einmal häuslich nieder. Er bereitete sich in der Küche ein Essen, trank mehrere Flaschen Bier, nahm ein warmes Wannenbad und durchsuchte erst danach das Mobiliar in aller Seelenruhe nach Wertsachen. Sein bisher letzter Auftritt als „Hausherr“ geschah jetzt in einem Einfamilienhaus an der Zirndorfer Straße. Die aus der Fusion von Delog und Detag hervorgegangene Fürther „Flachglas AG Delog-Detag“ konnte 1970 ihre Investitionen erheblich verstärken. Beigetragen hatten dazu Umsatzsteigerungen in Höhe von 8,3%. Mittwoch, 3. März 1971 Die Fürther Schuhgeschäfte Pöhlmann, Hagler, Stolk und Co bekamen Konkurrenz: Ecke Alexander- und Schwabacher Straße eröffnete Schuh-Stürmer ein Fachgeschäft für modisch aktuelle Schuhe. An gleicher Stelle hatte sich bisher das Hut- und Schirmgeschäft Brückner befunden. Zumindest am Eröffnungstag stürmten die Fürther „Stürmer“. Ein neues Drucktastenstellwerk an der Karolinenstraße ging in Betrieb. Von hier aus wurde jetzt der gesamte Zugverkehr zwischen Siegelsdorf und Nürnberg gesteuert und überwacht. Die Züge erschienen als Lichtpünktchen auf dem Schaltbrett. Eine Automatik öffnete Signale und stellte Weichen. Dafür genügte jetzt ein Knopfdruck, die schwere körperliche Arbeit wurde durch den Einsatz der Elektronik abgenommen. Viele Fürther trauerten dem Abriss der über vierzig Jahre alten Volksgaststätte „Altes Forsthaus“ am Beginn des Fürther Stadtwaldes nach. Das Gebäude war so baufällig, dass sich eine Renovierung nicht mehr lohnte. Nachdem ein Bauträger, der dort ein Gästehaus errichten wollte, einen Rückzieher machte, lag die Fläche auf dem Hügel hinter Unterfürberg weiterhin brach. Es sollte noch einige Zeit dauern, ehe Grundig dort sein Hotel platzierte. Donnerstag, 4. März 1971 Der Schickedanz-Konzern wartete mit einem neuen Spezialkatalog auf: Nach Foto-Quelle erschien erstmals ein „Garten-Quelle“-Katalog in einer Auflage von 800.000 Exemplaren. Er beinhaltete etwa 500 Artikel. Auslöser: Alleine im Herbst 1970 hatte das Versandhaus Quelle mehr als 20 Millionen Blumenzwiebeln auf dem Versandweg verkauft. Von den rund 500.000 Deutschstämmigen, die in Polen einen Antrag auf Aussiedlung stellten, sollten etwa 500 nach Fürth kommen. Sie wurden von den hier lebenden Angehörigen eingeladen. Sie mussten umgerechnet 1250 DM für einen Reisepass an die polnischen Behörden zahlen. Flugblätter des Deutschen Roten Kreuzes sollten helfen, den Neuankömmlingen den Start im „goldenen Westen“ zu erleichtern. Gasalarm am Auspuff: Die Stadt Fürth ließ ihre stadteigenen Personenwagen im Bauhof testen und entgiften, soweit dies damals möglich war. Kein städtisches Fahrzeug pustete künftig mehr als 4,5% Kohlenmonoxyd aus. In einer Pressekonferenz der SpVgg Fürth erklärte der geschäftsführende Vorsitzende Albert Dörfler, dass trotz des Verkaufs von 1,6 Hektar vereinseigenen Geländes an einen Bauträger auch Mitgliedsbeiträge und Eintrittspreise im Ronhof erhöht werden müssten. Aufgrund des Sparzwangs würden den Fürther Vertragsspielern Grundgehälter und Punktprämien bezahlt, die jedem Ersatzspieler manches Nachbarvereins nur ein müdes Lächeln abnötigen würden. Ob man sich da in Richtung Valznerweiher Nürnberg orientiert hatte? Freitag, 5. März 1971 Sieben Diebstahlsanzeigen innerhalb kurzer Zeit waren für die Fürther Kriminalpolizei genug, um die Bevölkerung vor einem Schulbuben zu warnen, der sich mit allen möglichen Tricks Zugang zu Portemonnaies verschaffte. Der bisherige Schaden betrug schon mehr als 1700 DM. Der etwa 11 bis 14 Jahre alte Junge bot an der Wohnungstüre Zeitungen zum Kauf an. Durch geschickte Ablenkungsmanöver kam er dann an die Geldbörsen in der Garderobe. Aufgrund des Geburtenrückgangs dauerten Adoptionen länger. Das Fürther Jugendamt könnte viel mehr Kinder vermitteln, wenn man nur welche hätte. Die Wartefrist für das Mutterglück auf dem Amtsweg dauerte jetzt etwa ein volles Jahr. In den letzten beiden Jahren hatten 22 Kinder Adoptiveltern gefunden. Adoptionswillige Ehepaare gab es in Fürth zahlreich. Schwierigkeiten bereiteten nur zur Adoption freigegebene Mischlingskinder. Diese wurden in der Regel nach Dänemark oder Schweden vermittelt, wo wesentlich geringere Vorurteile herrschten als bei uns. Im Fürther Filmprogramm zum Monatsbeginn u.a.: „Nachbarn sind zum Ärgern da“ mit Uschi Glas und Fritz Wepper (Admiral), „Stellungen“ (Bambi), „20 Mädchen und die Pauker: Heute steht die Penne Kopf!“ (City) sowie „Pronto Amigo“ mit Bob Henry (Park). Samstag, 6. März 1971 Der TV Fürth 1860 traf auf seiner Jahresversammlung eine wichtige Entscheidung: 287 von 325 Mitgliedern votierten für einen neuen Sportpark an der Forsthausstraße in Dambach. Prunkstück sollte eine zu bauende 100 m lange Großturnhalle mit 500 Plätzen sein. Integrierte Kegelbahnen und zwei Hallen-Tennisplätze durften nicht fehlen. Ein 39-jähriger schizophrener Landwirt aus Hausen bei Horbach richtete ein Blutbad an. Nachdem er sich über eine Katze in seinem Stall geärgert hatte, nahm er eine Axt und erschlug damit den Hofhund. Dann lief er in die Küche des Wohnhauses und spaltete der dort arbeitenden Haushälterin mit wuchtigen Axtschlägen den Kopf. Jede
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