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Bürgermeister Heinrich Stranka, 1964 gegen Kurt Scherzer knapp unterlegener Oberbürgermeisterkandidat der SPD, gab in einer Erklärung bekannt, dass er 1970 auf keinen Fall kandidieren werde. Diese Nachricht schlug in SPD-Mitgliedskreisen wie eine Bombe ein. Auf der Fürther Freiheit wurden die vier tollen „Kälte-Tage“ eröffnet. OB Scherzer hatte sich vorsorglich eine herabgezogene Pelzmütze unter die Narrenkappe gezogen, um der grimmigen Kälte trotzen. Prinz Roland I. hauchte ein kaltes „Ahaaa“ nach dem andern in die eisige Luft und die Prinzengarde verordnete den Umstehenden Schunkelmedizin. Die Fürther folgten mit der ihnen eigenen Ausgelassenheit. Montag, 17. Februar 1969 Die Stadtwerke Fürth eröffneten ihre neuen Ausstellungs- und Beratungsräume in der Königswarterstraße 38. Ab sofort konnte man sich über Gasverbrauch, Heizungssysteme und Stromtarife beraten lassen. Öffentlichkeitsarbeit im Sinne der Aufklärung stand im Vordergrund. Das letzte Gaudi-Wochenende brachte einen rasanten Endspurt: Die Metzger feierten in der 60er- Turnhalle, der „Ball der Marine“ fand im Geismannsaal statt und Vertreter des Stadtvereins Hardhöhe tummelten sich im Logenhaus. Kleinere Vereine oder Abteilungen feierten in Nebenzimmern von Lokalen. Im Wochenprogramm des Fürther Stadttheaters: Die Wiederholung der Komödie „Der Revisor“ von Nicolai Gogol in der bisherigen Besetzung sowie die Komödie „Ein idealer Gatte“ von Oscar Wilde, u.a. mit Renate Heymann, Hildegard Krost, Else Panto, Hans Dieter Asner, Leo Bieber und Hannes Riesenberger. Wegen Pokalspielen war die Mannschaft der SpVgg an diesem Wochenende spielfrei. Dienstag, 18. Februar 1969 Bei minus 15 Grad Celsius gab es nachts Feuerwehralarm im amerikanischen Kasernenbereich an der Flößaustraße. Wegen Kältespannungen platzte die Naht eines Aufsetztanks an einem Armeefahrzeug. 200 Liter Benzin ergossen sich auf den gefrorenen Erdboden. Der Treibstoff wurde sofort in einen Leertank umgepumpt. Trotzdem musste tags darauf das Erdreich abgetragen und zum Sondermüllplatz nach Schwabach gebracht werden. Mittwoch, 19. Februar 1969 Die Fürther wachten beim Faschings-Kehraus auf! Nicht zu den Klängen der Straßenbahnerkapelle in Wintermänteln, die zu Beginn spielten, wohl aber zu den zackigen Klängen der amerikanischen „Second Army Cavalry Division“ Für eine Augenweide sorgten die Beine der Gardemädchen. Die auf der Fürther Freiheit versammelten Massen nahm das Fürther Prinzenpaar als Huldigung an ihr karnevalistisches Regiment. Der städtische Bauausschuss genehmigte ein neues Baugebiet, das unmittelbar mit dem Kanalbau bzw. dem Bau der Südwesttangente zusammenhing. Im Bereich Zirndorfer -, Weiherhofer Straße und Cadolzburger Bahnlinie entstand in Dambach das Baugebiet „Am Steineck“. Es bot Platz für etwa 200 Familien. Donnerstag, 20. Februar 1969 Schon zum zweiten Mal kam man in der Kantine der Humbser-Geismann-Brauerei am Aschermittwoch zusammen. Die gesamte Prominenz Fürths traf sich dort zum Heringsessen, dazu mehrere Faschingsprinzenpaare aus der Region. Sogar die Bundeswehr und die Bereitschaftspolizei hatten ihre Kommandeure entsandt. Man musste doch die Zeit bis zum Beginn des Poculators irgendwie überbrücken. Im Prozess gegen den ehemaligen Grundig-Manager Josef Schäfer ging es um das Grundig-Haus in Düsseldorf, das einen Wert von 300.000 DM hatte und von Schäfer für nur 125.000 DM an seine Lebensgefährtin Betty Schuh verscherbelt wurde. Ein Gutachten eines Frankfurter Architekten erklärte den Wertverlust mit dem regelmäßigen Auftauchen von Prostituierten ab Einbruch der Dunkelheit in dieser Düsseldorfer Gegend. Ein Gefälligkeitsgutachten? Freitag, 21. Februar 1969 Das Jahr 1968 brachte dem Fürther Quelle-Konzern eine Umsatzerhöhung von 2,934 Mrd DM auf 3,188 Mrd DM. Allein der Umsatz in den Quelle-Kaufhäusern stieg um 16,4%. Da der Gewinn wesentlich höher als im Vorjahr ausfiel, konnte das Eigenkapital des Konzerns auf 350 Mio DM erhöht werden. Frau Grete Schickedanz teilte im neuen Quelle-Katalog mit, dass die Preiserhöhungen nur etwas über einem Prozent lagen. Mit 22 zu 13 Stimmen beschloss der Fürther Stadtrat nach langem Ringen, die zweite Schule auf der Hardhöhe in Fertigbauweise zu errichten. Eine Fertigteilschule konnte ein Jahr früher in Betrieb gehen als eine Lehranstalt in konventioneller Bauweise. Entsetzen bei vielen Stadträten, als eine mögliche Baukostensumme in Höhe von 3,2 Mio DM durch die Reihen geisterte.

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