sehen wollten, mussten sie zum Fürther Stadttheater fahren, denn Beleuchter und Techniker des Nürnberger Opernhauses lagen grippekrank im Bett. Zwei Fürther Musiker erhielten in einer Stadtratssitzung Förderpreise. OB Scherzer überreichte Sängerin Ute Raithel (Landestheater Kiel) und Lehrer Manfred Strattner (Pestalozzischule) die Auszeichnungen. Schock auch für die Fürther Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerinnen: Das Kultusministerium liebäugelte mit einer Stundenkürzung zugunsten anderer Fächer. Wütende Proteste, da viele betroffene Lehrkräfte um ihre Existenz bangten. In seiner letzten Sitzung des Jahres lehnte der Stadtrat das von der Stadt Nürnberg gestellte Ultimatum zum Theatervertrag mutig ab. Man sah sich „außerstande“, den von Nürnberg geforderten höheren Zuschuss zu leisten. Trotz der damit verbundenen Kündigung erklärte man sich zu weiteren Verhandlungen bereit. Im Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Hurra, die Schule brennt!“ mit Heintje Simons und Peter Alexander (Admiral), „Pippi Langstrumpf II. Teil, Pippi geht von Bord“ mit Inger Nilsson (Bambi), „Ehepaar sucht gleichgesinntes“ mit Vera Lesse und Günter Clemens (City) sowie „James Bond 007 – im Geheimdienst Ihrer Majestät“ mit George Lazenby und Telly Savallas (Park). Samstag, 20. Dezember 1969 Finanzminister Pöhner und Wirtschaftsminister Dr. Schedl konferierten mit Max Grundig und den drei Fürther Bürgermeistern im Grundig-Verwaltungsgebäude an der Kurgartenstraße. Thema: Der geplante Fürther Theaterumbau und dessen Finanzierung. Aus dem Krankenhaus heraus telefonieren war damals schwierig. In einem Leserbrief an die FN beschwerte man sich über das Vorhandensein nur einer einzigen Telefonzelle für das gesamte Krankenhaus. Es bildeten sich täglich Schlangen von gehfähigen Patienten, die telefonieren wollten. Die Telefonzelle konnte man bei dieser Frequenz gleichzeitig auch als Sauna benutzen. Die Verkehrswacht Fürth veranstaltete im Hardenberg-Gymnasium eine kleine Weihnachtsfeier. Dabei wurden den „erfolgreichsten Schülerlotsen der Bundesrepublik“ Geschenke überreicht. Montag, 22. Dezember 1969 Am Samstag um 10 Uhr war es an der Billinganlage zwar noch frostklar, doch OB Scherzer eröffnete Fürths erste eigene Buslinie 72 nach Burgfarrnbach. Der Linienbus (Marke Büssing, Typ Präfekt mit 30 Sitz- und 80 Stehplätzen) gondelte grünbekränzt gen Burgfarrnbach. An der Endhaltestelle warteten aber keine Ehrenjungfrauen mit Blumensträußen, sondern jede Menge Fahrgäste, die nach Fürth „rein wollten“. Fürths Sponsoren machten sich gegenseitig Konkurrenz: Das „Grete-Schickedanz-Kinderheim“ freute sich nicht nur über die Weihnachtsgeschenke aus dem Hause Quelle für die Kinder, sondern auch über die Einnahme aus dem Verkauf von selbstgebastelten Schmuck- und Gebrauchsgegenständen. Frau Grete Schickedanz gab den Erlös als Spende in Höhe von 1496 DM an die Leiterin des Heimes für spastisch gelähmte Kinder weiter. Fast zeitgleich bescherte Frau Annelie Grundig die Kleinsten des „Maria-Grundig-Heimes“ am Stadtpark. Leuchtende Kinderaugen hier wie dort. Im Weihnachtsprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Oper „La Traviata“ von Verdi, u.a. mit Marianne Astner, Maria de Francesca, Cesare Curzi, Barry Hanner, Klaus Lange und Kolos Supala. Ferner als Wiederholung die Operette „Die Csardasfürstin“ von Emmerich Kalman in der bisherigen Besetzung. Die SpVgg gewann ihr letztes Heimspiel des Jahres im Ronhof vor 1500 frierenden Zuschauern auf schneebedecktem Boden gegen Waldhof Mannheim mit 1:0. Das Tor für Fürth erzielte Ebenhöh, Torhüter Löwer rettete mit Glanzparaden die Punkte. Dienstag, 23. Dezember 1969 Die „Freunde des Fürther Theaters“ erhielten beachtenswerte Unterstützung: Der Landkreis Fürth übersandte eine Spendenzusage in Höhe von 5000 DM. Wie Landrat Löffler betonte, wurde der Beschluss einstimmig gefasst. Beim Bahnübergang Ottostraße stieß am frühen Morgen eine einzelne Elektrolok gegen einen Güterzug und warf zwei Waggons um, die mit Braunkohlebriketts beladen waren. Ein dritter Waggon entgleiste. Es dauerte Stunden, bis die ausgekippte Ladung von 50 Tonnen beseitigt und ein Bundesbahnhilfszug die Waggons wieder in die Gleise gewuchtet hatte. Es kam zu erheblichen Störungen im Berufsverkehr. Der Schaden betrug 26.000 DM. Mittwoch, 24. Dezember 1969 Der frisch renovierte „Ritzmannshöfer Bungalow“ mit Ritterbar warb in Anzeigen in den FN um Besuch seines Großen Silvesterballs mit Tanz bis in die frühen Morgenstunden. Restaurant Langmann bei Stadttheater lud zum Silvester-Gedeck (ein Essen, das die Königin von England bei ihrem Besuch in Wien kredenzt bekam): Klare Rindsuppe, Butterteigpastetchen mit Hühnerragout, Rehmedaillon „Stadt Wien“ mit Kroketten und Preiselbeeren sowie Erdbeeren mit Schlag und Mokka.
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