Das Telekolleg des Bayerischen Rundfunks bewährte sich auch in Fürth. 131 Teilnehmer hatten einst vor drei Jahren begonnen. Von 48 Teilnehmern, die bis zuletzt durchgehalten hatten, konnten 46 ihre Zeugnisse zur Fachschulreife (= mittlere Reife und abgeschlossener Beruf) entgegennehmen. 460 Telekolleg-Sendungen mussten verfolgt, 4800 Seiten Lehrmaterial bearbeitet und viele Samstage bis zu sechs Stunden an Schulen gebüffelt werden. Für Fürth kam der Frosteinbruch viel zu früh: Auf wichtigen öffentlichen und privaten Baustellen ruhte gezwungenermaßen die Arbeit. Betroffen waren vor allem die riesigen Baustellen des Rhein-Main-Donau-Kanals, die Südumgehung Burgfarrnbachs und der Hausbau am Praterweiher. Die baulichen Missstände der Sonderschule der „Fürther Lebenshilfe“ in der Weiherhofer Straße in Dambach sorgten immer noch für Wirbel in der lokalen Presse. So wurde jetzt bekannt, dass der städtische Kirchweihausschuss den Gärtnern die jährliche Blumentombola zugunsten der Lebenshilfe wegen angeblichen „Platzmangels“ untersagte. 1968 konnten die Gärtner der Lebenshilfe aus dem Erlös 32.000 DM zur Verfügung stellen, die jetzt fehlten. Mittwoch, 10. Dezember 1969 Der Dekanatssaal in der Rudolf-Breitscheid-Straße war gut gefüllt und von festlichem Klang erfüllt. Viele Frauen aus den Gemeinden des Bayerischen Mütterdienstes veranstalteten ihr Adventssingen. Bewusste Ablenkung in der Hetze der Weihnachtsvorbereitungen? Donnerstag, 11. Dezember 1969 Dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Detag Fürth AG und Träger der goldenen Bürgermedaille der Stadt Fürth, Dr. Georg Kilian, wurde die Ernennungsurkunde zum Ehrensenator der TH München überreicht. Hart prallten die Meinungen anlässlich einer Sitzung der kommunalpolitischen Arbeitsgemeinschaft der SPD aufeinander. Zu welchem vorläufigen Endpunkt sollte die Fürther U-Bahn einmal fahren? Fachleute des Nürnberger U-Bahn-Baus plädierten für eine Endstation „Hauptbahnhof“. Bei der Fürther SPD hatten sich die meisten Stadtratsmitglieder im Interesse der Geschäftswelt jedoch für eine Endhaltestelle „Fürther Freiheit“ ausgesprochen. Im dritten Stock des Anwesens Theaterstraße 9 konnte man nur staunen: Ein 65-jähriger pensionierter Postangestellter hortete ein Sammelsurium von Souvenirs aus der ganzen Welt. Der aus der Mohrenstraße gebürtige Weltenbummler lebte wie in einem Museum. Von der blankgeputzten Messinggöttin aus Bangkok bis zu afrikanischen Buschmessern reichte das Repertoire. Damals eine Sensation. Der im Anwesen der Moststraße 3 geborene Dr. Paul Würsching beging sein 40-jähriges Kammerjubiläum. So lange stand er schon im Dienst der Industrie- und Handelskammer. Zunächst in Nürnberg, seit 1951 als Geschäftsstellenleiter des Fürther Industrie- und Handelsgremiums. (Bis 1951 wurde der Fürther Ableger der IHK Nürnberg in Personalunion mit einer Anwaltskanzlei geführt!) Der stets auf Ausgleich bedachte Syndikus betreute etwa 1500 handelsrechtlich eingetragene Firmen. Freitag, 12. Dezember 1969 OB Scherzer (FDP) stellte sich bei der „Frauenunion“ im Humbserbräu als Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl im Frühjahr vor. Die CSU war mit der FDP ein Wahlbündnis eingegangen. Scherzers bisherige Bilanz konnte sich sehen lassen: Beendigung der Projekte Krankenhaus-Neubauten und Hallenbad, Schlosserwerb Burgfarrnbach, Verdoppelung des Stadtparkareals, Kanalbauten sowie Erfolge im Wohnungsbau (allein 1967 entstanden 1109 neue Wohnungen in Fürth). Samstag, 13. Dezember 1969 Bundeskanzler Brandt empfing Fürths OB Scherzer. Das Fürther Stadtoberhaupt nahm an einer Präsidialsitzung des Deutschen Städtetages in Bonn teil, wobei die sechsköpfige Delegation im Bundeskanzleramt von Brandt empfangen wurde. Eine Stunde lang trug man ihm die Sorgen der Städte vor. Fürths Kleingehirn wurde jetzt größer: Eine neue EDV-Anlage ratterte im ersten Stock des Stadtwerkehauses an der Theresienstraße. Viermal so schnell rechnen als bisher konnten die neuen Magnetbandeinheiten. Die Bruttogehälter für 900 Beamte wurden in zwei Minuten berechnet. (Vielleicht waren auch nur die Zahlen recht klein!) Durch die Investition konnten aber nur fünf Angestellte eingespart werden. Der kommunalpolitische Verein „Treu Fürth“, der als „Fürther Block“ aktiv im Stadtrat saß, stellte keinen eigenen Kandidaten zur Oberbürgermeisterwahl. Der Verein wollte auch keine Empfehlung für einen der beiden Kandidaten (Scherzer und Hauptmannl) abgeben. Montag, 15. Dezember 1969
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