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Die blauberockten Männer am Fahrkartenschalter des Fürther Hauptbahnhofs baten seit 1. März wieder einmal zur Kasse. Außer Pendlern und Schülern mussten dieses Jahr alle mehr bezahlen. Tagesrückfahrkarten gab es jetzt nur noch bis zu einer Entfernung von 50 km (bisher 80 km), außerdem kostete der Bundesbahnkilometer jetzt 9,5 Pfennige (bisher 8,5 Pfennige). Einschließlich Rückfahrt zahlte man jetzt für eine Fahrkarte z.B. von Nürnberg nach Bad Windsheim 10,80 DM statt bisher 7,-- DM. Die Fürther Verkehrswacht veranstaltete auf der Fürther Freiheit eine Tombola, bei der man für eine Mark ein Auto gewinnen konnte. Insgesamt kamen 175.000 Lose zum Verkauf. Fünf Neuwagen standen blankgeputzt als Gewinne bereit. Vom Erlös gingen 50% an die Landesverkehrswacht, vom Rest wollte man in Fürth eine Jugendverkehrsschule und einen Verkehrskindergarten finanzieren. Donnerstag, 18. März 1971 Nur noch wenige Trümmerhaufen im Wiesengrund erinnerten an die alte Fürther Ludwigbrücke. Der Abbruch der Brücke aus dem Jahre 1840 war beendet. Auf den beiden Fahrspuren der ersten Hälfte der neuen Ludwigbrücke brauste schon der Verkehr in Richtung Nordspange bzw. Uhrenhäuschen. Jetzt ging es an die anzubauende zweite Hälfte des Neubaus. Die neu entstehenden weiteren zwei Spuren sollten am Ende zum Dreikönigsplatz geführt werden. Der Gerling-Konzern eröffnete in Fürth eine Zweigstelle. In der Schwabacher Straße 34 entstand die sechste Niederlassung in Franken. Die Versicherungsagentur betreute Betriebe und Privatkunden in Stadt und Landkreis. Fünf Fürther Altstadtfamilien lebten sehr gefährlich. Sie wohnten und schliefen „auf eigene Gefahr“. Eigentlich sollten die Bewohner des Hauses Bergstraße 13 noch länger in ihren Wohnungen bleiben können, weil die Ersatzwohnungen aus dem Sanierungsprogramm erst 1972 fertiggestellt wurden, aber aufgrund einer Panne des Bauamtes wurde das bereits leerstehende angrenzende Nachbarhaus (Bergstraße 15) versehentlich abgerissen. Das Anwesen hätte als Stabilisator bis 1972 stehen bleiben sollen. So musste man befürchten, dass das jetzt noch bewohnte Haus irgendwann einstürzen würde. Das Wohnen wurde damit zur Angstpartie. Freitag, 19. März 1971 Vor dem Umbau kam der Umzug! So wollte es die komplizierte Logik des Fürther Umbaus des Stadttheaters. Alles, was jahrzehntelang Fürths Theaterleben prägte, musste jetzt in die ehemalige Mälzerei des von der Stadt jüngst erworbenen Geismann-Brauerei-Komplexes getragen werden. Vom Kristall-Lüster bis zum Kinderkostüm wurde dort alles eingelagert. Noch vor dem beginnenden Umbau begann noch eine akustische Bestandsaufnahme. Die gemessenen Werte im Zuschauerraum sollten nach den Umbauarbeiten mindestens wieder erreicht werden. In der Schwabacher Straße 36 in Fürth eröffnete „Interoptik“ (Stammsitz in Fürth) sein 16. Fachgeschäft. Zu diesem Zweck wurden die Räume des ehemaligen Kinos „Central“ völlig umgebaut. (Heute residiert dort „Fielmann“). Erstmals konnten Kunden in den Vitrinen und Regalen Brillengestelle selbst vorwählen. Die fachkundige Beratung erfolgte hinterher. Quelle-Markt verkaufte israelische Orangen der Sorte Jaffa (Werbeslogan: „außen Jaffa – innen gut“). Drei Orangen im Netz kosteten 0,88 DM. Im Fürther Filmprogramm zur Monatsmitte u.a.: „Unsere Pauker gehen in die Luft“ mit Wencke Myhre, Georg Thomalla und Peter Weck (Admiral), „“Wie hat man Erfolg in der Liebe“? (Bambi), „“Catch 22“ mit Orson Welles, Anthony Perkins, Art Garfunkel und Alan Arkin (City) sowie „Macho Callahan“ mit David Janssen und Jean Seberg (Park). Samstag, 20. März 1971 Die „Wanderjahre“ der städtischen Real- und Handelsschule waren endgültig beendet. Das völlig umgebaute ehemalige Fürther Nathanstift wurde offiziell an die Schulleitung übergeben. Der Ministerialbeauftragte für Mittelfranken schwärmte von einem „Modellcharakter“. Überall Bewunderung und Anerkennung für den 5,3-Mio-DM teuren Umbau. Die Führungskrise der SpVgg hatte nach einem Jahr ein Ende. Nahezu einmütig wurde in der einberufenen Generalversammlung Stadtrat Albert Dörfler zum 1. Vorsitzenden gewählt. Ihm zur Seite stand der 2. Vorsitzende Dr. Helmut Röllinger. Schriftführer wurde Max Wiesmeier, Schatzmeister Gerhard Linz und Hans Reingruber übte ab sofort das Amt des Spielausschuss-Vorsitzenden aus. 314 anwesende Mitglieder stimmten auch einer Beitragserhöhung zu. Montag, 22. März 1971 Wenn ein Fürther Polizist ab sofort eine Fußstreife unternahm, hatte er eine ganze Kompanie Verstärkung in der Westentasche. Alle Fürther Streifen-Polizisten wurden mit handlichen Sprechfunkgeräten ausgestattet, die Reichweite der kleinen Sender umfasste das gesamte Stadtgebiet. Hilfe konnte also umgehend angefordert werden. Jedes dieser Minifunk-Geräte kostete 1800 DM.

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