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Montag, 10. Februar 1969 Die Fürther stürmten zu Fasching weiterhin die Ballsäle. Die „Hockerer“ der SpVgg feierten im Grünen Baum, der „Humbser-Ball“ fand in der Halle des TV Fürth 1860 statt und die Angehörigen von „Treu-Fürth“ schunkelten fröhlich im Logenhaus. In Fürth nicht gesichtet, in München dagegen schon Kult: Bunt bemalte „oben ohne“ Mädchenkörper auf den Bällen Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Operette „Der Opernball“ von Richard Heuberger, u.a. mit Anny Coty, Gerda Hensel, Roswitha Karon, Sonja Knittel Karl Mikorey, Pawel Mirov und Hans Rickal. Ferner als Wiederholung die Märchenoper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck in der bisherigen Besetzung. Die SpVgg erreichte in ihrem Heimspiel im Ronhof auf Schneeboden vor 4000 Zuschauern gegen den SV Waldhof Mannheim ein 1:1-Unentschieden. Das Tor für Fürth erzielte Perras. Damit belegte man Rang fünf der Tabelle. Dienstag, 11. Februar 1969 OB Scherzer sandte an den aus Fürth stammenden Berater des neuen amerikanischen Präsidenten Nixon, Henry Kissinger, ein Telegramm mit dem Wortlaut: „Hocherfreut nehmen wir von Ihrem bevorstehenden Europaaufenthalt Kenntnis und laden Sie deshalb sehr herzlich zu einem erneuten Besuch Ihrer Vaterstadt Fürth ein.“ Mittwoch, 12. Februar 1969 Die Firmen aus dem Fürther Raum auf der Nürnberger Spielwarenmesse gaben sich optimistisch: Wie die meisten Aussteller verbuchten sie überdurchschnittlich viele Aufträge. Die Firmen, wie z.B. Mangold (Gama), Neuhirl (Carrera), Brandstätter (Geobra), Eckart, Pestalozzi-Verlag, Fuchs, Reulein, Dr. Kirschner oder Götz und Sohn drängten mit vielen Neuheiten auf den Weltmarkt. Im Prozess gegen den ehemaligen Grundig-Manager Josef Schäfer behaupteten dessen Verteidiger nun, dass ihr Mandant bei seinen Aussagen in der Untersuchungshaft infolge Erschöpfung und Übermüdung vernehmungsunfähig gewesen war. Das Gericht ordnete deshalb die Ladung eines medizinischen Sachverständigen an. Das Verfahren drehte sich weiter im Kreis. Die Stadtsparkasse eröffnete an der Königswarterstraße 82 eine neue Hauptzweigstelle. Der Neubau entstand auf dem Grundstück der ehemaligen Neumann`schen Villa. Die Bedienungsfläche für die Kunden betrug 170 qm, allein die Theke maß 33 m. Ein 44 m langes Förderband verband die Bedienungsfläche mit den beiden Zahlkassen. Donnerstag, 13. Februar 1969 Die Vergnügungssteuer brachte dem bayerischen Staat einen zweistelligen Millionenbetrag. Manche Fürther Veranstalter von Bällen sprachen gar ironisch von einer „Faschingssteuer“. Große Veranstalter zahlten schon mal 1000 DM pro Tag. In diesem Jahr standen allein 44 Faschingstage zur Verfügung. Im Geismannsaal versammelten sich 700 Bäuerinnen aller Jahrgänge zum „Tag der evangelischen Landfrau“. Der Weg in die Zukunft sollte aus weltlicher und christlicher Sicht aufgezeigt werden. Tenor: Der moderne Landwirt hat Mut zu Wahrheit und Klarheit, er passt sich an. Na, dann war ja eigentlich alles klar. Freitag, 14. Februar 1969 Der Fürther Stadtrat ehrte in festlicher Stimmung den hochherzigen Spender Carl Hinterleitner (Holzhandlung Dech) mit der „Goldenen Bürgermedaille“. Er war der zwölfte Bürger, der diese Auszeichnung erhielt. Viele Träger dieses Ehrenzeichens waren Zeugen der Verleihung. Max Grundig hatte sich wegen einer schmerzhaften Verletzung, Ludwig Erhard wegen anderweitiger Verpflichtungen entschuldigen lassen. Nach seiner Dankesrede spendete der Geehrte 20.000 DM für die Fürther Altersheime und statt eines nach einer solchen Verleihung üblichen Empfanges stiftete er 3000 DM für die Lebenshilfe. Gelebte Nächstenliebe eines tiefreligiösen Menschen. Im Prozess gegen den ehemaligen Grundig-Manager Josef Schäfer schienen alle denkbaren Möglichkeiten der Verzögerung Wirklichkeit zu werden. Jetzt war einer der drei Berufsrichter erkrankt. Ergebnis: Vertagung auf den 19.02.69. Seit Juni 1968 war die Stelle des Schulrats für den Fürther Landkreis unbesetzt. Hinter den Kulissen spielte sich eine hemmungslose Funktionärsschlacht ab: Der vorgeschlagene Bewerber war profilierter Mitarbeiter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, das gegen diesen Bewerber protestierende Mitglied des Hauptpersonalrats und Gegenkandidat war indes Funktionär des konkurrierenden Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes. Fachliche Qualitäten waren untergeordneter Natur. Die Stelle wurde wenig später mit dem 43-jährigen Roland Kühn aus Wintersdorf besetzt. Samstag, 15. Februar 1969

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