vorstellig zu werden, um so schnell wie möglich finanzielle Hilfe zu erhalten. Durch den Kanalbau waren überörtlich bedeutsame Verkehrsprojekte verursacht worden, die zu einer außerordentlichen finanziellen Notlage der Stadt geführt hatten. Samstag, 27. März 1971 Vom Sirius direkt in die Fürther City: Zwei in Raumanzügen versteckte Bewohner dieses Sternes „landeten“ in der Fürther Innenstadt. Damit startete eine Aktion, die von 24 Fürther Einzelhändlern finanziert wurde. Ziel der Werbekampagne war es, in den nächsten Tagen die Attraktivität Fürths als Einkaufsstadt hervorzuheben und darüber hinaus auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt hinzuweisen. Das achttägige Frühlingsfest eröffnete an der Schwabacher Straße gegenüber dem Lohnertspielplatz. Hauptanziehungspunkt war ein nagelneues „Hully-Gully“. In der anhaltenden Diskussion zu einer kommenden Gebietsreform keilten die Fürth umgebenden Vororte zurück: Was hatte die Stadt Fürth bis jetzt für ihre Vororte getan? Ihrer Ansicht nach recht wenig, weshalb man den Begehrlichkeiten der Stadt in Richtung Eingemeindung reserviert gegenüberstand. Seit der Jahrhundertwende hatte sich die Fläche Fürths rund verdreifacht. Zu Fürth kamen: 1899 Weikershof (mit Teilen von Höfen), 1900 Poppenreuth, 1901 Dambach, 1918 Unterfarrnbach und Atzenhof, 1923 Burgfarrnbach und 1927 Ronhof und Kronach. Montag, 29. März 1971 Handelsschülerinnen und -schüler des Prüfungsjahrganges 1931 besuchten nach 40-jähriger Pause ihre mittlerweile neue Real- und Handelsschule. Direktor Friedrich Karl Winter führte die ehemaligen Absolventen stolz durch den Komplex des ehemaligen Nathanstiftes. Die netteste Überraschung wartete im nagelneuen Sprachlabor in Form einer lebendigen Englischstunde. Wachablösung beim ASV Fürth: Nach 22 Jahren trat Stadtrat Fritz Rupprecht bei der Jahreshauptversammlung in den „Ruhestand“, nicht ohne gleich danach zum Ehrenvorsitzenden ernannt zu werden. Zum Nachfolger wurde Stadtrat Fritz Engel gewählt. Ende 1970 verzeichnete der Südstadtverein 895 Mitglieder. Die „heißen Eisen“ der sozialistischen Jugendarbeit schwelten in Fürth permanent! Über 100 Delegierte aus ganz Bayern vertraten 50 Ortsvereine der Jugendorganisation der „Falken“. Die Landeskonferenz der Falken fand in Fürth statt. Für die Auflockerung der zweitägigen Sitzung sorgte ein Kabarettabend mit jungen Kräften aus München. Die SpVgg gewann ihr Heimspiel im Ronhof vor 3000 Zuschauern gegen Viktoria Aschaffenburg mit 3:1. Tore für Fürth durch Marchl und Pieper (2). Mit diesem Sieg kletterte man auf Rang drei der Tabelle. Dienstag, 30. März 1971 Die Fürther Friseure stellten die neue Damenfrisur vor: „Primavera“ hieß die neue Haarmode. Die Haarform wurde von sanften Wellen am Vorderkopf bestimmt, die Nackenhaare frisierte man mit viel Volumen zu einer Art Hochfrisur aus. Die Friseure sprachen ernst und geheimnisvoll von einem „Spezialschnitt mit Effilage des Nackenhaares“. Bei der zweiten Lesung des Fürther Haushaltes zeichnete es sich ab: Die Stadtratsmehrheit war gegen die noch bestehende Getränkesteuer. Nur die SPD wollte an dieser antiquierten Steuer festhalten. Der Sacker Bürgermeister wurde nach zehnjähriger Amtstätigkeit vom Sacker Gemeinderat offiziell entlassen. Ihm wurde zum Vorwurf gemacht, die Amtsgeschäfte nicht immer streng von seinen eigenen Schreinereigeschäften und denen der Kohlenhandlung seiner Frau getrennt zu haben, wie es das Gesetz vorsah. Meist ging es dabei um Grundstücksgeschäfte. Obwohl der Betroffene von sich aus 25.000 DM zurückzahlte, kam es zu Schadenersatzklagen und zu einem Disziplinarverfahren gegen das bisherige Gemeindeoberhaupt. Mittwoch, 31. März 1971 Eine Diskussion, zu der die FDP in Cadolzburg sinnigerweise in das Lokal „Friedenseiche“ eingeladen hatte, führte zu einer heftigen Konfrontation: Das brisante Thema „Gebietsreform“ erhitzte die Gemüter. Fürths OB Scherzer und Landrat Löffler schoben sich gegenseitig die Schuld am Konflikt zu. Große Teile des Fürther Landkreises wollten keine Eingemeindung nach Fürth, umgekehrt streckte Fürth die Fühler aus, um seine Stadtgrenzen nach Norden und Westen erweitern zu können. Die Nachricht schlug in Fürth wie eine Bombe ein: Trainer Fred Hoffmann bat um Entlassung aus seinem Vertrag zum 1. Juli 1971. Sein Vertrag wäre noch bis Mitte des Jahres 1972 gelaufen. Er hatte ein Angebot des VfR Heilbronn vorliegen. Man munkelte, dass fanatische Anhänger, die ihn seit Monaten schon bei jedem Heimspiel von der Tribüne aus beschimpften, den waschechten Fürther zu diesem Schritt bewogen hatten. Der Prophet im eigenen Land gilt ja bekanntlich nichts. Donnerstag, 1. April 1971
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