 45 eine weitere Verkaufsstelle. Die Bewohner der Hardhöhe konnten sich so den Weg in die Innenstadt sparen. Die aus dem Jahr 1862/63 stammende alte Siebenbogenbrücke wurde nicht nur verbreitert, sondern auch „plombiert“. Eine Baufirma bohrte wie ein Zahnarzt die faulen Stellen aus der Brücke und füllte die Hohlräume mit einem Spezialbeton. Teile der Brücke waren 1945 gesprengt und 1947 nur notdürftig wieder ausgebessert worden.
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