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SPD und Kirche suchten das Gespräch. Die Partei diskutierte im Dekanatssaal mit evangelischen Pfarrern vorwiegend über das Thema „Kindergärten“. (In Fürth gab es damals 21 Kindergärten.) Pfarrer Seiter wollte die Kindergärten im Gegensatz zu Stadtschulrat Senator Hauptmannl weniger als „vorgeschaltete Schulklassen“ verstanden wissen. Der Spieltrieb sollte noch vorherrschend sein. Im „Schwarzen Kreuz“ zelebrierten die Fürther Narren Faschingsdämmerung. Die CFK hatte Gäste aus den Nachbarstädten Nürnberg, Schwabach und Spalt eingeladen. Beim Anblick der miniberockten Garde der „Schwabinesen“ dämmerte es manchem Betrachter, dass er leider verheiratet war. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Als Wiederholungen die Schauspiele „Alles im Garten“ von Edward Albee sowie „König Johann“ von Friedrich Dürrenmatt jeweils in der bisherigen Besetzung. Ferner ein Gastspiel der Bühne 64 Zürich mit dem Stück „Der Herr der Schöpfung“ von Gabriel Arout, u.a. mit Agnes Fink und Bernhard Wicki. Das Theater der Jugend brachte als geschlossene Veranstaltung für Schulen das Musical für Kinder „Der Froschkönig“ von Peter Lindholm. Die SpVgg gewann ihr Auswärtsspiel beim VfR Heilbronn mit 2:1. Beide Tore für Fürth erzielte Ebenhöh per Kopf. Überragend die Leistung des Fürther Torhüters Löwer. Damit verbesserte man sich auf Rang 12 der Tabelle. Dienstag, 11. November 1969 Erstmals seit Jahren hatte die Bevölkerung Fürths wieder zugenommen. Ende Juni zählte man 94.082 Einwohner. Verantwortlich dafür war der starke Zuzug von ausländischen Gastarbeitern, die Geburtenziffer blieb weiterhin rückläufig. Rund 60 Mitglieder des Vereins für Heimatforschung „Alt Fürth“ unter der Leitung Dr. Schwammbergers erforschten Hersbruck. Schwerpunkte der Erläuterungen waren die Stadtpfarrkirche, das Hersbrucker Schloss sowie das Spital mit seinem spätgotischen Hochaltar. Einen guten Eindruck hinterließ das 6. Fürther Chorkonzert bei den Besuchern des Fürther Stadttheaters. Das – damals noch junge – Lehrerorchester unter der Leitung von Manfred Strattner brillierte, der gemischte Chor aus Tuspo Burgfarrnbach und dem GV Liederfreunde 1897 Heilsbronn erhielt ebenfalls viel Beifall. Mittwoch, 12. November 1969 Fürth hat keine Berge, damals aber eine zwanzigköpfige Bergwacht. Diese trainierte mehrmals pro Jahr bei Kersbach in der Hersbrucker Schweiz. Mit „Abseilrucksack“ oder einer sogenannten „Gebirgsschleife“ beförderten die Bergsteiger gespielte „Verletzte“ über eine 40-m-Wand am Glatzenstein. Mit Funksprechgeräten hielt man dabei Kontakt. Im Turnus mit Kollegen aus Erlangen und Nürnberg wurden Mitglieder der Fürther Bergwacht sommers wie winters im alpinen Rettungsdienst eingesetzt. Problem: Es fehlte an Nachwuchs. Der Fürther Jugendwohlfahrtsausschuss vergab Zuschüsse und Förderungsmittel. Schwerpunkt war die Unterstützung der Kindergärten und Horte, wo im ersten Halbjahr 1969 insgesamt 1661 Jungen und Mädchen untergebracht waren. Allein für die Erweiterung des evangelischen Kindergartens in der Gaußstraße auf der Hardhöhe wurden 75.000 DM bereitgestellt. Donnerstag, 13. November 1969 Die Stadt Fürth stellte sich vor Chefarzt Dr. Hahn: Nach den Vorwürfen des NPD-Stadtrates Dr. Mertens erklärte OB Scherzer, dass an der beruflichen Qualifikation von Dr. Hahn nicht die geringsten Zweifel bestünden. Dr. Hahn hätte die hohen Erwartungen dieser Position in vollem Umfange erfüllt. Der Dank der Stadt gelte den Leistungen Dr. Hahns. Alles andere als eine Zierde waren die teilweise noch aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg stammenden Baracken der Eschenau. Auch die mehr oder minder tristen und teilweise geplünderten Übergangshäuser dort waren wahrlich keine Augenweide. Jetzt beantragte die SPD im Stadtrat einen Bebauungsplan für das Gebiet der Eschenau. Die Bewohner sollten umgesiedelt, alle Häuser abgerissen und die Fläche modern bebaut werden. Zwei Fürther schufen Vorbildliches: Architekt Heid und Maler Langhojer gestalteten zusammen den Innenhof der Staatlichen Realschule in Forchheim. Ihnen gelang eine effektvolle Wirkung, die in der Fachpresse lobend herausgestellt wurde. Freitag, 14. November 1969 Im Westen nichts Neues: Der Fürther Stadtrat lehnte die Verlegung des Einganges zum Krankenhaus von der Jakob-Henle-Straße zur Friedrich-Ebert-Straße einstimmig ab. Man sah keine dringende Notwendigkeit für diese kostspielige Maßnahme. Das Baureferat hatte wieder mal eine Vorlage für den Papierkorb geplant. Täglich ab 14 Uhr hieß es auf dem Fußweg zwischen Badstraße und dem Badeingang am Scherbsgraben für Radfahrer ab sofort „schieben“. Von 7 bis 14 Uhr sollten aber insbesondere die Schulkinder mit den Rädern schnell zur Schule bzw. nach Hause kommen.

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