Seite:Kuntermann 1969.pdf/43

Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.

Damals häufig: Amerikanische Soldaten griffen nachts ohne ersichtlichen Grund wehrlose Passanten an. So wurde ein junger Mann auf dem Hardsteg brutal zusammengeschlagen und über das Geländer in den Wiesengrund geworfen. Eine Stunde später fielen US-Soldaten einen 16-jährigen Radfahrer am Käppnersteg an und verprügelten diesen grundlos. Im leeren Schwimmbecken des Fürther Hallenbades stand ein Metallgerüst. Im Becken gab es kein Wasser. Die Freibadsaison wurde für Renovierungsarbeiten genutzt. Fliesen wurden ausgebessert oder erneuert, technische Anlagen überholt. Die Becken selbst wurden gereinigt. In ihnen setzte sich gerne Eisenoxyd ab. Die „besorgniserregende Lage“ auf dem Blutkonservenmarkt veranlasste das Rote Kreuz, an die Blutspendefreudigkeit der Bürger zu appellieren. Dem Aufruf folgten im BRK-Kolonnenhaus an der Otto-SeelingPromenade über 200 spendenfreudige Männer und Frauen. Donnerstag, 28. August 1969 Die Weichen für die Zukunft waren gestellt: Der Fürther Hauptbahnhof präsentierte sich jetzt völlig modernisiert. Für 18 Mio DM konnte man schließlich schon einen Gegenwert verlangen! Aus der „Räuberhöhle“ war eine ansprechende Durchgangshalle für Zugreisende entstanden. Im ganzen Gebäude gab es keinen Raum, der nicht von Renovierungsarbeiten betroffen war. Waschbetonplatten am Boden, Wandflächen mit italienischem Marmor verkleidet und eine silberglänzende Lamellendecke vermittelten Großstadtflair. Auf der Westseite befanden sich drei Fahrkartenschalter sowie ein Raum für die Reiseauskunft. Der Bahnhof bekam auch eine neue ÖlZentralheizung. Den Abschluss der Arbeiten bildete die Umgestaltung des „Haus-Bahnsteigs“. Hier verschwand die antiquierte Überdachung mit den gusseisernen Säulen sowie ein Kiosk. Stolz teilten Vertreter der Bundesbahndirektion schon mal mit, dass nach Räumung der Bunkerruine am Beginn der Gebhardtstraße ein großes Doppelhochhaus entstehen soll. Auch in der Region lief der Bundestagswahlkampf auf Hochtouren. Vertreter der SPD handelten bei Hausbesuchen nach dem Prinzip von „Onkel Doktor“, der sich nach den „Wehwehchen seiner Patienten“ erkundigte. Sicherheitshalber fanden die SPD-Hausbesuche in sicheren „SPD-Pfründen“ wie z.B. im Eigenen Heim statt. Die Stadtwerke erhielten einen neuen Hydraulik-Hebebühnenwagen. Der Elektriker konnte sich nun per Knopfdruck zentimetergenau in luftiger Höhe bewegen. Geparkte Autos störten nicht mehr, wenn Straßenlampen gewechselt wurden. Freitag, 29. August 1969 Endlich: Die berüchtigte Engstelle an der Hardstraße, „das Geschwür“, wie die Anwohner dazu sagten, wurde beseitigt. Die Arbeiten für das „Ausbügeln“ der Straße begannen, in etwa drei Monaten hoffte man die Arbeiten beenden zu können. Die nur wenige Meter ausmachende Straßenverengung befand sich an der Stelle, wo das Industriegleis die Hardstraße querte. Der in der Mathildenstraße geborene Fürther Arzt Dr. Andreas Rett (seine Eltern betrieben dort eine chemische Reinigung), der an einem Wiener Krankenhaus als Dozent und Primarius arbeitete, galt als einer der führenden Fachärzte der Welt auf dem Spezialgebiet „Hirnschädigungen bei Kindern“. Er erzielte überraschende Erfolge bei „unheilbaren“ Fällen. Er trat konsequent für regelmäßige und lückenlose Schwangerschaftsuntersuchungen ein, heute eine Selbstverständlichkeit. Die SpVgg verlor ihr Heimspiel im Ronhof vor 4000 Zuschauern gegen den FC Freiburg mit 1:3. Das Tor für Fürth erzielte Rice. Damit belegte man Rang 18 der Tabelle. Samstag, 30. August 1969 Das Fürther Rechtsamt wehrte sich: Die Gesamtdeutsche Partei (GDP) hatte sich bei der Regierung von Mittelfranken darüber beschwert, dass sie in Fürth keine gemeindeeigenen Flächen für die Plakatierung verwenden durfte. Die Stadt Fürth überließ aber grundsätzlich nur den Parteien Anschlagflächen, die auch im Wahlkreis Fürth einen eigenen Kandidaten nominiert hatten. Für die GDP, inzwischen zur kleinen Splitterpartei abgedriftet, stellte sich kein Kandidat zur Wahl. Tage später musste die Stadt auf Drängen Ansbachs die Plakatflächen jedoch für „alle“ Parteien zur Verfügung stellen. Zur Bundestagswahl hatten die Fürther die Auswahl unter fünf Direktkandidaten. Nachdem die Vorschläge ordnungsgemäß und fristgerecht bei der Stadt Fürth eingingen, standen zur Wahl: Dr. Werner Dollinger (CSU), Max Seidel (SPD), Dr. Albrecht Haas (FDP), Werner Riedel (ADF = Aktion demokratischer Fortschritt) und Karl Feitenhansl (NPD). Wegen Erreichung der Altersgrenze wurde die hochverdiente Leiterin des Stadtjugendamtes, Frau Dr. Frieda Vogel, mit einer schlichten Feier von Bürgermeister Stranka in den Ruhestand verabschiedet. 21 Jahre hatte die stadtbekannte Persönlichkeit das Stadtjugendamt in der Marienstraße geleitet. Sie war stets mit ganzem Herzen bei der Sache. Der Aktionsradius der gebürtigen Fürtherin reichte vom Bau von Kindergärten, Jugendhorten und Spielplätzen bis hin zum Aufbau der Erholungsfürsorge.

43