gefahren und nach dem Einkaufsbummel gleichermaßen wieder zurück zu ihren Autos gebracht werden. Das amerikanische „Park-and-ride“-System wollte man auf Fürth übertragen. Seit dem 6. Oktober vermisste man einen 11-jährigen Jungen aus Langenzenn. Jetzt wurde er auf der Fürther Kirchweih entdeckt und zu seiner Mutter gebracht, die ihn aber gar nicht mehr haben wollte. Übernachtet hatte er stets im Fürther Freibad. Mit Betteln und Kleindiebstählen hielt er sich über Wasser. Bei der Polizei sagte er aus, er wolle nichts lernen, nicht zu seinen Eltern und auch nicht in die Schule. Er wollte nur „frei“ sein. Das Kreisjugendamt musste sich seiner intensiv annehmen. Donnerstag, 16. Oktober 1969 Zum ersten Mal in der „Kärwatradition“ gab es am vorletzten Tag der Kirchweih einen „billigen Nachmittag“. Viele Karussells drehten sich zum halben Preis und die „zwaa in aan Weckla“ kosteten nur eine Mark. Es herrschte Hochbetrieb. Die Idee kam von den Schaustellern, um das Schlussgeschäft noch einmal anzukurbeln. Kaum war die Fürther Kirchweih zu Ende, begannen die Arbeiten zum Verbreitern der Ludwigbrücke. Man rechnete mit einer Bauzeit von einem Jahr, bis Gehsteige, vier Fahrbahnen und der Mittelstreifen fertiggestellt waren. Ein Teil der Einfassung des Hardstegs war verrostet und auch der Asphaltbelag wies einige Löcher auf. Für 14 Tage sperrte man deshalb den Steg in der Zeit von 8 bis 15 Uhr. Man wollte diese wichtige Fußgängerverbindung nicht gänzlich sperren. Freitag, 17. Oktober 1969 Bei der traditionellen Schlussumfrage der FN bei den Schaustellern der Fürther Kirchweih sah man nur freundliche Gesichter. Kirchweih-Beschicker, Gaststätten und der städtische Einzelhandel waren mit dem erzielten Umsatz überaus zufrieden. Bei dem herrlichen Wetter strömten die Besucher in Scharen nach Fürth. Man hörte keine negativen Stimmen, nur die Marktfrauen hatten etwas unter der „Vertreibung“ zu leiden. Auch das noch: Wegen Arbeiten am Gasrohrnetz musste die Fuchsstraße in Dambach zwischen Lerchen- und Parkstraße für fünf Wochen halbseitig gesperrt werden. Dreiste Einbrecher drangen nachts in die Lagerhalle einer Möbelhandlung in Boxdorf ein und stahlen dort Perserteppiche und Brücken im Wert von 25.000 DM. Dabei bewiesen sie einen ungewöhnlich guten TeppichFachverstand. Billige Fabrikware ließen sie liegen. Der Nachtwächter bemerkte zwar den Kombiwagen der Diebe, schöpfte aber keinen Verdacht. Im Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Oswalt Kolle: Zum Beispiel Ehebruch“ in der 4. Woche (Admiral), „Dick und Doof – die Teufelsbrüder“ (Bambi), „Der Marshall“ mit John Wayne (City) sowie „Unser Doktor ist der Beste“ mit Georg Thomalla und Roy Black (Park). Samstag, 18. Oktober 1969 Die Stadt Fürth gab über die Presse bekannt, dass der Bau von neuen Wohnstraßen in den nächsten Jahren zwangsläufig in den Hintergrund treten wird. Grund dafür war die restlose personelle Auslastung der Beschäftigten im Fürther Bauamt für Maßnahmen, die wegen des Europakanals notwendig waren. Der städtische Bauausschuss ging wieder einmal auf Besichtigungstour, um nach der besten Lösung zu suchen. Sollte der vertrackte Moosweg in Burgfarrnbach in geschwungenem Bogen oder in gerader Form an die Hintere Straße angeschlossen werden? Würde man die Straße gerade durchlaufen lassen, müssten zwei Vorgärten von Anliegern empfindlich beschnitten werden. Die Beschwerden der Anwohner rissen nicht ab. Unabgedeckter Müll auf dem Müllplatz an der Vacher Straße sorgte für Unmut. Doch die Stadt beschwichtigte: Durch Personalaufstockung werde künftig jede Müllschicht eine Erdabdeckung erhalten. Man betreibe schließlich eine „geordnete Deponie“. Kostenverschiebung: Der Neubautrakt der städtischen Realschule beim ehemaligen Nathanstift kostete nach Neukalkulation 300.000 DM weniger als veranschlagt. Leider erwies sich der Umbau des alten Nathanstiftes für schulische Zwecke um den gleichen Betrag teurer. Montag, 20. Oktober 1969 Dekan Theodor Heckel forderte vor 250 Kirchenvorständen in Fürth die dringende Renovierung von Pfarrhäusern in Stadt und Landkreis. Fürth sei deshalb auch für Pfarrer nicht attraktiv. Für eine in München ausgeschriebene Stelle bewarben sich 30 Pfarrer. Die zweite Pfarrstelle an der Fürther Michaelskirche war dagegen seit Monaten vakant. 24 Mio DM sollte die Pfarrhaussanierung kosten. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Operette „Madame Pompadour“ von Leo Fall, u.a. mit Sonja Knittel, Monika Kral, Karl Mikorey und Georg Nowak. Ferner die Wiederholung der Komödie „Der Floh im Ohr“ von Georges Feydeau in der bisherigen Besetzung. Die Woche beendete ein Gastspiel der Schaubühne München mit der Komödie „Das Gras ist grüner“ von Hugh und Margeret Williams, u.a. mit Karl Schönböck und Hansjörg Felmy.
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