Der Lehrergesangverein Fürth führte zum Totensonntag das „Deutsche Requiem“ von Brahms im Stadttheater auf. Der Kritiker der FN bescheinigte dem Chor eine „klangvolle Umsetzung“. Dirigent Ruhland jedoch kam weniger gut weg. In der Rezension der FN war von einem gestörten Verhältnis des Dirigenten zum Orchester (Nürnberger Symphoniker) die Rede. Fred Hoffmann, Trainer der Vertragsspieler der SpVgg, reagierte immer dünnhäutiger auf Kritik. Nachdem man einige Spieltage lang einen der Abstiegsplätze belegte, wurde er bei Heimspielen stets von Fürther Zuschauern verbal angegriffen. Ausdrücke wie „Verbrecher“ oder „Zigeuner“ gehörten noch zum vornehmeren Vokabular einiger Tribünenbesucher. Mittwoch, 26. November 1969 „Gummi-Hupfen“ kam wieder in Mode! An den Fürther Schulen breitete sich der Hüpfspaß epidemieartig aus. Mit einem knappen Meter Hosengummi war man dabei. Gummi-Hupfen war die vergrößerte Form des chinesischen Faden-Fingerspiels, das schon die Großmütter mit Eifer in den hintersten Bänken der Klassenzimmer betrieben hatten. Mit ihren langen Röcken hätten sie ja gar nicht hüpfen können. Drei Schulen drängten sich jetzt rund um den Tannenplatz: Die Volksschule an der Maistraße, das Helene-LangeGymnasium am Tannenplatz und die städtische Real- und Handelsschule in der Sigmund-Nathan-Straße. Bisher zehrten diese Schulen im Sportunterricht immer noch von der Großzügigkeit des Brauereibesitzers Humbser aus dem Jahre 1904, als dieser aufgrund einer Stiftung gleich hinter dem Weg am Pappelsteig den Humbser-Spielplatz schuf. Jetzt aber platzten Aschenbahn und Spielfeld aus allen Nähten. Die Stadt entschloss sich deshalb, drei weitere Spielfelder dort anzulegen. Alle Plätze lagen aber im Hochwassergebiet. Die Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Fürth beging mit einer Feierstunde im Berolzheimerianum ihr 50-jähriges Bestehen. Die Reichstagsabgeordnete Maria Juchacz hatte im Dezember 1919 die Arbeiterwohlfahrt als Selbsthilfeorganisation gegründet. Landesvorsitzender war Senator Hans Weinberger. 1933 wurde die Organisation verboten, die Einrichtungen beschlagnahmt. Maria Jucharcz stellte sich nach 1945 beim Aufbau wieder zur Verfügung. Der Fürther Ableger setzte Schwerpunkte bei Kindererholung, Jugendbetreuung, Müttergenesung und Altenbetreuung. Donnerstag, 27. November 1969 Wie eine Bombe schlug im Fürther Rathaus ein Brief von OB Dr. Urschlechter ein, mit dem der Theatervertrag zwischen Nürnberg und Fürth gekündigt wurde. Die Nürnberger hatten „Lunte gerochen“ und der Fürther Entwicklung in dieser Richtung vorgegriffen. Fürths Stadträte waren ratlos. Der Verein „Freunde des Fürther Theaters“ sah die Kündigung jedoch positiv, würden doch Umbaumaßnahmen nach dem Münter-Gutachten jetzt schneller umgesetzt werden können. Malermeister Otto Damm aus der Kaiserstraße 77 war mit 98 Jahren nun der älteste Bürger Fürths. Seinen Betrieb hatte er bis 1946 geführt, dann einem seiner acht Söhne übergeben. Fünf Söhne hatte er schon überlebt, zwei davon fielen schon im ersten Weltkrieg. In einem Leserbrief an die FN beschwerte man sich, dass Schüler außer Druckschrift und (lateinischer) Schreibschrift auch noch die uralte (gotische) deutsche Sütterlinschrift (verwendet von 1915 bis 1940) lernen mussten. Ein Anachronismus im Zeitalter von Lochstreifen am Computer. Freitag, 28. November 1969 Zwischen Bundesbahn und der Firma Frankenwohnbau (Hans Röllinger) wurde ein wichtiger Vertrag unterzeichnet: Die Firma Frankenwohnbau reißt auf eigene Kosten die Ruine des Bahnhofsbunkers ab und erhält dafür die doppelte Grundstücksfläche, die die Ruine bisher einnahm. Auf dem dann leerstehenden Gelände sollte ein Hochhaus entstehen, das der bekannte Architelt Loebermann plante. Röllinger hatte schon die hässliche Bunkerruine an der Stettiner Straße beseitigt und auf der Fläche Wohnhäuser gebaut. Jetzt wartete Röllinger auf die Sprenggenehmigung. Aus der Hand von OB Scherzer erhielt Konsul Max Grundig die goldene Ehrenplakette des bayerischen Turnverbandes und eine Urkunde überreicht. Darin wurde dem „Turnbruder“ Grundig attestiert, sich große Verdienste um das bayerische Turnen erworben zu haben. Max Grundig und die Riesenwelle am Reck? Nein, nur ein Dank für die Finanzierungshilfe beim Bau der MTV-Grundig-Halle. In Fürth wurde nun schon der fünfte „Schulkindergarten“ eingerichtet. An der Ottoschule (die vorgesehene Friedrich-Ebert-Schule hatte keine Zimmer mehr frei) war er für Kinder gedacht, die zwar schulpflichtig waren, aber der Entwicklungsstufe nach „noch nicht schulreif“ waren. Ziel war es, auch diese Kinder mit besonderer Förderung zur Schulreife zu bringen. Samstag, 29. November 1969 In einem Gespräch zwischen Bundesbahnbeamten und Architekt Loebermann befürwortete man eine Weiterführung der künftigen U-Bahn von der Stadtgrenze kommend zum Endpunkt „Hauptbahnhof“ – und nicht zur
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