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Neun Tage lang genossen 30 Fürther Jungen und Mädchen in der schottischen Patenstadt Paisley eine schier umwerfende Gastfreundschaft. Die vergnügliche Fahrt galt als Gegenbesuch für einen zehntägigen Aufenthalt, den eine schottische Gruppe im Sommer 1968 im „AW-Waldheim Sonnenland“ verbracht hatte. Die Fürther Besucher waren in Familien untergebracht. Ein reichhaltiges Besichtigungsprogramm endete mit einem Freundschaftstreffen („Ceilidh“), wo man sich mit lustigen Beiträgen und Gesangsstücken gegenseitig überbot. Mit 48,5% der Stimmen konnte Dr. Dollinger im Wahlkreis Fürth bei der Bundestagswahl das Direktmandat erringen. Insbesondere die Ergebnisse im Landkreis Fürth verhalfen Dr. Dollinger zum Sieg. Trotz eines 1:0-Sieges des 1. FC Nürnbergs im Lokalderby gegen den Rivalen SpVgg Fürth gehörten die Sympathien der 25.000 Zuschauer im Nürnberger Stadion dem Fürther Torhüter Peter Löwer. Er brachte mit seiner Leistung die Nürnberger Stürmer und Fans schier zur Verzweiflung. Mit dieser Niederlage fiel die SpVgg auf den 19. Platz zurück. Dienstag, 30. September 1969 Der Fürther Stadtrat beschloss in geheimer Sitzung die Einstellung eines zweiten hauptamtlichen Psychologen bei der städtischen Schul- und Erziehungsberatung. Damit wollte man versuchen, den Beratungsstau abzubauen. Stadtverein Hardhöhe und Siedlervereinigung Hard luden alle guten Geister, die zum Gelingen des diesjährigen Hardhöhenfestes beigetragen hatten, zu einem gemütlichen Abend in die Gaststätte „Südwestlicher Gartenbauverein“ ein. „Hardhöhenchef“ Stadtrat Dörfler überreichte zum Dank Geschenke an Kirchweihburschen und Vertreter der Polizei. Zwei der im Kampf um das Direktmandat im Wahlkreis Fürth unterlegenen Kandidaten rückten trotzdem in den Bundestag ein: Max Seidel (SPD) und Dr. Albrecht Haas (FDP) wurden über die Landesliste zu Abgeordneten des neuen Bundestages. Spät begann sie, die Fürther Theater-Saison. Man begann zum 4. Oktober mit der Komödie „Vier Grobiane“ von Ermano Wolf-Ferrari, u.a. mit Maria de Francesca, Claudia Hellmann, Elisabeth Kingdon, Monika Kienzl, Oskar Gernhardt, Klaus Lange und Wolfgang Zimmermann. Mittwoch, 1. Oktober 1969 In den Warschauer Kasprzak-Werken lief das 100.000. Tonbandgerät nach einer Grundig-Lizenz vom Band. Zu diesem Zweck hielt sich Grundig-Generaldirektor Richter in der polnischen Hauptstadt auf. Die Stadt zog Bilanz: Das beendete dreitägige Kunstfestival „mixed media“ war ein Fest des Unverstandenen. Keine spontanen Kunstaktionen, sondern totale Langeweile. Hunderte von langmähnigen Bürgerschrecks lungerten drei Tage lang am Boden liegend bei Gitarrengedröhn und Hanfgeruch herum. Die Verstärker der lärmmachenden Musiker mit Prinz-Eisenherz-Frisuren und Marco-Polo-Bärten mussten mehrfach auf Geheiß der von lärmgeplagten Nachbarn verständigten Polizei zurückgefahren werden. 1600 Grundig-Werksangehörige jubelten Schlagerstar Udo Jürgens in der MTV-Grundig-Halle begeistert zu. „Udo 70“ brachte den Saal zum Kochen. Kein „Anwärmen“, keine Kunstpausen, Udo Jürgens kannte keinen Schongang. Konsul Max Grundig hatte den Star verpflichtet und seinen Betriebsangehörigen 1600 Freikarten geschenkt. Der Pestalozzi-Verlag Fürth feierte sein 125-jähriges Jubiläum. Spezialität des Verlages waren unzerreißbare Textund Malbücher für Kinder im ersten Lesealter. Bilderbücher wurden in beinahe 20 verschiedenen Sprachen gedruckt. Der Exportanteil des Verlags lag bei etwa 30%. Erst Anfang der 60er Jahre erweiterte man das Sortiment um Quartett- und Legespiele. Donnerstag, 2. Oktober 1969 In Zimmer 11 des städtischen Amtshauses am Kohlenmarkt konnten Frauen, die sich bei ihrer Heirat Beiträge aus der gesetzlichen Rentenversicherung auszahlen ließen, jetzt freiwillige Beiträge rückwirkend bis zum Jahr 1924 nachentrichten. Sie hatten damit die Möglichkeit, sich einen Rentenanspruch im Alter zu sichern. Grundlage hierzu war das dritte Rentenversicherungs-Änderungsgesetz. Der in Fürth residierende neue Kommandeur des Nordbayerischen US-Befehlsbereiches, Oberst Grant E. Jones, stattete OB Scherzer seinen Antrittsbesuch ab. Ihm gefiel es hier so gut, dass er dem Stadtoberhaupt versprach, bis zu seiner Pensionierung in drei Jahren hier in Fürth zu bleiben. Der sympathische Kommandeur liebte Zigarren und hielt Raucher für die besten Menschen. Im Vorfeld der Fürther Kirchweih begannen die leidigen Umleitungen und Verkehrsbeschränkungen. Parken im Kirchweihgelände war grundsätzlich verboten. Der Abschleppdienst stand schon bereit. Der Wochenmarkt wurde für die Dauer der Kirchweih an die Königswarterstraße zwischen Gabelsberger- und Bahnhofstraße verlegt. Ein 77-jähriger Ruheständler betrat das Amtszimmer OB Scherzers, in dem er selbst 18 Jahre lang die Geschicke Fürths geleitet hatte. Alt-OB Dr. Hans Bornkessel kam zu einem Jubiläum zurück, denn vor genau 40 Jahren hatte er seinen Dienst bei der Stadt Fürth angetreten. 1929 begann Dr. Bornkessel bei der Stadt Fürth als Wohlfahrtsreferent, später arbeitete er als Polizeireferent. Sein Engagement zur SPD kostete ihm 1934 den Arbeitsplatz. In schwerer Zeit wurde er 1946 wieder nach Fürth geholt. Im Kreis vieler ehemaliger Mitarbeiter erhielt Dr. Bornkessel jetzt eine herzliche Würdigung seiner Aufbauarbeit aus dem Munde seines Nachfolgers.

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