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Freitag, 22. August 1969 Rund 70 blutjunge Fürther Straßenfußballer kamen zum Tag des offenen „Ronhofs“ und ließen sich von Regionalligatrainer Fred Hoffmann in die Geheimnisse des Fußballspiels einweisen. Diese Werbeaktion der Nachwuchsförderung zeigte jedes Jahr einen durchschlagenden Erfolg. Sogar aus Nürnberg kamen fußballhungrige Buben, um mit den Fürther Kindern zu trainieren. Im Vorjahr waren bei dieser Art Talentsuche etwa 40 Jungen der SpVgg beigetreten. Unterstützt wurde Trainer Hoffmann von Ex-Nationalspieler Richard Gottinger und weiteren Helfern. Am Ende der Sichtungstage wurden die Nachwuchskicker kulinarisch versorgt. Bürgermeister Stranka und mehrere SPD-Stadträte nahmen an einem Rundflug mit zwei Hubschraubern teil. Der amerikanische Standortkommandant, General Baldwin, hatte dazu eingeladen. Bei strahlendem Sonnenschein durften die Teilnehmer eineinhalb Stunden ihre fränkische Heimat aus der Vogelperspektive betrachten. Start und Ziel war der amerikanische Flugplatz Atzenhof. Was zahlte man damals in Fürth für eine Neubauwohnung Miete? Eine 3-Zimmer-Wohnung (ca. 82 qm Wohnfläche) einschließlich TG-Stellplatz kostete bei Erstbezug an der südwestlichen Prateranlage (Friedenstraße) 325,-- DM Miete, zusätzlich musste man einmalig eine Kaution in Höhe von 800,-- DM stellen. Samstag, 23. August 1969 Fürth konnte stolz sein: Die Stadt beherbergte eine der renommiertesten Schul- und Erziehungsberatungsstellen in ihren Mauern. Doch die Wartelisten im städtischen Amtsgebäude in der Blumenstraße wurden immer länger. 1968 waren allein 320 „Neuzugänge“ zu verzeichnen. Übrigens: Nicht Einzelkinder, sondern Jungen und Mädchen aus Zwei-Kinder-Ehen stellten den größten Anteil der jungen Besucher. Leiter Dr. Griesbach, ein in der Fachwelt anerkannter Spezialist, hatte 1952 mit seiner Arbeit begonnen, 1956 wurde seine Beratungsstelle von der Stadt übernommen. Die heute noch bestehende Einrichtung ist eine der ältesten in ganz Deutschland. Die „kleinen“ Fußballvereine begannen wieder mit ihrem Punktspielbetrieb. In der A-, B- und C-Klasse wurde von den Amateurfußballern erbittert um jeden Punkt gekämpft. Beim ASV an der Magazinstraße hoffte man den Schock des Abstiegs überwunden zu haben. Viele Fürther Vereine gingen mit großen Hoffnungen an den Start, so z.B. der SC Grundig, der BSC Fürth-West, der FC Nordost, die DJK Fürth, der TV Fürth 1860, der TV 95 Burgfarrnbach, der SV Poppenreuth, der Tuspo Fürth, der MTV oder die Turnerschaft Fürth. Die Fürther Kriminalpolizei warnte über die Presse Kinder und Eltern: Im Sommer war Hochsaison für die „guten Onkels“, die sich in raffinierter Weise an Kinder heranmachten, um diese dann zu missbrauchen. Kinder sollten nicht unbeaufsichtigt im Freien spielen, die Gefahren durch abartig veranlagte Sittenstrolche war nicht von der Hand zu weisen. Montag, 25. August 1969 Zwei Tage lang verwandelte sich der Wiesengrund nahe der MTV-Grundig-Halle in ein Hunde-Übungsgelände: Die 20 besten Polizei- und Schutzhunde stritten dort um den Titel des Landessiegers 1969. Schäferhund „Rex“ aus Rehau war an zwei Prüfungstagen nicht zu schlagen. Die SpVgg verlor ihr Auftaktspiel in der süddeutschen Regionalliga beim FSV Frankfurt mit 0:1. Damit belegte man zunächst Tabellenplatz 16 (bei 20 Vereinen). Man spielte mit Löwer; Schöpe, Klump; Marchl, Rauh, Zimmert; Reif, Tauchmann, Jäger, Ondera (38. Min. Krimm) und Perras. Dienstag, 26. August 1969 Für die Fürther Gaststätten kamen sehr viele kapitale Exemplare der Gattung „Cyprinus carpio“, wie Zoologen den Karpfen bezeichnen, aus drei Karpfenweihern in Dambach. Man züchtete die Karpfen zunächst im fischreichen Aischgrund, später wurden sie nach Fürth transportiert und in die Dambacher Weiher eingesetzt. Reichte der Vorrat nicht, so orderten die Fischhändler weitere zahnlose Schuppenträger aus Jugoslawien. Manche Fürther Karpfenlokale bestellten bis zu zwölf Zentner Karpfen pro Monat. Auch damals gab es schon eine Art von „Komasaufen“. Ein 23-jähriger Arbeiter brüstete sich in einem Lokal der Altstadt damit, vier Flaschen Steinhäger leeren zu können. Einer der anwesenden Zecher war bereit, die vom Wirt geforderten 60 DM für eine Flasche Steinhäger zu bezahlen, wenn der junge Mann diese innerhalb einer Stunde austrinken könne. Der Betroffene ging auf den Vorschlag sofort ein, aber nachdem er dreiviertel des Flascheninhalts geleert hatte, fiel er bewusstlos vom Barhocker. Im Krankenhaus konnte nur noch sein Tod festgestellt werden. Die „Turnerschaft Fürth“ mutierte zu einem rein türkischen Fußballclub. Die Mannschaft war in der gesamten CKlasse gefürchtet. Als der TSV Wachendorf dort spielte (Ergebnis 1:1), rastete ein türkischer Spieler aus. In KungFu-Manier streckte er mehrere Wachendorfer Spieler nieder. Das Blut floss in Strömen. Für den Schiedsrichter musste Polizeischutz angefordert werden, als er den Täter des Feldes verwies. Die Gäste aus dem Landkreis gelangten nur in einem Hagel von Flaschen und Steinen zu ihren Autos. Mittwoch, 27. August 1969

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