Nach 12-jähriger Tätigkeit als Chef der Fürther Verkehrswacht schied Walter Proksch aus dem Amt. Er galt als „Vater der Fürther Schülerlotsen“. Die großen Erfolge auf Landes- und Bundesebene gingen auf seine Initiativen zurück. Sein Nachfolger wurde Stadtrat Johannes Schmidtbauer (SPD). Als traurigstes Ereignis galt in der von Polizeidirektor Mielsch vorgelegten Verkehrsunfall-Bilanz für den Monat August der Tod eines 46-jährigen Passanten, der auf dem Weg zum Ronhofer Fußballplatz von einem PKW erfasst und getötet wurde. 68 weitere Personen wurden bei Verkehrsunfällen verletzt, 20 von ihnen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. 178 Unfälle führten zu einem geschätzten Gesamtschaden von 186 640 DM. Häufigster Unfalltag war der Freitag mit 43 Verkehrsunfällen. Montag, 8. September 1969 Wer ein richtiger Kanute werden wollte, musste mehr als Unterschrift und Beitrag leisten. 15 angehende Kanuten sahen mit gemischten Gefühlen ihrer „Neptuntaufe“ entgegen. Tatort war traditionell das Ufer der Rednitz bei Fürth-Süd, wo die Kanuabteilung des ESV Nürnberg-West/Fürth residierte. Aus einem Schlauchboot mit kostümierten Schiffern besetzt entstieg Gott „Neptun“, um die Taufe persönlich vorzunehmen. Dazu wurden die weiblichen Teilnehmer vorher mit Schaum rasiert, die männlichen mit Schlamm verziert. Dann warf man alle in das 19 Grad „warme“ Rednitzwasser. Dem vollzogenen Einstand folgte dann im Vereinsheim eine zünftige Feier. Eine Kaffeestunde im 14. Stockwerk der Hochhausgaststätte auf der Hardhöhe hätte am Nachmittag für sieben junge Männer sicher gemütlicher ausfallen können. Sie hatten sich in den kleinen Aufzug gedrängt, um nach oben zu fahren. Wahrscheinlich wegen Überbelastung blieb das Gefährt auf halber Höhe stehen. Ganze zwei Stunden mussten die jungen Leute ausharren, bis die verfängliche Situation bemerkt wurde und der Hausmeister die Eingeschlossenen befreien konnte. Dienstag, 9. September 1969 Mit dem 43-jährigen Nürnberger Gymnasialprofessor Dr. Hermann Jäger erhielt das Hardenberg-Gymnasium einen der jüngsten Schuldirektoren Bayerns. Er wollte den guten Ruf der Fürther Schule fortsetzen. Jäger unterrichtete neue Sprachen, war seit 1962 Lehrbeauftragter für Französisch und zehn Jahre lang der einzige Seminarlehrer in Bayern für Russisch. Er unterrichtete zuletzt am Willstädter Gymnasium in Nürnberg. In der gerammelt vollen Burgfarrnbacher Turnhalle an der Lehenstraße sprach Ministerpräsident Dr. Alfons Goppel. Zu verdanken hatte es der Fürther Vorort natürlich dem Bundestagswahlkampf, dass der hohe Besuch dem Regierungs-Mercedes entstieg. Goppel warnte die Zuhörer vor „kollektivistischen Tendenzen“ und „suspekten Experten“. Die Fürther CSU hatte mit Goppel zweifellos einen vielbeachteten Wahlschlager geliefert. Auf der Anlage der „Tennisfreunde Grünweiß“ endeten die Stadtmeisterschaften 1969. Bei den Herren setzte sich Peter Hüttig (Grünweiß) durch, bei den Damen Gudrun Wolfsgruber (SpVgg). Das Herrendoppel gewann Hüttig/Heyde (beide Grünweiß). Mittwoch, 10. September 1969 Die Fürther Volkshochschule baute ihren Lehrplan um. Künftig sollten bestimmte Gebiete der Geistes- und Naturwissenschaften nicht mehr in einzelnen, voneinander unabhängigen Teilstücken, sondern über drei Trimester eines Jahres im Zusammenhang gelehrt werden. Man begann mit den Bereichen Atomphysik, Weltliteratur und Philosophie. Die im Nordosten Fürths wohnenden Fürther Bürger beklagten sich über den Nordöstlichen Vorstadtverein über den unhaltbaren Zustand am Kavierlein. Der ausgetrocknete Weiher am Kavierlein sorgte für gar keine trockene Diskussion. Der eklatante Wassermangel führte zu einem Fischsterben. In der Anlage kam es auch zu „wildem“ Müllabladen. Die Stadt wurde um Abhilfe gebeten. Donnerstag, 11. September 1969 Am Fürther Hauptbahnhof kam es unter drei alkoholisierten Männern zu einer wüsten Messerstecherei. Alle drei Beteiligten mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Zwei konnten nach der ambulanten Behandlung wieder entlassen werden. Der Dritte floh trotz einer tiefen Bauchstichwunde aus seinem Krankenzimmer. Die Fürther Sanitätskolonne warb um Mitglieder im Feldzug gegen die Not. Das BRK beschäftigte einige hauptamtliche Kräfte, die werktags von 7 bis 19 Uhr bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von etwa 60 Stunden. Retten, helfen und Schmerzen lindern stand im Vordergrund. Schwierigkeiten bereitete jedoch die Besetzung mit freiwilligen Helfern. Außer einer Ausbildung im Sanitätswesen konnte man sich auch im Bereich Katastrophenhilfe und Strahlenschutz spezialisieren. Wichtig war, dass ein eingespieltes Team reibungslos zusammenarbeiten konnte. Die in Fürth stationierten amerikanischen Truppen hatten einen schlagkräftigen GI in ihren Reihen. Der 20-jährige legte sich nach einem Schäferstündchen bei einer Prostituierten an der Nürnberger Frauentormauer mit neun Berufskolleginnen an. Der entrichtete Preis von 30 Dollar deuchte ihm zu hoch. Er schlug auf die Frauen ein, fuhr
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