Die Fürther Blumengeschäfte hatten mit dem aus der mexikanischen Sierra stammenden „Weihnachtsstern“ ihren Verkaufsschlager. Die explosive Nachfrage übertraf alle Erwartungen. Der Gummibaum hatte ausgedient. Mit Hilfe eines aus Regensburg stammenden Gerätes fischte man aus Peter Stolls Fürther Gewässern mit „Stromstößen“ 160 Pfund Barben. Durch diese neuartige Fangmethode wurden die Fische bewegungsunfähig gemacht und konnten dann bequem abgefischt werden. Der große Fang gelang mit einem einzigen Boot in vier Stunden. Beim Fürther Postamt arbeiteten 30 Mann mehr als in den sonstigen Monaten, denn zur Weihnachtszeit häuften sich Päckchen und Pakete. Dazu kamen im Dezember etwa 3400 Überstunden. Im Dezember 1968 wurden in der Kleeblattstadt 106.160 Paketeinlieferungen registriert. Der abgelaufene Monat November forderte ein Verkehrsunfallopfer auf Fürther Stadtgebiet. Insgesamt ereigneten sich 218 Unfälle mit 51 Verletzten, der Sachschaden betrug etwa 211.000 DM. Unfallreichster Wochentag war diesmal der Samstag. Freitag, 5. Dezember 1969 Bisher einmalig in Bayern: Die Hochleistungssportler des TV Fürth 1860 nannten sich jetzt „Leichtathletikclub Quelle im TV Fürth 1860“. Damit gehörten die Fürther zu den damals ganz wenigen Vereinen, die ihre finanzielle Unterstützung durch einen Mäzen der Wirtschaft auch in ihrem Namen dokumentierten. Fürths Müll war den Oldenburgern eine weite Reise wert. Oberbürgermeister und Ratsherren reisten an, um ihre Köpfe in den staubigen Schlund der Fürther Müllzerkleinerungsanlage stecken zu können. Das Fürther System war ihnen als „Musteranlage“ empfohlen worden. Für die weiteren verkaufsoffenen Samstage richtete die Fürther SPD im Jugendheim der Arbeiterwohlfahrt an der Hirschenstraße 24 einen Kindergarten ein. Eltern konnten dort von 9 bis 18 Uhr ihre Sprösslinge abgeben, um in Ruhe Einkäufe tätigen zu können. Der Fürther Haushalt 1970 schnellte in seiner Gesamtsumme von 90,4 Mio DM auf nahezu 110 Mio DM, so jedenfalls der geplante Etat. Die Pro-Kopf-Verschuldung Fürths würde damit von 876 DM auf 1080 DM pro Einwohner steigen. Im Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Luftschlacht um England“ (Admiral), „Ach blas` mir doch mal einen Marsch“ (Bambi), „Van de Velde: Das Leben zu zweit“ (City) sowie „Mit Pulver und Blei“ mit Glenn Ford (Park). Samstag, 6. Dezember 1969 Der Theaterumbau ließ auch die Fürther Jugend nicht ruhen. Mit einer Beat-Party unter dem Motto „Save our stage – Rettet unser Theater“ veranstaltete der Black-Bottom-Club der Tanzschule Streng eine Spendenaktion. Tanzen fürs Theater – das war neu. Der Weihnachtsmarkt an der Fürther Freiheit öffnete wieder seine Buden. Wie Glühwürmchen ringelten sich die selbst gebastelten Laternen der Volksschüler durch die dunkle Fürther Freiheit. Von unverwechselbarem Flair konnte man angesichts der aus den Lautsprechern tönenden Tonbandmusik nicht sprechen und wenn der CVJMPosaunenchor „Macht hoch die Tür“ spielte, dachten nicht wenige an „Macht hoch die Ladentür“. Für die neue Schule auf der Schwand (heute Dr.-Gustav-Schickedanz-Schule am Finkenschlag) genehmigte der Fürther Stadtrat die Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs. Der beste Entwurf sollte mit 15.000 DM belohnt werden. Das Geld war damals kein Problem, eher die mit dem Wettbewerb verbundene Zeit, die einen Baubeginn der dringend benötigten Schule verzögerte. Montag, 8. Dezember 1969 Sie kamen immer dicker ins Geschäft: Die Angehörigen der Famile Bonakdar mit ihrem Teppichgeschäft in der Hirschenstraße 16 gegenüber der Stadtsparkasse (heute VHS). Der Direktimport aus Persien sowie die fachkundige Beratung traf auf eine finanzkräftige Fürther Nachfrage, die sich gerne mit hochwertigen Statussymbolen schmückte. Mit dem Ruf „in Fürth ist der Kunde König“ trug man aufgrund einer Leserbriefbeschwerde einen Fürther Kunden in einer von vier uniformierten Lakaien getragenen Sänfte zu den verschiedensten Geschäften seiner Wahl, wo er dann jeweils einkaufte. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Das Schauspiel „Biografie“ von Max Frisch, u.a. mit Sofie Keeser, Else Panto, Inge Pedersen, Marion Schweizer, Hans Dieter Asner, Herbert Dardel und Georg Wille. Außerdem als Wiederholung die musikalische Komödie „Die vier Grobiane“ von Wolf-Ferrari in der bisherigen Besetzung. Die SpVgg trennte sich in ihrem Heimspiel im Ronhof vor 9000 Zuschauern auf schneebedecktem Boden von Bundesliga-Absteiger Offenbacher Kickers unentschieden 1:1. Das Tor für Fürth erzielte Ondera. Damit belegte man weiter Platz 10 der Regionalliga Süd. Dienstag, 9. Dezember 1969
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