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Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor 3500 Zuschauern gegen den ESV Ingolstadt mit 3:2. Tore für Fürth durch Ebenhöh, Zimmert und Perras. Dienstag, 21. Oktober 1969 Das Haushaltwarengeschäft „Meyer & Bastian“ veranstaltete eine „Israel-Woche“ in den Geschäftsräumen Ecke Schwabacher- und Maxstraße. Gezeigt wurden Keramik- und Batikarbeiten, aber auch Schmuckstücke und farbenprächtige Stoffpuppen. Alt-OB Dr. Bornkessel schenkte der Stadt ein Bild des Wiener Expressionisten Hundertwasser mit der Bezeichnung „la barca“. Zwischen zwei Glasplatten geschraubt hing es nun im Dienstzimmer von Bürgermeister Stranka. Viele Zuschauer erlebten ein sportfliegerisches Wochenende des Aero-Clubs in Seckendorf. Dabei absolvierte der 36-jährige Lorenz Schuhmann seinen 400. Fallschirmsportsprung aus 3000 m Höhe. Eine Rauchfahne hinter sich herziehend, landete er sicher im Zielkreis. Im Alter von 100 Jahren und zweieinhalb Monaten verstarb mit Konrad Kübler der damals älteste Fürther im Altersheim „Stiller Winkel“. Mittwoch, 22. Oktober 1969 An allen Fürther Schulen lief eine Impfaktion. Noch vor Einsetzen der kalten Jahreszeit wurden alle Kinder mit einer Kombispritze gegen Diphterie und Wundstarrkrampf geimpft. Das Fürther Gewerbegebiet „Süd“ wurde wesentlich größer, als bisher angenommen. Insgesamt waren nun 24 Hektar zwischen Magazinstraße und der Stadtgrenze zu Nürnberg vorgesehen. Bis jetzt stand nur das TriumphZweigwerk einsam in der Ackerlandschaft. Heute ist die Gewerbelandschaft von Butter-Back über Euromed-Klinik bis zur Tucher-Brauerei sehr dicht besiedelt. Eine 30-köpfige Delegation des Fürther Stadtrats besichtigte die RMD-Baustellen. Die Fahrt führte bis zur Erlanger Lände. Die gewaltigen Dimensionen sorgten auf der Rückfahrt für viel Gesprächsstoff, würde doch die Bauausführung in Fürth das fertige Vorbild Erlangens noch um einige hundert Meter übertreffen. Die „Freunde des Fürther Theaters“ (bisher 174 Mitglieder) luden zu einem Podiumsgespräch zur Zukunft des Fürther Theaters. Über drei Stunden heiße Diskussionen. Fazit: „Ja“ zum Umbau, aber viele Meinungen zum „Wie“. Extrem unterschiedlich zeigten sich die Ansichten über die der Art der Bespielung. Weiter Theaterehe mit Nürnberg oder selbständiger Gastspielbetrieb? Donnerstag, 23. Oktober 1969 Ein Haus teilte wie ein Schiffsbug zwei Straßen in Burgfarrnbach. Jetzt erteilte der Stadtrat die Zustimmung zum Abbruch der „Kapelln“. Das Gebäude stand im Zwickel der Würzburger- und Bernbacher Straße. Es wurde nur so genannt, weil früher mal eine Kapelle dort stand. An der Rückseite des Hauses befand sich eine kaum mehr benützte Waage. Acht Fürther Volksschulklassen standen noch ohne Lehrer da, drei weitere Klassen würden demnächst verwaist sein, da die Lehrerinnen Mutterfreuden entgegensahen. Das Schulamt konnte keine Lehrer mehr auftreiben. Das Klima zwischen den Städten im Großraum verschlechterte sich, da man sich gegenseitig Lehrer abwarb. Krankheitsvertretungen gab es überhaupt keine mehr. Vor dem Fürther Amtsgericht begann ein Prozess mit prominenter städtischer Zeugenbeteiligung. NPD-Stadtrat Dr. Joachim Mertens war wegen übler Nachrede angeklagt. Mertens hatte am Biertisch behauptet, die Wahl des derzeitigen Chefarztes der Gynäkologie im Fürther Krankenhaus wäre nur mit Bestechung möglich geworden. Freitag, 24. Oktober 1969 Die Werkzeugfabrik Karl Hertel GmbH setzte mit einem neuen siebenstöckigen Verwaltungsgebäude einen neuen Akzent an der Wehlauer Straße. Jetzt feierten Eigentümer und Firmenangehörige Richtfest. Spezialität der Firma mit über 500 Mitarbeitern war die Zerspanung von Hartmetallen, im Volksmund bekannt unter dem Begriff „Widia“Stahl. Der Fürther Stadtrat beschloss den Einbau einer Wassererwärmungsanlage im Fürther Sommerbad am Scherbsgraben. Für 63.000 DM sollten Sprung- und Kinderbecken vom Hallenbad aus mitbeheizt werden. Damit würde sich auch bei schönem Wetter die Badesaison verlängern. Der „Postberg“ in der Innenstadt gegenüber dem Berolzheimerianum wurde „eingezogen“. Die nicht mehr benötigte Fläche brauchte man für den Neubau des Postamtes 2. Fußgänger konnten die schmale Steigung noch so lange nutzen, bis die Theresienstraße bis zum Bahnhofplatz verlängert wurde. Der Etat der Stadt Fürth stieg zwar Jahr für Jahr, dagegen schrumpften die frei verfügbaren Mittel. Steigende Personalkosten und Schuldendienst waren dafür verantwortlich. Laut Finanzreferent Dr. Eckstein hieß die Devise: Sparen.

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